„… wir wollen uns von keinen Führern mehr leithammeln lassen …“ Die antiautoritären Bewegungen in der Revolution von 1918/19

Wann

30/11/2018    
19:00 - 22:00

Wo

Black Pigeon
Scharnhorststr. 50, Dortmund, NRW, 44147, Ruhrgebiet

Veranstaltungstyp

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Die Revolution 1918/19 machte mit der Monarchie ein Ende – wie fast alle Revolutionen ohne Mord, Terror und Blutvergießen. Erst die Konterrevolution ab Ende 1918 ließ die Geburt der „Weimarer Republik“ zu einer blutigen Angelegenheit werden, die ihren Höhepunkt im faschistoiden „Kapp-Putsch“ im März 1920 fand.

Andreas Müller von der Geschichtswerkstatt Dortmund hat sich mit der Revolutionszeit vor 100 Jahren in Dortmund beschäftigt. Er weiß, dass es hier starke antiautoritäre Tendenzen in der Arbeiterschaft gab. Die Menschen warteten nicht auf die Billigung ihrer Forderungen durch Verbandsführer, sondern setzte sie in direkter Aktion um: die 6-Stunden-Schicht im Bergbau und damit die „wilde“ Sozialisierung ihres Arbeitsplatzes; die Musiker streikten für die Abschaffung der Morgenmusik; Frauen ignorierten die teuren Marktpreise und nahmen sich einfach die Lebensmittel, die sie zum Leben brauchten; Kriegskrüppel blockierten die Straßenbahnen, um ihrer Forderung nach kostenloser Beförderung Nachdruck zu verleihen. So ist es nicht verwunderlich, dass die anarchistisch beeinflusste „Freie Arbeiterunion“ Ende 1919 in Dortmund über 16.000 Mitglieder zählte.

Die Sicherheitswehr, Freikorps-Truppen und Polizeieinheiten kämpften diese Bestrebungen im Auftrag des SPD-majorisierten Arbeiter- und Soldatenrats nieder. Im April 1919, während eines Generalstreiks der Bergarbeiter, wurde der Belagerungszustand über das Ruhrgebiet verhängt, Kriegsgerichte sprachen Urteile, die Versammlungsfreiheit aufgehoben, Recht und Ordnung im Sinne des besitzenden Bürgertumns mit brachialer Gewalt hergestellt.

Die Stärken und Schwächen der antiautoritären Bewegungen und die gegensätzlichen Gesellschaftsmodelle sollen an diesem Abend betrachtet und diskutiert werden, ohne die sozialen Verhältnisse, die Grippewelle und die Not und das Elend der Bevölkerung auszublenden.

[ssba]