Vorwort zur Erstausgabe Frank Fernandez: Anarchismus auf Kuba, Oktober 2006 im Verlag Syndikat A, ISBN: 3-9810846-3-2 (bis 31.12.2006) 978-3-9810846-3-4 (ab 01.01.2007)

Frank Fernandez: Anarchismus auf Kuba

Vorwort zur Erstausgabe, Oktober 2006 im Verlag Syndikat A, ISBN: 3-9810846-3-2 (bis 31.12.2006) 978-3-9810846-3-4 (ab 01.01.2007)

„Eine revolutionäre Regierung kann nicht revolutionär sein, solange sie eine Regierung ist“

>Solidaridad Gastronomica< am 15.Februar 1959

„Partria o Muerte“

(„Vaterland oder Tod“

Schriftzug um das Konterfei Che’s auf der 3 Pesos Münze

Wer kennt hier zu Lande schon die Geschichte des kubanischen Anarchismus?

Gab es auf Kuba überhaupt AnarchistInnen? Haben diese in der Entwicklung Kubas irgendeine Rolle gespielt? War es nicht die Bewegung M26J und die Kommunistische Partei, die ein Ende mit der Diktatur Batistas gemacht hat? Gehörten Fidel Castro und Konsorten nicht zu den fortschrittlichsten Elementen, die diese Zeit und diese Gegend zu bieten hatte? Hatte die neue Junta nicht selbst den weltberühmten Anarcho-Syndikalisten Augustin Souchy eingeladen nach Kuba zu kommen und einen Bericht zu schreiben?

Diese und noch einige andere Fragen werden in diesem Buch beleutet und die deutschsprachige Leserschaft wird hier eine ganz andere version der Geschichte erfahren. Es ist dies die Version eines militanten Anarchisten, der sich aus dem Exil die Mühe gemacht hat seinen Kampf für ein libertäres Kuba weiter zu führen. Dabei erliegt er allerdings nicht der Versuchung, die anarchistische Bewegung blind zu ikonisieren oder aus der „Analyse“ von Fehlern zu einer allgemeinen Wahrheit zu kommen. Nein, so nüchtern wie es ein Beteiligter nur sein kann, schildert er die Geschichte der kubanischen Libertären, der so genannten Revolution, des Widerstandes und die Abweisung durch die neoanarchistische Bewegung Europas.

Eben diese neoanarchistische Bewegung Europas, welche den Freiden mit den MArxistInnen gesucht hat und zum Teil noch heute mit Che-Button an der Jacke herumläuft, oder meint das kubanische Regime verteidigen zu müssen.

Heute, im August 2006, sieht es ganz so aus als ob zumindest eine Hoffnung der kubanischen AnarchistInnen im Exil sich erfüllen würde. Das Regime, welches Fidel Castro und Konsorten auf der größten Karibikinsel vor nunmehr 50 Jahren errichtet haben, hat sein biologisches Verfallsdatum erreicht.1 In den nächsten Wochen und Monaten wird die Stabilität des regimes, soviel Hofnung sei erlaubt, in sich zusammenbrechen. Dann haben die Menschen auf Kuba endlich die Chance für einen Neuanfang.

Wohin dieser Neuanfang sie führen wird weiß heute noch niemand. Es bleibt zu hoffen, dass die libertären Traditionen welche im Exil überlebt haben, und die zarten Ansätze der libertären Bewegung welche in den letzten Jahren auf Kuba immer wieder aufgetaucht und wieder verschwunden sind, stark genug sind, um eine Basis für kommende AktivistInnen zu legen.

Es ist auch an uns, dafür Sorge zu tragen, dass die libertären Ideen auf Kuba nicht aussterben und nicht länger unterdrückt werden. Die neoanarchistische Bewegung Europas hat etwas gut zu machen und ich hoffe sie macht es gut!

Rudolf Mühland

Anmerkung:

  1. Heute (11.06.2007), da ich diese Zeilen im web veröffentliche, weiß ich das ich mich damit geirrt habe. Fidel lebt noch immer. Zur Erinnerung: zur Zeit als ich das Vorwort schrieb war Fidel Castro wegeneiner schweren Darmerkrankung in Behandlung. Wochen/Monate lang gab es keine oder nur sehr kurze Auftritte in der „Öffentlichkeit“
[ssba]