Heinrich Weigand (*08.05.1909 – †1971)

Dachau Camp Card für Weigand

Eine kurze Biographie des deutschen Anarchisten Heinrich Weigand, der mehr als 11 Jahre in Nazi-Gefängnissen und Konzentrationslagern litt.

Heinrich Weigand, geboren am 8. Mai 1909 in Darmstadt-Arheilgen, war Fertiger und Mitglied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) in Darmstadt im Rheinland. Zusammen mit anderen Mitgliedern der FAUD (siehe den Eintrag zu Gustav Doster hier bei libcom) baute er unter der NS-Herrschaft Untergrundnetzwerke auf. Er war Mitglied der Gruppe um den bulgarischen Anarchisten Kiril Inkoloff (Inkolov), der später in den Vernichtungslagern ums Leben kam.

Aufgrund von Informationen von Informanten gegen Mitglieder der Darmstädter FAUD gelang es der Gestapo zwischen Dezember 1934 und Mai 1935, die Untergrundnetze in Südwestdeutschland aufzulösen und nach Verhaftungen in Ludwigshafen, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt am Main und Offenbach am Main viele Anarchosyndikalisten vor Gericht zu stellen. Zwei Mitglieder der FAUD in Darmstadt wurden wegen Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation zu je einem Jahr Haft verurteilt. Im Mai 1935 folgte ein weiterer Prozess gegen 9 Anarchosyndikalisten vor dem Oberlandesgericht Darmstadt, der mit Haftstrafen von jeweils 2 Jahren für die Angeklagten endete. Ein weiterer Prozess gegen sieben Anarchosyndikalisten fand am 25. August 1936 statt, die bereits zwanzig Monate im Gefängnis saßen. Die Gestapo konnte so den von den Anarchisten eingerichteten Kurierdienst nach Holland lahmlegen.

Weigand war bereits am 6. Dezember 1933 wegen Aufrechterhaltung einer illegalen Organisation zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Er gehörte zu denen, die im Mai 1935 wegen „Vorbereitung auf Hochverrat“ verurteilt wurden und seine Zeit im Gefängnis Marienschloss bei Butzbach verbrachten. Er galt bei der Gestapo als politisch unzuverlässig, so dass er nach seiner Entlassung 1937 am Gefängnistor sofort wieder verhaftet und am 24. Juli in das Konzentrationslager Dachau gebracht wurde.

Er wurde am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg überstellt, aber am 2. März 1940 nach Dachau zurückgebracht. Dies lag daran, dass Dachau vorübergehend evakuiert wurde, weil die SS-Totenkopf-Division in der Gegend ausgebildet werden musste. Aus den Lageraufzeichnungen geht hervor, dass er mehrere Fluchtversuche unternahm und dass er wiederholt in KA (Haft im Büro des Kommandanten) war, was härtere Bedingungen, Schläge und Folter bedeutete.

Am 19. September 1944 floh Weigand mit zwei weiteren Häftlingen aus dem Außenkommando Königssee bei Berchtesgaden. Er wurde nach drei Tagen festgenommen, in Berchtesgarden und Bad Reichenhall inhaftiert und kehrte am 11. Januar 1945 nach drei Monaten nach Dachau zurück. Während dieser Zeit wurde er als Pflasterstein, Koch, Sanitäter und Angestellter eingesetzt, einen Tag nach seiner Rückkehr nach Dachau wurde er in das KZ Flossenbürg verlegt.

Im April 1945, während der Liquidierung des Lagers Flossenbürg, entkam er erneut und kehrte nach Darmstadt-Arheilgen zurück.

Kurz darauf heiratete er. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern zog Weigand später nach Haslach in Baden-Württemberg. In den 1950er Jahren kämpfte er erfolgreich für die Entschädigung als politischer Gefangener. Er litt weiterhin unter den Nachwirkungen seiner Behandlung in den Gefängnissen und Lagern. Er starb 1971. Er hatte insgesamt elf Jahre und sechs Monate Haft erlitten.
Nick Heath

Quellen:
http://www.brechtschule.net/DieBrecht/wp-content/uploads/2019/07/Forsche…
https://docplayer.org/150801888-Forschendes-lernen-an-originaldokumenten…

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