1. Mai bei der FAU Düsseldorf

Seitdem die Regierung die Covid-Pandemie erkannt hat und das Infektionsschutzgesetz anwendet, wird mit Notverordnungen regiert. Dabei schränken sowohl das Infektionsschutzgesetz als auch die Corona Schutzverordnung unser Recht auf Demonstration erheblich ein.

Unter den Bedingungen der Pandemie hatte der DGB schon vor Wochen alle Demonstrationen und Kundgebungen zum 1. Mai abgesagt. Für uns war dies keine Option! Auch unter den Bedingungen einer Pandemie hören die Angriffe auf die Arbeiter*innen nicht auf – Gegenwehr bleibt also weiterhin Pflicht.

An dieser Stelle nur mal zwei, drei Beispiele die das verdeutlichen sollen:

Während die Krankenpfleger*innen (die Menschen, die für Reinigung, Logistik und Ernährung der Krankenhäuser zuständig sind, werden fast immer vergessen!) als „Held*innen“ gefeiert und als „systemrelevant“ bezeichnet werden, werden die Arbeitsgesetze in Bezug auf Arbeitszeit und Ruhepausen erheblich verschlechtert!

Die Arbeiter*innen bei Amazon beklagen die schlechte Situation zum Schutz ihrer Gesundheit, während der Konzern Umsatz und Gewinne wie noch nie einheimst.

Und natürlich schicken in dieser Krise viele Bosse die Arbeiter*innen in die Kurzarbeit, was oft einen Verlust von bis 40% des Netto(!)lohnes bedeutet – für manchen ein sehr bitter Vorgeschmack auf die Rente!  Einige Bosse gehen auch Pleite und die Kolleg*Innen werden dann arbeitslos…..

Mahnwache vor dem DGB-Haus.

Corona-Krise: Problem einer ganzen Klasse

Wir haben also beschlossen heute auf den Straßen Düsseldorfs und Mönchengladbachs zu demonstrieren.

Die Auflagen der Stadt waren sehr umfangreich und unverhältnismäßig. Nicht nur das die Teilnehmer*innenzahl beschränkt wurde, uns wurde auch verboten Flyer oder andere Materialien zu verteilen. Eine weitere unzulässige Einschränkung war die zeitliche Beschränkung auf 2 1/2 Stunden.

Für dieses eine Mal haben wir das aus Gründen hingenommen.

Los ging es für uns heute morgen ab kurz vor 10 Uhr. Treffen der Versammlungsleitungen und weiter Aktivist*innen bei uns im Gewerkschaftslokal „V6“. Eine letzte Besprechung und Verteilung der Materialien. Ab 11 Uhr waren wir dann an allen drei Standorten. Bis 13:30 Uhr waren wir mit wechselnder Besetzung (nie mehr als 25 Personen gleichzeitig an allen drei Standorten) deutlich mehr Menschen als wir vorher eingeplant hatten. Dabei wurden wir nicht nur von Mitgliedern und Freund*innen der FAUD Sektion Krefeld unterstützt sondern auch von Kolleg*innen unseres nördlichen Nachbarsyndikates (FAU Duisburg).

DGB-Haus

Hier waren die „Ordnungshüter*innen“ von Ordnungsamt und Polizei erstaunlich entspannt. Während wir mit Metermaß und Straßenkreide unsere Standplätze markierten und „Abstandslinien“ für die Fußgänger*innen auf den Bürgersteig malten, konnten vor Ort noch weiter Absprachen getroffen werden. So war dann auch die Gestaltung des Bodens mit Kreide, oder das Abspielen von Musik kein Problem.

Vorbeikommende Spaziergänger*innen nahmen uns wahr und nicht wenige wechselten kurz ein paar zustimmende Worte mit uns. Aus vorbeifahrenden Autos erhielten wir so manchen Gruß, oft von Hupen untermauert.

„Corona-Krise: Problem einer ganzen Klasse“

 

Oberbilker Markt

Hier waren die Erfahrungen mit Passanten ganz ähnlich. Allerdings gab es hier auch ein paar Begegnungen der „dritten Art“.

So verwickelte uns ein „Sozialist“ in ein Gespräch, in dessen Verlauf er besonders Wissenschaftler lobte, welche die Gefahren von Covis-19 verharmlosen….
Eine Person wollte mit uns über „Hygiene-Demos“ diskutieren und uns erzählen wie schlimm Antifaschist*innen wären ….

Anders sahen die Erfahrungen mit der Polizei aus, da am Oberbilker Markt der kleinste Teil von uns ohne Unterstützung anderer Sektionen stand, hatten wir zeitweise eine 1 (Demonstrant) zu 2 Betreuung durch die Polizei, die auch streng auf die Maskenpflicht und das Musik-Verbot achtete.

„Betriebe kollektivieren“

Mahnwache des Allgemeinen Syndikates Düsseldorf

Nach Auflösung der Veranstaltung am Oberbilker Markt wurde unser Transparent „Betriebe kollektivieren“ noch zwei mal entrollt, bevor es wieder im V6 verstaut wurde. Einmal vor einer Bank (ja, auch die sollen kollektiviert werden – denn irgendjemand muss sie ja abwickeln) und vor einem Luxushotel (das unserer Meinung nach dringend für Wohnungslose und/oder Frauen/Kinder die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind geöffnet werden müsste).

 

Apollo Platz

Hier standen wir direkt zwischen der Kundgebung der MLPD (Willy Brand Platz) und der „großen“ Bündnisdemo am Landtag. Zu letzterer hatten gut ein dutzend Gruppen und Parteien aufgerufen. Am Landtag ging es vor allem um die Situation in den sogenannten „Care-Berufen“. Dazu passten auch unsere Banner:

„Niedriglohn – Zwangsarbeit – dafür haben wir keine Zeit“

„Menschenwürdige Tarifverträge statt Applaus“

Mahnwache des Allgemeinen Syndikates Düsseldorf und der Sektion Krefeld.

Auch unser Statement gegen Antisemitismus, war an diesem Ort genau richtig!
Und natürlich haben wir auch der Kolleg*innen in den Flüchtlingslagern innerhalb und außerhalb Europas gedacht – #LeaveNoOneBehind zierte u.a. den Boden am Apollo Platz.

Hier brachten wir dann auch unsere Zeitung „Direkte Aktion“ unter die Menschen. Natürlich haben wir sie nicht verteilt, denn das hätte gegen die Auflagen verstoßen. Stattdessen haben wir sie zum selber mitnehmen ausgelegt. Ein Kreis (2 Meter Radius) drumherum und die Aufforderung diesen nur einzeln zu betreten haben ihren Zweck erfüllt.

 

Sektion Mönchengladbach

Unsere Mitglieder der Sektion Mönchengladbach sind übrigens auch nicht untätig gewesen. In einer kleinen Gruppe besuchten sie mehrere Orte, an denen sie kurze Mahnwachen abhielten. In den nächsten Tagen findet ihr dazu sicher einen ausführlichen Bericht auf ihrer Homepage. Eine Reihe Fotos findet ihr schon jetzt auf facebook.

„Wir kriegen nur, wofür wir kämpfen!

Heute Arbeitskämpfe & Morgen eine ganze Welt zu gewinnen!“

Alles in allem ist es uns gelungen heute deutlich zu machen, das wir uns den ersten Mai als Kampf- und Protesttag der Arbeiter*innen nicht wegnehmen lassen – auch nicht in Zeiten einer Pandemie. Solange die Arbeiter*innen ihre Knochen hinhalten sollen, die Wirtschaft auf den Profit für die Bosse und nicht auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet ist, werden wir nicht verstummen.

 

[ssba]