Mitgliederlisten

Aus dem Bericht von Kriminal-Sekretar. Borsig datiert vom 02.01.1934

Wie festgestellt wurde, betätigen sich in Düsseldorf die syndikalilsten z.Zt. noch im staatsfeindlichen Sinne. Die syndikalistische Bewegung steht jeder Staatsform feindlich gegenüber. Die oberste Instanz der syndikalistischen Bewegung in Deutschland nennt sich „Landesbörse“ mit dem Sitz in Berlin. Die Leiter der Landesbörse in Berlin sind Fritz Kater und Rodolf Rocker. Der Landesbörse nachgeordnet sind die  „Arbeiterbörsen“, welche fest umrissene Gebiete innerhalb des Duetschen Reiches zugeteilt sind und direkt mit der Landesbörse in Verbindung stehen. In den Arbeiterbörsen treffen sich die Vertreter sämtlicher Nebenorganisationen. Bei Zusammenkünften wird der Leiter der Arbeiterbörse bestimmt und hat mit Beendigung der Sitzung die Funktion wieder abzugeben. Anstelle der Bezeichnung „Funktionär“ tritt bei den Syndikalisten die Bezeichnung „Agitator“ auf. Als Gewerkschaft besteht die „Freie-Arbeiter-Union“ (Föderation der Syndikalisten). Innerhalb der Gewerkschaft bestehen folgende Föderationen: Bauarbeiter, Metallarbeiter, Fliesenleger (besonders tätige Aktivisten), Verkehrsarbeiter und Arbeiter aus kommunalen und staatlichen Betrieben. Die Geschäftsführung dieser Gewerkschaftsföderation wird ausgeführt von einem Hauptagitator, Schriftführer und Kassier. Der Hauptagitator hat die Aufgabe, die Verbindung zwischen bestimmten Arbeiterbörsen bezw. den dort angegliederten Gewerkschaftsföderationen aufrecht zu erhalten. Die Unkosten werden von der jeweiligen Börse bestritten. Die Funktionäre arbeiteten ehrenamtlich. das vermögen der Gewerkschaftsföderation darf nbicht bankmässig angelegt werden, sondern bleibt in Privatverwaltung ohne Rücksicht auf die Höhe.

Die anarcho-syndikalistische Jugend ist ebenfalls ein loses Gebinde. Die Erziehung der Jugend erfolgt ohne festes Programm.

Die Frauenbewegung wird als besondere Föderation geführt. Die Frauenbewegung beschäftigt sich hauptsächlich mit katitativer Arbeit, die sich jedoch nur auf den Migliederkreis beschränkt. Bezeichnend ist, dass der Frauenbewegung von jüdischer Seite namhafte finanzielle Unterstützungen zufliessen. Besonderer Wert wird auf die Bekämpfung des §218 RStGB gelegt. Weiterhin liegt der Frauenbewegung ein besonderes Manifest zugrunde, betitelt „Jahrhundert der Kinder“ von Cay.

Unter der Bezeichnung „Freie Sängergemeinschaft Deutschlands“, Sitz Düsseldorf, Vorsitzender Anton Rosinke, Düsseldorf-Gerresheim, bestehen im Deutschen Reiche zahllose Gesangsvereine. Der Düsseldorfer Gesangsverein nennt sich „Freie Sänger 04“. Der Leiter ist Leo Kleefeld, Platanenstr. 29. Gesangsübungen werden abgehalten bei Collin, Gartenhaussiedlung „Am blauen Engel“ Königsbergerstr. Diese Vereine haben einem Kartell niemals angehört, sondern bilden unter sich eine Sängergemeinschaft. Sie sind ebenfalls staatsfeindlich eingestellt. Der gesamte Notenbestand der Sängergemeinschaft befand sich bei dem Syndikalisten Mittau, Siegstr. wonhaft. Von hier wurde er jedoch weggeschaft. Über den Verbleib muss Mittau Auskunft geben können.

Jedem Syndikalisten wurde zur Aufgabe gemacht, der syndikalistischen Freidenkerbewegung, und zwar der „Gemeinschaft proletarischer Freidenker“ beizutreten. Diese Gemeinschaft proletarischer Freidenker wurde nach dem Umsturz namentlich umgeändert in „Feuerbestattungskasse Hannover e.V.“, gegründet von Dr. Karl Weigt, Geschäftsstelle Hannover, Sedanstr. 18. Die Zweigstelle in Düsseldorf leitet Aloys Paul, wohnhaft Am Heidhügel 40. Für eine Machtergreifung sieht der Syndikalismus neben dem Generalstreik die Anwendung des bewaffneten Aufstandes vor. In seinem weiteren Ziel agitiert der Syndikalismus den Pazifismus. Als äusseres Abzeichen tragen die Syndikalisten ein zerbrochenes Gewehr. Es besteht der dringende Verdacht, dass innerhalb der vorstehend geschilderten Bewegung staatsfeindliche Bestrebungen im Gange sind. Auch wurde festgestellt, dass die syndikalistische Bewegung sowie die Feuerbestattungskasse der Syndikalisten das Sammelbecken früherer Marxisten geworden ist.

Meine Liste der Düsseldorfer Funktionäre der syndikalistischen Bewegung ist Beigefügt. Weiter sind 5 Mitgliedskarten und 10 Strichkarten, eine Satzung und ein Mitteilungsblatt der „Feuerbestattung“ beigefügt. Auf der Innenseite des Umschlags des Mitteilungsblattes sind die Vertrauensmänner der Feuerbestattung aufgeführt.

Borsig
UNTERSCHRIFT
Kriminal-Sekretär.

Syndikalisten

Die nachfolgend aufgeführten Personen sind Funktionäre bezw. Agitatoren der syndikalistischen Bewegung in Düsseldorf.

  1. Elberfeld, Wilhelm, 19.06.1888, Dreherstr. Nr. 84
  2. Firnges, Wilhelm, 25.10.1895, Nordstr. Nr. 112
  3. Beyer, Wilhelm, 23.11.1890, Stoffelerstr. Nr. 16
  4. Nick, Wilhelm, 18.08.1889, Gerresheimerstr. Nr. 94
  5. Kleefeld, Leonhard (Vater) 06.11.1875,Platanenstr. Nr. 29
  6. Kleefeld, Leonhard (Sohn) 07.01.1905, Platanenstr. Nr. 29
  7. Muhrmann, Fritz, 21.10.1899, Lindenstr. Nr. 142
  8. Windhoff, Karl, 08.11.1872, Grafenbergerallee Nr. 257
  9. Binder, Ernst, 30.07.1899, Vennemanstr. Nr. 14 (früher Friedrich Engelsstr. 14)
  10. Rosinke, Anton, 18.12.1881, wie vorstehend
  11. Bergmann, Heinrich, 25.09.1886, Freiheitsstr. Nr. 16
  12. Muhrmann, Peter, 08.08.1896, Richardstr. Nr. 68
  13. Colling, Joseph, 09.09.1888, Siedlung Blauer Engel Nr. 42 [Königsbergerstr.]
  14. Muhrmann, Jakob, 24.03.1901, Erkratherstr. Nr. 332
  15. Muhrmann, Joseph, 18.01.1897, wie vorstehend
  16. Zilles, Mathias, 13.03.1874, Ronsdorferstr. Nr. 89
  17. Werth, Hermann, 02.11.1902, Siedlung Höherweg-Solidarität Nr. 77
  18. Schliesser, Engelbert, 21.01.1882, Am Stufstock Nr. 13
  19. Meng, Heinrich, 25.03.1896, Am Heidhügel Nr. 34
  20. Gerlsch, Johann, 03.03.1890, Am Heidhügel, Parzelle Nr. 234
  21. Paul, Aloys, 06.11.1897, Am Heidhügel Nr. 40

Aus dem Bericht der SA  NSDAP, Sturmbann III/39 vom 27.l12.1933 an die Standarte 39 in Düsseldorf, Inselstraße von Oberscharführer

Frau Schmitt, Ambosstr. Nr. 2
Familie Butzer, Ambosstr. Nr. 18 II r.

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