Ferdinand Huber

Landauers Nachruf im „Sozialist“ vom 15. Dezember 1911 auf den von der Polizei als „rabiater Mensch“, von Landauer als „Kameraden, wie wir einen treueren, zuverlässigeren und aufopfernden nicht wieder finden werden“ bezeichneten Ferdinand Huber (1865-1911) beleuchtet den Typus des damaligen bayerischen Arbeiter-Anarchisten: Huber wurde 1865 in Ast geboren und arbeitete in der Landwirtschaft, als Maurer und Stuckateur. Bereits in jungen Jahren trat er in die sozialdemokratische Partei ein und wurde zudem ein kämpferischer Gewerkschafter.

Um 1900 finden wir ihn in München als Anarchisten. Zunächst bekannte er sich zum Individualanarchismus: „(…) die Theorie Stirners entsprach seinem eigenbrötlerischen Volksschlag, seiner Herbigkeit und seinem stolzen, kraftvollen Bedürfnis, allein zu stehen, eigene Wege zu gehen und zu Freunden nur die zu machen, die ihm und seiner Natur entsprachen“ (Landauer). Landauer redete ihm dann 1908 seinen „Stirneregoismus“ aus und gewann ihn für die Idee des sozialistischen „Gemeingeists“, die Sehnsucht nach „echter Gemeinschaft, eine Gemeinschaft des Lebens und der Arbeit“ gemäß Landauers Siedlungs-Utopie. Huber war grenzenlos darüber enttäuscht, dass die reale Siedlungsgründung ausblieb. Zermürbt durch Krankheit und gehetzt von der Polizei, vor der er vergeblich ins Rheinland ausgewichen war, beging er dort mit 46 Jahren Selbstmord.

Quelle: historisches lexikon bayerns

[ssba]