Expedient, Herausgeber und Redakteur, Sohn eines Fleischers, Schneider, Braunschweig, geboren in Malstatt-Burbach bei Saarbrücken. Während der Wanderschaft wurde er Mitglied der SPD und arbeitete später hauptamtlich als Ökonom des Gewerkschaftshauses in Alfeld.
1906 hörte er auf, in seinem Beruf zu arbeiten, und war als bezahlter Funktionär für die SPD in Hildesheim und Alfeld an der Leine tätig. Dort verwaltete er das Gewerkschaftshaus.
Merges wurde in Delligsen von 1908 bis 1910 für die SPD in den Gemeinderat gewählt und trat als erfolgreicher Agitationsredner auf.
1911 zog er mit seiner Familie nach Braunschweig, wo er zunächst eine Kunststopferei betrieb. Er arbeitete dann als Anzeigenwerber für den Braunschweiger Volksfreund und wurde Herausgeber und Redakteur dieser sozialdemokratischen Zeitung.
Er kämpfte energisch die Kapitulation der Sozial-Demokratie im August 1914. Anfang 1915 gründete August Merges, mit Sepp Oerter (1870-1928) und August Thalheimer (1884-1948) den „Braunschweiger Revolutionsclub“. Er stand den Spartakisten nahe. Über Thalheimer und Merges bestand Kontakt zur Berliner Spartakisten-Zentrale.
Dem „Revolutionsclub“ gehörten ca. 15 Personen an, die in Opposition zur Kriegsunterstützung des SPD-Vorstandes standen. Die Hälfte der Mitglieder waren Funktionäre der SPD und der Gewerkschaft, die andere Hälfte oppositionelle Jugendliche aus dem „Bildungsverein jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen“.
Anfang 1916 nannte sich der „Revolutionsclub“ in „Spartakusgruppe Braunschweig“ um. Die Gruppe konnte ihre Leitsätze in den Versammlungen der SPD vortragen und diskutieren und wurde so schnell zum bestimmenden Faktor innerhalb der Partei. In fast allen Betrieben gelang es, Vertrauensleute des Spartakus zu etablieren. Im selben Jahr wurde Merges wegen „antimilitaristischer Aktivitäten gegen den Krieg“ in „Schutzhaft“ genommen.
1917 wurde Merges Mitglied der USPD (die in Braunschweig im Gegensatz zum Reich die Mehrheit stellte). Er war gleichzeitig Mitglied des Spartakusbundes und arbeitete aktiv bei den Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) mit.
1917-1918 leitete Merges eine von den Spartakisten gegründete „Deserteurzentrale“, die Deserteuren Unterschlupf gewährte und sie mit gefälschten Pässen und Lebensmittelmarken versorgte. Am 3. November sprach er auf einer illegalen Protestkundgebung auf dem Leonhardtplatz in Braunschweig, mit ca. 1.000 Teilnehmern.
Merges hatte als geschickter Redner und Agitator massiven Einfluss auf das Proletariat im Freistaat Braunschweig. Er besetzte er am 8. November 1918 gegen 7 Uhr morgens mit einer Gruppe Bewaffneter das Volksfreund-Haus der SPD, wodurch sich die Linksradikalen ein eigenes Sprachrohr verschafften. Am Nachmittag desselben Tages erzwangen Merges und andere die Abdankung des letzten braunschweigischen Welfen-Herzogs Ernst-August, der die Stadt am folgenden Tage zusammen mit seiner Familie ins Exil verließ. Der Arbeiter- und Soldatenrat übernahm daraufhin die politische Führung in Braunschweig,
sein Vorsitzender war der „Husar Schütz“. Bereits zwei Tage später, am 10. November 1918, wurde eine Alleinregierung der USPD durch den Arbeiter- und Soldatenrat ausgerufen. Die „Sozialistische Republik Braunschweig“ wurde proklamiert, und August Merges wurde auf Vorschlag von Sepp Oerter zu ihrem Präsidenten ausgerufen. Der Sozialistischen Republik Braunschweig gehörten folgende acht „Volkskommissare“ an: Minna Faßhauer (Volksbildung, die einzige Frau), Karl Eckardt (Arbeit), Gustav Gerecke (Ernährung), August Junke (Justiz),
Michael Müller (Verkehr und Handel), Sepp Oerter (Inneres und Finanzen), Gustav Rosenthal (revolutionäre Verteidigung) und August Wesemeier (Stadt Braunschweig).
Am 23. November 1918 nahm Merges an der Reichskonferenz des Rates der Volksbeauftragten in Berlin teil. Zusammen mit dem Vertreter aus Gotha stimmte Merges als einziger gegen die Einberufung einer Nationalversammlung. Bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 wurden als Vertreter für Braunschweig Oberlandesgerichtsrat August Hampe, Rechtsanwalt Dr. Heinrich Jasper und August Merges bestimmt.
Bei der Konstituierung der Nationalversammlung in Weimar hielt er eine scharfe Rede gegen die Reichsregierung Ebert-Scheidemann. Bereits am 22. Februar 1919 legte er sein Mandat in der Nationalversammlung nieder und schied aus der Regierung in Braunschweig aus, weil er die „Revolution durch den Parlamentarismus verraten“ sah. Nach Einmarsch der Truppen des Generals Maercker Mitte April 1919 tauchte Merges unter und lebte eine Zeitlang illegal, flüchtend nach Berlin.
Er verließ die USPD und schloß sich der KPD an, stand aber nach dem II. Heidelberger Parteitag im Herbst 1919 in Opposition zur Zentrale unter Paul Levi, Clara Zetkin und Wilhelm Pieck.
1920 trat Merges aus der KPD aus und führte die Mehrheit der Braunschweiger KPD Mitte 1920 in die KAPD. Im Juli 1920 reiste er mit Otto Rühle zum II. Weltkongreß der Komintern nach Moskau.
Merges und Rühle lehnten die von Karl Radek entworfenen „Leitsätze über die Grundaufgaben der Kommunistischen Internationale“ ab, die auf dem Kongress beschlossen werden sollten und Bedingungen zur Aufnahme in die Komintern enthielten. Sie reisten deshalb schon vor Beginn des Kongresses wieder ab. Noch auf dem Rückweg erreichte sie eine erneute Einladung des Exekutivkomitees, mit der Zusicherung, dass die KAPD das volle Stimmrecht bekomme, ohne dass dafür Forderungen irgendeiner Art zu erfüllen seien. In einem Schreiben, das Merges aus Rußland von einem Kongreßteilnehmer erhalten und das er den Mitgliedern der KAPD bekanntgegeben hatte, wurde mitgeteilt: „Als Levi in Moskau erfahren hatte, Rühle und Merges seien mit beratender und beschließender Stimme zugelassen da stellte der Levi namens der deutschen Delegation das Ultimatum: die Levileute würden den Kongreß verlassen, falls Rühle und Merges auf dem Kongress erscheinen sollten!“.
Nach seinem Rückkehr nach Deutschland, erklärte Merges in mehreren Vorträgen in verschiedenen Städten: „Rußland ist zwar das Land, das als erstes die soziale Revolution durchgeführt hat, es wird aber das letzte Land sein, das den Sozialismus durchführt“.
Im Oktober 1920, war Rühle (und vielleicht auch Merges), aus der KAPD ausgeschlossen. August Merges machte doch während des Februar 1921 Parteitages der KAPD in Gotha eine günstige für Rühle Unterstützungsintervention (und eine zweite Intervention über die Frauenfrage).
In Braunschweig trat er nicht in die AAU, sondern die FAU, danach 1921 in die anti-autoritäre AAU-E ein. August Merges und Minna Faßhauer, näherten sich auch der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter-Union an und traten als Redner in deren Versammlungen auf. In den Jahren der Weimarer Republik war er mehrmals angeklagt u. a. auf Herausgabe der Abdankungsurkunde des Herzogs von Braunschweig und wegen illegaler Waffenverstecke.
Merges, der aktives Miglied der Roten Hilfe in Braunschweig war, leitete 1926 eine kleine Gruppe von ehemaligen KAPD-Genossen (Franz Pfemfert*, Oskar Kanehl*), die sich Spartakusbund Nr. 2 nannte und auch Kontakte zu Erich Mühsam hatte.
Zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 schrieb Merges ein Flugblatt mit dem Titel Hitler bedeutet Krieg und Untergang, welches sein Sohn Walter und Oswald Berger druckten und vor dem Arbeitsamt verteilten. Es wurden bei ihm zahlreiche Hausdurchsuchungen vorgenommen und viele seiner Bücher beschlagnahmt.
1934 nahmen August Merges und Minna Faßhauer* an der Kommunistische Räte-Union teil. Diese begann diverse Flugschriften herzustellen und zu verteilen (Kampfsignal, Der Rote Rebell, Die braune Pest…), an denen auch Merges mitgearbeitet hatte. Am 27. Mai 1935 wurde Merges verhaftet und am 7. Oktober 1935 durch das Oberlandesgericht Braunschweig zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, er war u. a. in Wolfenbüttel inhaftiert und schweren Mißhandlungen ausgesetzt. Am 20. Dezember 1937 entlassen, stand er bis zu seinem Lebensende unter Polizeiaufsicht.
Am Morgen des 6. März 1945 wurde August Merges in seinem Garten in Braunschweig tot aufgefunden.
Quellen: Kommunismus im Allgemeinen, insbes. KPD und Nebenorganisationen, Band 2, 6. Juni – 21. Oktober 1921 (BArch, R 1507/2053);
Hans Manfred Bock, Syndikalismus und Linksradikalismus. Von 1918 bis 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union
Deutschlands (Syndikalisten) der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands,
Meisenheim am Glan 1969; Peter Berger, Brunonia mit rotem Halstuch. Novemberrevolution 1918/19 in Braunschweig, Hannover 1979;
Olaf Gebhard: Die Räteherrschaft in Norddeutschland zwischen Kriegsende und Weimarer Republik, Masterarbeit, Braunschweig 2010/2011;
SAPMO Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Lebenslauf Alfred Merges, Zittau, 30.3.1970, An das Institut für Marxismus-Leninismus, Berlin
(SgY 30/0623); Biographische Datenbanken: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de; „August Merges“,
http://www.linkfang.de/wiki/August_Merges#cn-Bock-7