Unsere Kollegin ist nach sieben Dienstjahren Mitte Dezember 2019 von Jugend am Werk gekündigt worden. Dem voraus gegangen sind viele Ereignisse über mehrere Monate hinweg, die von der Kollegin ausschließlich als Schikane empfunden wurden.
Sie ist Mitglied unserer Gewerkschaft >Wiener ArbeiterInnen-Syndikat< und war Mitglied im Streikkomitee beim Frauenstreik des gleichen Jahres. Im September ist ein neuer Vorgesetzter gekommen. Unsere Kollegin musste von ihm die Einhaltung der Arbeitsverträge einfordern, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Außerdem hat sie im Vertrauen einen sechs Jahre zurückliegenden Mobbing-Fall gegen sie erwähnt, um die Dringlichkeit der Einhaltung des Arbeitsrechts aufzuzeigen.
Seitens JaW wurde weder mit Einsicht und noch mit Sensibilität darauf
reagiert, im Gegenteil: Zurechtweisungen, Druck, Intransparenz und Aktenvermerke waren die Folge. Die Kollegin hat sich über dieses Verhalten beschwert und einen angemesseneren Umgang gefordert.
Was seitens JaW folgte, war der offene Versuch, einen Grund für eine fristlose Entlassung zu konstruieren – was nicht erfolgreich war –, die Ankündigung einer Kündigung, eine Suspendierung, eine Versetzung und wochenlanges Warten auf die Kündigung. Sie hat nun eine Klage wegen Kündigung aus Verpönten Motiven beim Arbeits- und Sozialgericht eingebracht.
Die Leitungsebene von JaW erklärt weiterhin sowohl dieses unmenschliche, als auch das – unserer Meinung nach – rechtlich äußerst fragwürdige Verhalten als normal.
Bericht über die Solidaritätskundgebung am 16. Jänner
Am 16. 1. 2020 fand von 7:30 bis 9:30 Uhr vor der Zentrale von Jugend am Werk in der Thaliastraße 85 unser Auftakt-Protest des WAS und vieler weiterer solidarischer Menschen gegen die Kündigung unserer Genossin statt (siehe Ankündigung). Die Demonstration war gut besucht, etwa 40 Leute waren insgesamt dort. Es wurden Parolen gegen die unmenschliche Behandlung und Kündigung unserer Genossin gerufen und per Megaphon Arbeiter*innenlieder gespielt. Es gab zudem mehrere Reden: Einerseits vom WAS selbst, andererseits Reden von Gruppen wie der Initiative Sommerpaket oder der Antifaschistischen Aktion Infoblatt sowie vom Frauenstreik und von einer Betriebsrätin aus dem Care-Bereich, die sich mit unserer Genossin solidarisch gezeigt haben. Rythms of Resistance hat uns durch Trommeln unterstützt.
Interessant wurde es, als zwei Personen von der Leitungsebene von Jugend am Werk zu uns nach unten kamen und uns freundlich lächelnd angeboten haben, zu ihnen hinauf zu kommen, ins Warme, wo man bei Tee und Kaffee gemütlich reden kann. Sie würden das Arbeitsrecht genauso unterstützen wie wir, sagten sie. Eine der beiden Personen war diejenige Person, die gegenüber unserer Genossin die Kündigung ausgesprochen hat; genau diese Kündigung war es jedoch, worüber sie mit uns als Einziges nicht reden wollten, weil das angeblich rechtlich nicht ginge. Wir haben dieses Angebot abgelehnt, indem wir klar gemacht haben, dass Arbeitsrechte wichtiger sind als Tee.
Diese Begebenheit war auch Teil einer Rede des WAS, die danach auf der Kundgebung gehalten wurde. Es wurde darin nicht angesprochen, ob dieses Angebot nicht nach all dem, was unsere Genossin in dieser Firma durchmachen musste, einfach zutiefst verlogen und heuchlerisch ist. Allerdings haben wir klar dargelegt, was der Unterschied zwischen Rechten und Wohltätigkeit ist. Wohltätigkeit ist etwas Unverbindliches, das von Seiten der Reichen und derer in Machtpositionen gegeben werden kann oder auch nicht. Rechte hingegen, die von der ArbeiterInnenbewegung erkämpften Arbeitsrechte, sind etwas Institutionalisiertes, Nicht-Verhandelbares, auf das man sich verlassen kann, auch wenn das manchen Personen bei Jugend am Werk möglicherweise nicht so gut gefällt. Deshalb haben wir es bevorzugt, ohne Tee oder Kaffee, in der Kälte stehend, lieber auf der Seite unserer von der Arbeiterbewegung erkämpften Errungenschaften zu stehen, als in der warmen Stube des SPÖ-nahen Betriebs Jugend am Werk mit den ach so sozialen Chefs bei warmen Getränken soziale Errungenschaften, Machtverhältnisse und strukturelle Gewalt wegzuplaudern.
Und das ist auch notwendig, denn leider ist das Management uns bis jetzt kein bisschen entgegengekommen, entgegen all der Höflichkeiten. Wir werden diese Kampagne also fortsetzen müssen, und fordern daher alle klassenbewussten Lohnarbeitenden und sonstigen Ausgebeutete auf, uns bei unserem Kampf zu unterstützen.
Eine Angriff auf eine, ist ein Angriff auf alle!
Wir möchten Euch noch Redebeiträge von der Demonstration am 16. Jänner nachliefern.
Und zwar von einer uns unterstützenden Betriebsrätin
Und hier noch unser eigener Beitrag