Werner Henneberger (geb. 04.11.1904 Lübeck)

gest. 14.01.1977 Berlin,
Kaufmann und Architekt, Anarchosyndikalist, Sozialdemokrat.

von Ludwig Unruh

H. erlernte zunächst einen kaufmännischen Beruf, war danach als Angestellter und später als Architekt tätig. In den 1920er Jahren lebte er in Magdeburg. Dort gehörte er ab Mitte der 1920er Jahre der Anarchistischen Propagandagruppe Sudenburg und der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft Freien Arbeiter Union Deutschlands (FAUD), einer parteiunabhängigen sozialrevolutionären Organisation, die sich als Alternative zu den zentralistisch geführten sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften bzw. der kommunistischen Roten Gewerkschaftsopposition sah (siehe Fritz Kater). 1927 und 1930 vertrat H. als Delegierter die gewerkschaftliche Freie Vereinigung aller Berufe Magdeburg auf den Kongressen der FAUD, im Jahre 1928 war er Mitunterzeichner eines „Aufrufes zur Gründung von Wirtschaftsgemeinschaften“, einer libertären Produktivgenossenschaft in Magdeburg. Für die FAUD war er in verschiedenen Funktionen und Nebenorganisationen tätig. So arbeitete er Anfang der 1930er Jahre aktiv in der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde (GfB) und der Gemeinschaft proletarischer Freidenker (GpF) und leitete auch den Verlag Besinnung und Aufbruch, in dem die Zeitschrift der GfB herausgegeben wurde. Anfang der 1930er Jahre verlegte H. seinen Wohnsitz nach Berlin, wo er im März 1933 von der Gestapo verhaftet wurde. Er kam jedoch wieder frei und war während der Zeit des Nationalsozialismus als Werbeleiter der Großdeutschen Feuerbestattung tätig. Nach der Niederlage des Faschismus engagiert sich H. in der Föderation Freiheitlicher Sozialisten (FFS) – einer Organisation in Westdeutschland und Westberlin, in der sich die verbliebenen Anarchisten und Syndikalisten sammelten. Nach deren Auflösung in den 1950er Jahren wurde er für verschiedene freireligiöse und humanistische Organisationen tätig. Er trat in die SPD und die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) ein. Seinen ursprünglichen Idealen blieb er aber verbunden – in den 1960er Jahren traf er sich im West-Berliner Rudolf-Rocker-Kreis mit anderen libertären Sozialisten.

[ssba]