Ein persönlicher Rückblick
Seit einiger Zeit organisiert die Bundesföderation der FAU eine jährliche Sommerschule. Laut Beschluss hat sie vier Themenblöcke, zu denen es an einem Wochenende zahlreiche Vorträge, Seminare und Workshops gibt. Außerdem gibt es noch ein reichhaltiges Abendprogramm. Alle Besucher*innen sehen sich also einem Umfangreichen und straff organisiertem Wochenende gegenüber, wo sie mit Informationen überhäuft werden. Und dieses Jahr waren wir sogar mit einem „langen Wochenende“ konfrontiert. Anstatt einen Kurztrip an die See, die Berge oder sonst wohin zu machen, wo man einfach mal fünfe gerade seien lassen kann, kamen über 100 FAU-Mitglieder zu einem arbeitsintensiven Treffen zusammen. – Und ich war einer von ihnen…..
Die Themenblöcke:
- Organizing
- jeden Tag gab es einen anderen Fokus rund um die Aufgaben und die Fähigkeiten zum Organizing. Neben den üblichen Einführungen ins Organizing, gab es dieses Jahr auch erste, darauf aufbauende Workshops. Spannend auch die Frage zum Thema organizing mit bzw. neben den DGB Gewerkschaften (die ihre Organizing-Aktivitäten ja schon zu großen Teilen an externe Firmen ausgelagert haben und zum Beispiel „Betriebserschließung“[=Mitgliedergewinnung während des Aufbaus von Aktivengruppen] bei Bedarf als Dienstleistung einkaufen)
- individuelles Arbeitsrecht
- Hier ging es vor allem um spezielle Grundlagen. Neben den Thema „Kündigungsschutz“ ging es diesmal zusätzlich um „Offene Ansprüche aus Arbeitsverhältnissen“, das Antidiskriminierungsgesetz und den Arbeitsvertrag (da hat sich ja gerade erst dieses Jahr etwas verändert).
- kollektives Arbeitsrecht/Kämpfe
- Ein weites Feld, wie alle Themenbereich. Dieses Jahr ging es um Betriebsräte, die Koalitionsfreiheit und das Zutrittsrecht, das Verhältnis von Arbeitnehmerkoalition und juristisch(!) anerkannten Gewerkschaften, aber auch um Fragen nach Haustarifverträgen und den in Deutschland verpönten „Politischen Streik“
- Gewerkschaftliche Arbeit
- In diesem Block geht es immer sehr pragmatisch zu. Von Fragen der strategischen Betriebserschließung, über die gewerkschaftliche Beratung von Arbeiter*innen, ging es über Fragen der Eskalationsstrategien im Arbeitskonflikt auch über alltäglichere Fragen wie Pressearbeit oder das erfolgreiche durchführen von Treffen
- Abendprogramm
- Samstag und Sonntag wurden die Bildungsangebote noch durch mehrstündige Abendprogramme abgerundet. Aber wer nun denkt, das man dort entspannen konnte täuscht sich. Am ersten Abend stellt ein internationaler Gast aus Spanien die Entwicklung seines lokalen Syndikates vor. Dieser Vortrag regte zu mehr als 20(!) Nachfragen an, die alle das Potential hatten eine eigene Abendveranstaltung zu füllen. Und das, wo die „hälfte der Zeit“ dafür aufgewendet wurde hin und her zu Übersetzen.
Der Zweite Abend wurde einer internen Diskussion gewidmet. Leider wurde das, meiner Meinung nach sehr schlechte Instrument der Podiumsdiskussion dafür gewählt. FAU intern hätte ich lieber einen offenen Austausch in diesen Internen Fragen gesehen. Insbesondere unter Berücksichtigung unserer tatsächlichen Strukturen. Dies hätte vielleicht nicht dazu geführt, das es „zu einer Einigung“ in diesen Fragen gekommen wäre. Aber immerhin hätte es uns doch den „Schaukampf“ und das kindische „Ich hab Recht und du nicht, ätsch“ verhalten das auf dem Podium von einigen Teilnehmern (!) zelebriert wurde (das mag der Tatsache geschuldet sein, das es eine bestimmte, politische, Prägung gab). Wenn ich so etwas sehen möchte, dann schalte ich mir Lanz oder Maischberger ein.
- Samstag und Sonntag wurden die Bildungsangebote noch durch mehrstündige Abendprogramme abgerundet. Aber wer nun denkt, das man dort entspannen konnte täuscht sich. Am ersten Abend stellt ein internationaler Gast aus Spanien die Entwicklung seines lokalen Syndikates vor. Dieser Vortrag regte zu mehr als 20(!) Nachfragen an, die alle das Potential hatten eine eigene Abendveranstaltung zu füllen. Und das, wo die „hälfte der Zeit“ dafür aufgewendet wurde hin und her zu Übersetzen.
Natürlich kann ich an dieser Stelle nicht herausposaunen was im einzelnen nun genau vermittelt wurde oder worum es bei den Abendprogrammen im Detail ging (der Feind ließt schließlich mit und das Internet vergisst nichts). Aber, so gibt es dennoch Eindrücke die ich mit „allen“ Teilen kann:
- Das umfassende Programm war in Teilen sehr anspruchsvoll, und war nicht nur für Einsteiger*innen in die jeweiligen Themen interessant
- Neben den Schulungen, gab es eine gut organsierte Verpflegung (Frühstück, Mittag, Abendessen) – dafür danke ich den Arbeiter*innen im Naturfreundehaus Hannover sehr (wenn ich um 6:30 Uhr zu meinem morgentlichen Spaziergang aufgebrochen bin, standen sie schon in der Küche um das Frühstück vor zu bereiten).
- Ich selbst gebe ja Vorträge, Seminare und Workshops zu drei von den vier Themenblöcken. Mich überrascht nicht, das es in größeren Gruppen noch einmal schöner/interessanter ist.
- Wenn der offizielle Teil endlich vorüber war, versammelten sich viele Teilnehmer*innen noch auf der Wiese vor dem Naturfreundehaus um bis spät in die Nacht miteinander zu reden, sich aus zu tauschen, zu diskutieren, kontakte zu knüpfen und vielleicht sogar auch um Pläne zu schmieden. Ich selbst, war meistens zu erschöpft und legte mich früh hin.
Fazit:
Das Programm war
- inhaltlich anspruchsvoll
- hätte zum Teil ausgewogener sein können (gerade bei den FAU internen Fragen)
- es fehlte ein wenig ein „Körperbetontes“ Freizeitprogramm (so haben bei der Abschließenden Feedbackrunde viele bemängelt, das es, neben den Unterbrechungen für die Nahrungsaufnahme, keine Pausen gab oder Aktivitäten wie Wandern – zumal wir direkt neben einem sehr schönen und sehr großen Stadtwald waren. Meine Bemerkung, das ich ja mehrfach bescheid gegeben habe, das man sich mir morgens um 6:30 Uhr zu einer einstündigen Wanderung hätte anschließen können, wurde dann aber auch nur verlacht…. *lol*)
- Was mir auch gefehlt hat, war Raum/Zeit um mich mit den Teilnehmer*innen aus meiner Region zu trefffen, um mit ihnen Konkret zu besprechen wie wir das ganze Wissen in unsere Region tragen können (intern , und wo möglich sogar als auch für nicht Mitglieder offene Veranstaltung)
- NACH dem Wochenende merkte ich dann, wie anstrengend es dann doch gewesen war – und ich benötigte erst einmal zwei Tage Ruhe zur Erholung.