Erster Mai in Mönchengladbach

Die Gladbacher FAU-Sektion war zum alljährlichen Kampftag der Arbeiter*innenklasse trotz Versammlungseinschränkungen in Zeiten des Coronavirus auf den Straßen unterwegs. Mit Transparent, Schildern, Fahnen und natürlich Mund-Nasen-Schutzmasken besuchten wir mehrere Orte in der Stadt und machten dort deutlich, wofür wir kämpfen wollen.

Die Grundlagen unserer Überzeugungen sind dabei klar:

Heraus zum 1. Mai! Hinein in deine lokale Basisgewerkschaft!
Wir kriegen nur, wofür wir kämpfen! Heute Arbeitskämpfe & morgen eine ganze Welt zu gewinnen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zunächst wandten wir uns den Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen aus dem Gesundheitswesen und dieser Branche allgemein zu.

Profit-Denken im Gesundheitswesen geht gar nicht. Kapitalismus abschaffen!

Hierfür fanden wir uns vor den Kliniken Maria Hilf ein, die nur beispielhaft für unzählige weitere Betriebe und Einrichtungen steht, in denen Kolleg*innen von uns arbeiten, um ihren Lohn zu verdienen, während sie versuchen dazu beizutragen, dass wir uns unserer Gesundheit möglichst lange erfreuen können.

Keine Ausweitung des Arbeitstages auf 12 Stunden!

Das wird allerdings dadurch verunmöglicht, dass das Gesundheitswesen ebenfalls den wirtschaftlichen Zwängen des Kapitalismus unterliegt, die Profitmaximierung bei dafür notwendiger Kostenersparnis – nicht nur auf den Rücken der dort behandelten und versorgten Patient*innen, sondern auch auf denen der Pfleger*innen, Reinigungskräften u.a. – bedeuten.

Konkret führt zur Zeit die mit dem Coronavirus begründete, vorübergehende Außerkraftsetzung des Arbeitszeitgesetzes dazu, dass Arbeiter*innen aus diversen Branchen (u.a. eben Gesundheit, außerdem Energieversorgung, Produktion/Transport von Waren des täglichen Bedarfs) nun zunächst bis Ende Juni diesen Jahres a) bis zu zwölf Stunden und b) bei Verkürzung der Ruhezeiten auf bis zu neun Stunden zur Arbeit eingesetzt werden können. Das ist ein Angriff auf die Menschen, die diesen Branchen arbeiten und ihre Gesundheit!

Darum wollen wir uns mit unseren Kolleg*innen vor Ort organisieren und mit ihnen gemeinsam kämpfen für ein bedürfnisorientiertes Gesundheitswesen in den Händen derer, die in ihm arbeiten und es nutzen!

Jetzt nicht mit warmen Worten abspeisen lassen! Organisiert euch Kolleg*innen!

Weiter ging es nach Rheindahlen. Schon im November 2019 berichtete MG-Heute nach einem Pressetermin im Mönchengladbacher Amazon-Zentrum, dass unter „unzumutbaren Lärmbedingungen [..] etliche Arbeiter und Arbeiterinnen Tätigkeiten verüben [müssen], die gerade mal 4 (vier) Handgriffe umfassen“. Im Resümee heißt es dann auch schlussendlich, dass die Arbeit im Rheindahlener Amazon-Zentrum „für die meisten Mitarbeiter verlorene Lebenszeit“ sei.

Auch der kununu-Bericht einer Ex-Logistikmitarbeiterin macht deutlich, wen die Lohnarbeitsbedingungen dort besonders treffen:

„Amazon macht sich ganz clever hier die schwächsten in der Nahrungskette zum Vorteil, Leute die keine andere Wahl und die es sonst zu schwer haben, aus verschiedensten Gründen. […] Irgendwann wird es aber auf irgendjemanden zurückfallen, daran glaube ich, denn Karma regelt.“

An Karma glauben wir nicht. Wenn etwas regelt, dann ist das eine starke gewerkschaftliche Organisierung von unten! Auch wenn diese bei einem Konzern wie Amazon und dessen Strukturen in der Tat nicht unwesentliche Herausforderungen mit sich bringt. Umso wichtiger ist also eine werks- und auch grenzüberschreitende Organisierung der dort Beschäftigten.

Jeden Tag ohne Ende abgeliefert und trotzdem schlecht bezahlt?

Denn in vielen Bereichen sind die dort Arbeitenden nur unzureichend vor gesundheitsgefährdenden Arbeiten geschützt, was vielen in Zeiten des Coronavirus nochmal mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt wird. Dazu zählen auch unterschiedlichste Lieferdienste, seien sie für Lebensmittel oder sonstige Waren, bei denen es häufige Kund*innenkontakte gibt. Damit unsere Kolleg*innen bestmöglich geschützt sind (wenn sie schon arbeiten müssen), ist es absolut notwendig, dass ihnen die Betriebe entsprechende Schutzmaterialien zur Verfügung stellen.

Ein weiteres Thema, dass uns auch am 1. Mai beschäftigt hat: Eigentlich sollten die Tarife im Einzelhandel demnächst erhöht werden. Der Handelsverband HDE hat aber vorgeschlagen, das wegen der Corona-Krise zu verschieben und mit dem eingesparten Geld das Kurzarbeitergeld aufzustocken. Sollen sich die Kassierer*innen also ihr Kurzarbeitergeld, von dem sie dann genauso wenig leben können, selbst aufstocken. Genial!

In diesem Zuge sagen wir: Nicht bloß applaudieren! Mehr Kohle! Weg mit den Dumpinglöhnen im Einzelhandel!

 

Ziemlich leer war es hingegen auf dem Rheydter Marktplatz, auf dem wir uns trotz den vom DGB abgesagten Aktivitäten eingefunden haben. Die positive Nachricht dabei: Wir sind davon verschont geblieben, dass uns Politiker*innen wie NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann von der Bühne vollgetextet haben. Den hatte der DGB noch im letzten Jahr voller Freude nach Mönchengladbach geholt. Das sehen wir beispielhaft als ein deutliches Zeichen für den Stand der Dinge beim größten Gewerkschaftsbund in Deutschland – leider. Macht euch selber ein Bild – die TAZ schreibt:

„Laumann will Hartz-IV-Empfängern, die sich nicht den Anweisungen von Arbeitsagenturen und Jobcentern beugen, die Unterstützung komplett streichen […]. Er will der Arbeitsverwaltung deshalb erneut die Möglichkeit geben, die sowieso schon geringen Hartz-IV-Sätze von 432 Euro nicht nur auf 302 Euro zusammenzustreichen – sondern auf null.“

Außerdem plädierte er dafür, Arbeitslosenzentren und damit behördenunabhängigen Erwerbslosen- und Beratungsstrukturen komplett die Fördermittel zu streichen, was einer Zerschlagung dieser gleichkommt. Das ist für uns alles andere als akzeptabel. Wir sagen darum stattdessen: #KlassenkampfStattSozialpartnerschaft

Unsere ersten Aktionen an einem 1. Mai als Sektion in der Freien Arbeiter*innen Union sollen aber nicht als solche für sich stehen bleiben. Denn wenn wir wirklich vorhaben, unsere Arbeits- und Lebenssituationen so nicht mehr so hinzunehmen wie sie zur Zeit sind, dann müssen wir selber dafür kämpfen, dass sie sich ändern.

Als angehende Basisgewerkschaft in Mönchengladbach müssen wir uns weiterentwickeln, wenn wir an Handlungsfähigkeit gewinnen wollen. Wir müssen anarchosyndikalistische Ideen in Mönchengladbach weiter verbreiten und festigen. Und das beste Mittel dafür ist, diese Ideen in unsere gewerkschaftliche Praxis zu übersetzen. Für all dies ist es auf Dauer unerlässlich, dass wir als Sektion wachsen: an Wissen, Erfahrung und Mitgliedern! Darum gilt auch am 2. Mai und allen anderen Tagen: Hinein in deine lokale Basisgewerkschaft! Lad dir unseren Mitgliedsantrag runter, füll ihn aus und schick ihn uns zu oder melde dich mit deinen Anliegen und Fragen bei uns.

Jeden Tag zum Kampftag machen!
Mönchengladbach von unten aufwirbeln!

[ssba]