Die „Eröffnungsrede“:
Hallo zusammen,
ich möchte euch ganz herzlich zu den „Libertären Tagen 2001“ in Düsseldorf begrüßen. Aufgrund der auf bisherigen Demos gesammelten Erfahrungen haben wir uns gegen lange Reden und für ein buntes und vielseitiges Aktionsprogramm am heutigen Tage entschieden. Um neben dem Ausdrücken von Lebensgefühl der bestehenden Notwendigkeit von inhaltsreichen Diskussionen Rechnung zu tragen, finden morgen Workshops und Vorträge statt. Doch bevor ich den weiteren Verlauf vorstellen werde, möchte ich doch noch ein paar Sätze zur Bedeutung von „Libertären Tagen“ und ihrem Ursprung loswerden. Die „Libertären Tage“ entspringen dem Bedürfnis, die Diskussion und den Informationsaustausch der antiautoritären Linken voranzutreiben und die Bewegung für eine größere Öffentlichkeit wahrnehmbar zu machen. Auf der einen Seite wollen wir also an diesem Wochenende Anarchisten und Anarchistinnen zusammenführen und ein Forum zur Vernetzung bieten. Auf der anderen Seite wollen wir unsere Visionen kraftvoll nach außen tragen und mit unserer Idee einer basisdemokratischen Gesellschaft einen größeren Kreis von Menschen ansprechen. Unser Ziel ist es, alle Formen der Herrschaft von Menschen über Menschen aufzulösen. Sei es die Ausbeutung durch Lohnarbeit, sei es der Staat mit seinen Gewaltapparaten. Aber auch in zwischenmenschlichen Beziehungen, im alltäglichen Sexismus und Rassismus. Stattdessen streben wir eine solidarische, selbstverwaltete Gesellschaft freier Individuen an. Um diesem Ziel näher zu kommen, wollen wir auf den „Libertären Tagen“ Wege und Strategien diskutieren und vorleben, um Alternativen zu den bestehenden Machtstrukturen aufzuzeigen und weiterzuentwickeln. Das erste Treffen unter ähnlich formulierten Ansprüchen fand 1987 in Frankfurt am Main statt, das von den OrganisatorInnen vom ehemaligen Libertären Zentrum Frankfurt als Arbeitstreffen konzipiert wurde. Im Nachhinein betrachtet, stellen die „Libertären Tage“ 1987 einen wesentlichen Fixpunkt der anarchistischen Bewegung dar. Immer wieder war in der Folge von allen Ecken Persönliches und Inhaltliches zu hören, das in und aus dem Treffen entstanden war. Erst sechs Jahre später fanden die zweiten „Libertäre Tage“ unter dem Motto „Wege zu einer anarchistischen Gesellschaft“ in
der Frankfurter Uni statt. Neben den Arbeitsgruppen wurden die „Libertären Tage“ durch ein Kulturprogramm abgerundet, dass eine Kunst-ausstellung, Theatervorstellungen und Konzerte umfasste. Als großer Erfolg wurde die parallele Durchführung einer ei-genen anarchistischen Buchmesse angesehen, die von vielen libertären Verlagen und Initiativen getragen wurde. Positiv in Erinnerung geblieben ist sicherlich auch die Demonstration für die Anarchie und ein spontaner Osterspaziergang an die Startbahn-West. Aufgrund des Erfolges dieser zweiten „Libertären Tage“; aufgrund der langen Zeit, die seitdem verstrichen ist, und aufgrund der Notwendigkeit von neuem Elan und neuer Motivation für die Bewegung, haben sich Menschen in Düsseldorf zusammengefunden, die das Kapitel „Libertäre Tage“ nicht für alle Ewigkeit zuschlagen wollten. Der Rückblick in die Vergangenheit der „Libertären Tage“ versteht sich als Beginn einer Perspektive für die Zukunft. Richten wir den Blick nach vorne, laßt uns die „Libertären Tage“ zu einem festen Bestandteil unserer Bewegung machen. Gewinnen wir an Dynamik, finden sich jedes Jahr Gruppen und Einzelpersonen, die bereit sind, anarchistische Treffen auszurichten. Nach inzwischen 8 Jahren langen Wartens haben wir einen ersten Schritt getan, der in diesem Sinne als Impuls und Inspiration für weitere Veranstaltungen verstanden werden kann. Abschließend möchte ich das noch folgende Veranstaltungsprogramm vorstellen. Doch ganz nach dem Motto der „Libertären Tage“ „Wir nehmen unser Leben in die eigene Hand“ ist das Rahmenprogramm lediglich als Forum für eigene Gestaltung zu verstehen. In den nächsten 3 Stunden gibt es ein Kulturprogramm mit Lesungen und Live-Musik. Mitmachen werden Fraktal, Black Box, Petrograd und Baxi. Voraussichtlich so gegen 16 Uhr starten wir mit der bunten und lauten Demonstration für die Anarchie, begleitet von der Ton Steine Scherben Cover Band „Schone Deine Erben“. In der Kulturkneipe ‚3K’auf der Heeresbachstraße in Düsseldorf-Bilk gibt es ab 19 Uhr eine Lesung mit dem anarchistischen Buchverlag Edition AV 1988 und weiteren Künstlern, und ein Reggae-Konzert mit den Inhalators. Punk und Hardcore wird im ‚AK 47‘ auf der Kiefernstraße in D‘dorf-Flingern ab 21 Uhr gespielt. Mit dabei sein werden Daddy Longleg, Free Yourself, Kobayashi und Sawn Off. Morgen, am Sonntag finden ab 10. 30 Uhr Arbeitsgruppen und Referate im Sozialwesen Gebäude auf dem Uni-Campus statt. Nach dem Plenum wird es zwei Blöcke mit Vorträgen und AGs zu folgenden Themen geben: Anarchistischer Internationalismus (GWR), Anarchismus & Kultur (FAU) , Anarchosyndikalismus (FAU) , Selbstorganisation von Flüchtlingen und MigrantInnen (The Voice), Sexismus in politischen Gruppen (Göttinger Feministin), Formen und Utopien des Anarchismus (IMUN) , Ökoanarchismus (Ö-Punkte) ,Herrschaftsformen auch jenseits des Kapitalismus (Imkak). Desweiteren gibt es Dia-Vorträge von (Ya-Basta) über die EZLN-Karavane nach Mexiko-Stadt und vom (Hüttendorf) über Aktionen gegen den Bau der A33 und selbstorganisiertes Leben. Wenn der Bedarf zu weiteren AG‘s oder was sonst auch immer heute oder morgen besteht, sprecht es an und setzt es um. Vorne Links befindet sich eine Wandtafel, wo ihr euch austauschen könnt, um eigene Diskussionsrunden zu finden, aber auch für spontane Aktionen, Anregungen usw. Dort vorne könnt ihr euch einen Flyer und Stadtpläne abholen, wo die Veranstaltungen und Adressen noch mal aufgelistet sind. Die EA Nummer für die Demo lautet: ————— Dann bleibt mir von dieser Stelle nur noch viel Spass und konstruktive Gespräche auf den libertären Tagen zu wünschen.
Gedankensplitter zu den libertären Tagen:
R.: „Gut fand ich den „Jahrmarkt“ am Grabbeplatz, weil es durchaus PassantInnen oder BesucherInnen der Kunsthalle gab, die sich die Stände angeschaut, bisweilen auch mal nachgefragt oder was mitgenommen haben. Die Erfahrung, mal rauszugehen aus den Veranstaltungsghettos, wo nur die eh schon Interessierten hinkommen, könnte ja vielleicht auch für Hannover im Herbst ganz wichtig sein. “
J.: „Die libertaeren Tage fand ich zu groessten Teilen ziemlich enttaeuschend, sehr abhaengerich und ziemlich deutlich einer Labelpolitik anhaengend (vor allem FAU). Allein in einigen Arbeitskreisen am Sonntag waren wohl die Debatten einigermassen qualitaetsvoll.“
P.: „Gerade die „der Labelpolitik anhängende FAU“ war das wirklich einzig Positive (auch in den Augen der vielen Unorganisierten mit denen ich auf dieser Veranstaltung sprach) in Düsseldorf.“
B.: „Ich fand die libertären Tage auch nicht so toll. Die Demo war mir recht nebensächlich, nur kam es für mich (und auch für die anderen Berliner) nicht wirklich zu einem Kennenlernen oder Austausch mit anderen Libertären und zum inhaltlichen Diskutieren erst gar nicht. Selbst mit Fauistas hatten ich kaum etwas zu reden, ich will ja nicht behaupten, daß ich der große Gesprächskünstler sei, aber von den anderen kam eben auch nichts. An sich halte ich die Libertären Tage für eine gute Sache. Anscheinend war aber auch das Veranstaltungsprogramm am Mißlingen schuld (Freitag: Party, Sonnabend: Demo plus Konzert, Sonntag: Plenum plus AG’s).“
D.: „Ach ja, im nächsten Jahr wollen Menschen aus Wuppertal die Libertären Tage veranstalten, weil es Ihnen so gut gefallen hat. Denn mal tau !!!!!!!!!!!!!!“
Libertäre Tage
Kurze Zusammenfassung der Libertären Tage
Libertäre Tage & Demonstration in Düsseldorf
Vom 20. Bis 22. April trafen sich über 400 AnarchistInnen und SympathisantInnen in Düsseldorf. Bereits am Freitag feierten ca. 200 Feundinnen und Freunde eine gemeinsame Auftaktfete im ASTA-Keller der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Neben traditioneller Musik aus Griechenland sorgten im Anschluss eine Blues-Hip-Hop (!) Session und mehrere DJs für die entsprechende Stimmung. Unter dem Motto, >DAS LEBEN IN DIE EIGENE HAND NEHMEN<, fand schliesslich am Samstag im Vorfeld einerDEMONSTRATION FÜR DIE ANARCHIE, ein buntes Kulturprogramm auf dem Grabbeplatz statt. Hierbei wurde neben Reden und Gedichten der Platz für spontane Meinungsäusserungen geboten. Jede(r) konnte damit ihrer / seiner Wut über die bestehenden Verhältnisse Gehör verschaffen. So wurde auch eine Resolution zu den Anti-FTAA-Protesten in Quebeck verabschiedet, die die Solidarität im antikapitalistischen Kampf bekundete (ihr könnt die Resolution unter www.fau.org im Wortlaut nachlesen). Unterlegt von den Klängen einer TON STEINE SCHERBEN Cover-Band und dem Liedermacher Baxi wurde ausserdem an Info- und Büchertischen diskutiert, gegessen und getrunken. Die angekündigten Petrograd mussten wegen eines Unfalls mit ihrem Tourbus auf der Hinfahrt ihren Auftritt leider absagen. Hervorzuheben ist noch das Engagement der Kochgruppe KOMMANDO ROTE RÜBE und FOOD NOT BOMBS- Leverkusen unterstützt durch Leute der KOCHGRUPPE RATINGEN, die unermüdlich mit der Herstellung und dem Verkauf von Falafel beschäftigt waren und auch sonst für die Verpflegung der BesucherInnen sorgten. Gegen 16:15 setzte sich schliesslich der Demonstationszug in Bewegung. Unter schwarzroten und schwarzen Fahnen machten sich über 400 DemonstrantInnen auf den Weg. In der Form von Sprechchören wurde lauthals der Wunsch nach einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung geäussert. Die antikapitalistische Perspektive, aus der AnarchistInnen und AnarchosyndikalistInnen die Verhältnisse kritisieren, war unverkennbar. Das Ende der Demonstration bildete eine kurze, aber kämpferische Abschlusskundgebung. Von da an begann das Abendprogramm der libertären Tage, dass mit einer Literaturlesung undanschliessendem Reggaekonzert in der Kulturkneipe 3 K seinen Auftakt fand. Als eine Alternative zu diesem Angebot traten dann gegen 22.00 Uhr die Akteuere von 5 Punk-Bands (ASBEST, KOBAYASHI, DADDY LONGLEG, FREE YOURSELF und SAWN OFF) nacheinander auf die Bühne des völlig überfüllten AK 47. Noch einmal erlebte die Kiefernstrasse durch die Anwesenheit von AnarchistInnen einen politischen Höhepunkt, der ihr in den letzten Jahren vergönnt wordenist. Neben einem kleinen wärmenden Lagerfeuer mitten auf dieser Strasse, ist hier vor allem die BESETZUNG eines leerstehenden Hauses während der libertären Tage zu benennen, das von einigen Menschen nach dem Konzi als Schlafplatz genutzt wurde. Erst gegen 06:00Uhr endete diese Veranstaltung, die den beteiligten HelferInnen ihren Stempel ins Gesicht drückte. Den Abschluss der libertären Tage bildeten die Arbeits- und Diskussionsgruppen, die am Sonntag das politische Anliegen der TeilnehmerInnen der libertären Tage erneut unterstrichen. Fragen zu Themen wie libertäre Pädagogik, Anarchosyndikalismus, libertäre Praxis, Feminismus und autonome Migrationsbewegung standen dabei im Mittelpunkt des Interesses. In einem abschliessenden Plenum wurden die Ergebnisse der einzelnen Gruppen letztlich noch einmal vorgestellt und der Wunsch nach weiteren Zusammmenkünften wie dieser geäussert. Es scheint wahrscheinlich, dass es im nächsten Jahr wieder Libertäre Tage geben wird- es haben bereits Menschen Interesse gezeigt, dieses Event in ihrer Stadt zu planen- es gibt schließlich kein Copyright auf libertäre Tage!
und dann noch das….
hallllo,
Hier die Zusammenfassung zur Ag…
AG Utopien bei den libertären Tagen –
1. Versuch einer Zusammenfassung
Nach einer kurzen Vorstellrunde referierte Olli kurz über klassische Ansätze sozialer Utopie bzw. anarchistischer Ideen: Anarcho-Kommunismus, Anarcho-Syndikalismus, Individualanarchismus, desweiteren Fourierismus. Auf die Frage einer Teilnehmerin, ob Anarcha-Femismus eine eigenständige anarchistische Richtung sei, wurde einerseits gesagt, dass Herrschaftsfreiheit auch die Aufhebung von Sexismus umschließe. Anderseits sei es problematisch, Frauenbefreiung unter Anarchismus einfach so vorauszusetzen, da historische anarchistische Bewegungen u. Zusammenhänge selbst frauenfeindlich waren bzw. sind. Im folgenden stellte Olli drei aktuellere Utopien vor: Freie Menschen in freien Vereinbarungen, bolo bolo und die Panokratie. Erstere geht davon aus, dass das augenblicke Gesellschaftssystem von abstrakten Prinzipen, nicht von einzelnen Menschen, regiert wird. Alle Menschenm seien der Logik des Wertgesetzes unterworfen. Die schon immer konstruierte Trennung in böse Kapitalisten und gute ArbeiterInnen ist aus Sicht der AoterInnen nicht haltbar: Herrschaft und ihre Widersprüche durchziehen uns alle. Worauf eingewendet wurde, dass es bestimmten Menschen viel eher möglich ist, auszusteigen, sich ein „schönes“ Leben zu kaufen. Da die Kontrolle nach Innen, in die Menschen verlagert worden ist, helfe es nicht, nur äußere Machtmittel u. Strukturen wie Polizei wegzuschaffen. Während die Panokratie, eine geschlossene (d.h. bis in jede Ecke durchdachte) Utopie, nicht andiskutiert wurde, entzündete sich bei bolo bolo eine Debatte um die Frage, ob mensch antisemtische oder rassistische Bolos dulden könne, wenn diese nur unter sich blieben. Dies wurde in Frage gestellt, da Antisemitismus und Rassismus immer Ausgrenzung, Gewalt und Mord mit sich bringen.Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass Antisemitismus seine Ursachen im bestehenden System habe und diese Ursachen in einer freien Gesellschaft weg fielen. Zum Beispiel werde es durch die Aufhebung des Privateigentums unmöglich, unsinnig, zu klauen, da alles allen gehöre. (Heute erscheint mir diese gesamte Diskussion sehr eindimensinal, da nicht in Frage gesellt wurde, was daran so toll sein soll, in homogenen Gruppen zu leben und ob einheitliche Gruppen nicht eh ein Konstrukt darstellen. Außerdem ist das Beispiel arg weiot her geholt. Anm. d. Schreibas) Weiter ging es um die schwierige Frage, wie mensch sich die Übergangsphase von der heutigen, zur freien Gesellschaft vorstelle. Problematisiert wurden romantische Vorstellungen, dass Anarchie der Zustand ist, wo alles prima ist u. sich nach der Revolution alle Probleme verflüchtigen. Wichtig: Anarchie sei nix, was irgendwann fertig ist, sondern ein Prozess ohne erreichbares Endziel. Immer wieder ging es auch darum, ob und inwiefern mehr Menschen für ein anderes Leben gewonnen werden können. Einserseits sei Manipulation durch Propaganda selber antifreiheitlich, auf der anderen Seite wäre es fatal, dem System das Feld zu überlassen. Eine Person war der Ansicht, dass Propaganda nicht notwendig sei, da jeder Mensch nur in sich sehen müßte, um zu erkennen, dass das System scheiße ist. Dem wurde widersprochen: durch Sozialisation steckt in den Menschen vor allem der ganze Mist. Obwohl viele keine Lust auf fremdbestimmte Arbeit haben, nehmen sie die als naturgegeben hin, weil ihnen die Fähigkeit genommen wurde, die scheinbaren Sachzwänge u. Grenzen wegzudenken, die sie voll verinnerlicht haben. Dieses Gefangensein spiegele sich auch in alternativen Zusammenhängen wieder, z.B. durch das unhinterfragte Beibehalten der klassischen Zweierbeziehung u. anderer Beziehungsmuster. Deshalb sei es wichtig, Utopien und Visionen zu entwickeln und diese an Menschen heran zu tragen, um zu zeigen, dass es auch ganz anders sein könnte u. kann. Wiederholt wurde Erziehung als Ansatzpunkt angesprochen, Veränderung zu erreichen, z.B. mittels freien Schulen. Betont wurde, dass Bildung Kindern als Angebot, nicht als Zwang vermittelt wird. (Wobei dies letztendlich „nur“ Reformpädagogik ist, da es immer noch Lehrer u. Schüler gibt. Anm. d. Schreibas) Im folgenden wurde das traditionelle, von der Aufklärung bestimmte Menschenbild des Anarchismus kritisiert, dass davon ausgeht, es reiche aus, die Menschen auf „natürliche“ Tatsachen hinzuweisen, ihnen Unterdrückung und Elend vorzuführen, um ein Umdenken zu bewirken. Dabei würde nicht beachtet, dass Menschen etwas nur an sich heran lassen, wenn sie davon emotional, persönlich berührt sind. Deshalb sei es ziemlich doof, einfach nur Flugis zu verteilen, da diese gelesen werden und in der desinformierenden Informationsflut untergehen. Über die Verbindung mit Aktionen, welche Menschen aus dem Trott des Gewohnten aufrütteln, ärgern und nerven, biete sich eine Grundlage, mehr als tote Infos zu vermitteln. Als wirkungsvolle Methode, um Menschen zu vermitteln, dass sie in einer Lüge leben, wurde die Dekonstruktion vorgestellt. Sie folgt aus einer Analyse, welche die Wirklichkeit samt all dem Mist (Nationalitäten, Rassen, Geschlechter und so) als Konstruktion begreift, die in den Köpfen der Menschen steckt und zum Einsturz gebracht werden kann. Offen blieb, wie dies praktisch aussehen soll (auch wenn dazzz die spannendste Frage ist…). Für eine Person war es wichtig, Freiräume aufzubauen, um sich schon heute so weit wie möglich den Zwängen des Systems zu entziehen, und gleichzeitig, Sand im Getriebe zu sein, z.B. dadurch, dass der Verkehr lahm gelegt wird. Eine ähnliche Idee brachte ein ander ein: kontinuirlicher, ziviler Ungehorsam mittels vieler Direkten Aktionen im „Alltag“, welcher die gewohnten Bahnen stört. Lange diskutiert wurde über die Frage, was Armut und Wohltand sind, materiell und „ideel“. Gefodert wurde von einer Person, vom Materialismus (im Sinne von Konsumzwang – oder?) wegzukommen, da es sich dabei größtenteils um Ersatzbefriedigungen für Wünsche handelt, die Menschen in dieser Gesellschaft zu unterdrücken gelernt haben. Relativ einig war mensch sich darin, dass eine von Ausbeutung befreite Gesellschaft den „Lebensstandard“ von heute nicht halten können wird und „Verzicht“ notwendig sei. (Da bin ich nicht so sicher: ich kann mir schon Anarchie & Luxus vorstellen, wenn die ökologischen und sozialen Katastrophen wie Millitär, Autos, Einwegprodukte, Atom etc. weg gefallen sind. Anm. d. Schreibas) Es komme darauf an, welchen Begriff von Reichtum mensch habe, da dieser bestimmt, ob mensch ein Weniger an Konsum als Verzicht empfindet. In einer freien Gesellschaft würde das Schenken Menschen vielleicht viel „reicher“ werden lassen als Auto, Luxusvilla etc. Ein wichtiger Hinweis war der, dass es nie und nimmer ohne soziale Prozesse läuft, womit sich gegen die Verzichtsideologie der Nachhaltigkeitsdebatte gewendet wurde und die Vorstellung, dass Menschen sich vom „Materiellen“ abwenden sollen (wie z.B. von vielen Religionen und esoterischen Strömungen gefordert wird).
2. Bücherliste (unvollständig)
Individualanarchismus:
– Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum
– John Henry Mackay: Der Freiheitssucher
Anarcho-Kommunismus:
– Alexander Berkman: Das ABC des Anarchismus, Trotzdem Verlag
– Peter Kropotkin: Die Eroberung des Brotes, Trotzdem Verlag
Neuere Utopien:
– P.M.: bolo bolo
– Blubb: Panokratie (www.panokratie.de)
– Gruppe Gegenbilder: Freie Menschen in freien Vereinbarungen (www.projektwerkstatt.de)
espi