Karl Börder (* 1868 – † 01.05.1949)

Karl Börder war unter anderem Platzarbeiter/ Bergmann – Dortmund, Hamborn (Heute ein Stadtteil von Duisburg). Dieter Nelles und Hartmut Rübner erwähnen ihn in zwei Fußnoten ihres Aufsatzes „Avantgarde einer egalitären Bewegung“. Diesen Fußnoten kann mann unter anderem entnehmen das „Karl Börder, bis 1908 Kassierer für die SPD sowie bis 1911 Vertrauensmann des Deutschen Metallarbeiter-Verbands in Hamborn“ war, und später in der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften (dem Vorläufer der späteren FAUD/AS) und in der Anarchistischen Föderation Deutschlands in Erscheinung trat.

Auf der Seite syndikalismusforschung.info erfährt man von Andreas von der Geschichtswerkstatt Dortmund, der der Schwarzen Katze für eine Radiosendung ein Interview gab noch folgendes über Karl:

Karl Börder war seit dem Kaiserreich ein ziemlich aktiver Anarchist in Dortmund der dann 1933 auch gleich verhaftet worden und ins KZ Börgermoor gekommen ist. Nach seiner Entlassung musste er sich einmal die Woche auf der Polizeiwache zurückmelden. Und der hatte Aufgrund seiner Erfahrungen einfach zu viel Angst, Kontakt mit seinen alten Kollegen wieder aufzunehmen. Er hat den ganzen Faschismus quasi als Schnecke überdauert in seinem eigenen Häuschen. Er ist nach 1945 wieder aktiv geworden. Die wenigen Überlebenden des Faschismus sind nach 1945 direkt wieder aktiv geworden, haben wieder Kontakt zueinander aufgenommen und versucht ihre Vorstellungen von einem freiheitlichen Sozialismus wieder umzusetzen. Karl Börder initiierte 1945 in Dortmund-Dorstfeld, als über 80ig Jähriger, eine Gruppe der anarchistischen Jugend. Mit seinem Tod (1949) geht auch jede Spur dieser anarchistischen Gruppe verloren.

Wir dokumentieren an dieser Stelle eine Todesanzeige, die am 11. Juni 1949 in der englischen Freedom veröffentlicht wurde:

Todesanzeige In Freedom 11. Juni 1949

Karl Börder arbeitete als junger Mann in der revolutionären Bewegung als Abgeordneter der Metallgewerkschaft Hamborn. Er wurde 1908 Anarchist und begann für die anarchistische Zeitung Freie Arbeiter zu schreiben und war als Mitglied der Anarchistsischen Föderation an der Gründung einer Gruppierung in Hamborn beteiligt, an der mehrere Bergleute beteiligt waren. 1919 wurde er wegen syndikalistischer Propaganda in das Konzentrationslager des sozialdemokratischen Metzgers Noske in Paderborn eingeliefert, wo er 13 Wochen lang systematisch ausgehungert wurde (das Grauen der Nazis hatte seine Wurzeln in der Sozialdemokratie!).

1921 gründete er zusammen mit Carl Langer die Hamburger Anarchistenzeitung Alarm! und gründete Anarchistengruppen in Hamburg und vielen anderen Städten. Er wurde während der Weimarer Republik mehrfach verhaftet und inhaftiert. 1933 wurde er mit seiner Gefährtin Rosa Hellman zusammen mit Erich Mühlsam mit Hitlers Regierungsantritt sofort verhaftet und beide im brandenburgischen Gefängnis zusammen mit Erich Mühlsam inhaftiert, Karl wurde anschließend ins Konzentrationslager Börgermoor gebracht. Als Folge davon war seine Gesundheit völlig zerstört. Er wurde 1934 nur freigelassen, um noch zweimal verhaftet und gefoltert zu werden.

Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes war er einer der Anarchisten, die trotz seines sehr schlechten Gesundheitszustandes und seines hohen Alters versuchten, die anarchistische Bewegung wieder aufzubauen. Er half beim Aufbau einer anarchistischen Frontgruppe, der Kulturföderation, in Hamburg zusammen mit Carl Langer, und nahm eine oppositionelle Position gegenüber der reformistischen Linie ein, die jetzt von Rudolf Rocker vertreten wird. Er war der erste der überlebenden deutschen Anarchisten, der in Dortmund eine neue anarchistische Gruppe in Westdeutschland gründete, die junge Menschen für die Bewegung attraktiv machte. Leider hat die Gruppe seinen Tod nicht überlebt.

Er starb am 1. Mai 1949 und war damals schon über 80 Jahre alt.

Nick Heide

Quellen: Todesanzeige In Freedom 11. Juni 1949

Wir haben den Bericht libcom.org übernommen

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