Das war unsere Radtour…

Quellbild anzeigenAm Samstag, den 19.03.2022, haben wir uns zusammen mit den Schwarz-Roten Rad-Wander*innen auf Spurensuche nach der Märzrevolution von 1920 im Ruhrgebiet gemacht. Unsere kleine Gruppe machte sich auf den Weg vom Duisburger HBF über Ruhrort nach Walsum und weiter über Dinslaken, Lohberg und Bruckhausen bis fast nach Krudenburg. Leider war die Brücke über die Lippe gesperrt, so das wir auch nicht mehr bis nach Wesel gefahren sind. Stattdessen mussten wir an dieser Stelle umkehren und zurück nach Dinslaken fahren (was uns ~4 km Strecke erspart hat, worüber sich besonders die untrainierten Fahrer*innen gefreut haben dürften. Denn obwohl alle Touren eigentlich auch für ungeübte Fahrer*innen geeignet sind, ist gerade diese eine Tour am Ende doch eine Herausforderung.)
Lest nun unseren kleinen Bericht und erfreut euch an ein paar Bildern:

 

Quellbild anzeigenUm kurz nach 10 Uhr waren alle angemeldeten Teilnehmer*innen da. Erfreulicherweise kamen die Menschen aus verschiedenen Städten (Dortmund, Essen Duisburg und Düsseldorf) und war international zusammengesetzt. Nach einer kurzen Einführung und den Hinweis darauf, das wir an den verschiedenen Stationen immer einen kurzen Vortrag, der jeweils einen bestimmten Aspekt der Revolution behandelt, bekommen werden, ging es dann auch schon los!

Vom Hauptbahnhof fuhren wir erst einmal durch die Innenstadt (hier konnte ein Kunstwerk von  Niki de Saint Phalle betrachtet werden) zum Hafen, vorbei am „Hübi“ und der „Schimanskigasse – gleich drei wichtigen touristischen Orten der Stadt. Von da an ging es dann bis zum Friedhof in Walsum fast die ganze Zeit am Rhein entlang. Das Wetter hat übrigens ganz fantastisch mitgespielt. Es war am Morgen zwar noch ein wenig frisch, aber wir konnten trotzdem den blauen Himmel und den Sonnenschein den ganzen Tag über genießen. Auch der Wind, der uns an einigen Stellen entgegen kam, konnte unsere gute Laune nicht verwehen.Quellbild anzeigen
Der Referent hat die Tour früher schon ein paar Mal gemacht und neben einer kurzen Pause am Alsumer Berg eigentlich die erste längere Einkehr für den Friedhof in Walsum geplant. Direkt am Friedhof befindet sich eine Konditorei, bei der man den Charm vergangener Jahrzehnte genießen kann und „draußen nur Kännchen“ bekommt. Doch dieses mal legten wir schon viel früher einen Stopp ein, damit sich bei Pizza, türkischem Gebäck und der guten alten Pommes für die weitere Fahrt gestärkt werden konnte (das war dringend nötig, sind doch einige Teilnehmer*innen aus anderen Städten schon mit dem Rad(!) angereist). Von Walsum aus, ging es dann weiter, an den Rheinauen vorbei bis nach Dinslaken. Auch dort besuchten wir den Friedhof. Im Gegensatz zu dem Denkmal in Walsum, befand sich in Dinslaken ein Kranz und zahlreiche rote Nelken, abgelegt von der DKP und der Linkspartei Dinslaken. Während wir uns an die Revolution erinnerten, gedachten die Parteigänger einzig den „Verteidigern der Republik“. Unser nächster Halt war dann in Lohberg. Dort wurden wir darauf aufmerksam gemacht, auf die Veränderung zu achten, die sich nun vor uns auftun würde. Und ja, der Übergang von der Stadt, vom Ruhr- und Industriegebiet zum Land war deutlich erkennbar.
In Bruckhausen, das einige Höhenmeter oberhalb von Lohberg liegt,  verließen wir dann die Straße und schoben unsere Räder „tief in den Wald“. Dort liegt, versteckt und nur über Trampelpfade oder das Unterholz erreichbar ein Massengrab.
Zurück zur Straße gekommen, konnten wir uns nun gemütlich den Berg herunterrollen lassen. Unsere letzten Ziele (Krudenburg und Wesel), würden wir an diesem tag nicht mehr erreichen. Zum einen dauerte die Tour schon fast so lange wie angekündigt – wir waren also im Verzug. Zum anderen war die Brücke über die Lippe gesperrt. Wir hätten zwar, ein paar wenige Kilometer Umweg in kauf nehmend auf die andere Seite gelangen können, aber da sich die Sonne schon dem Horizont zuneigte, beschlossen wir an dieser Stelle ab zu brechen und nach Dinslaken zurück zu fahren. Die kurzen Vorträge, die an der Lippe, in Krudenburg und in Wesel noch gehalten werden sollten, bekamen wir dann auf dem Weg nach bzw. in Dinslaken.
Soweit ich es mitbekommen habe, hat die Tour allen Teilnehmer*innen sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich selbst (und andere untrainierte Radfahrer*innen) am Ende doch sehr erschöpft war und mich darauf gefreut habe zu Hause heiß zu duschen und danach in Bett zu fallen!

Hier noch ein paar Bilder und Infos zu den besuchten Orten:

Alt-Walsum

Von der Arbeiterschaft gewidmete Gedenkstein für die Märzgefallenen. [2]
Es sollen 200 Tote hier begraben sein. [1] Leider kennen wir auch hier nicht einen einzigen Namen, der ermordeten Arbeiter*innen. Das Grab ist ein eingetragenes Denkmal.
Hier informiert kein Hinweisschild über die historischen Hintergründe

[1] Gleising III, S. 37, 38
[2] Ruhrkampf, S. 178 f

 

Dinslaken

Hier wurden die Gefallenen und Exekutierten aus der Region Dinslaken beerdigt. Der große rötliche Grabstein wurde noch in der Weimarer Republik errichtet. [2]
In späteren Jahren wurden auch noch die Toten aus den Gruben beerdigt die zuerst direkt an der Front an der Lippe verscharrt wurden. In dem Grab liegen mehrere Hundert Tote.
Die „Totenliste“ gibt 387 Tote an. [1]
Links und rechts vor dem Ehrenmal sind später russische Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkrieges bestattet worden, „… vermutlich in der Überzeugung daß die „Roten“ zusammengehören. [2]“
Hier informiert kein Hinweisschild über die historischen Hintergründe. Keine Angaben zu den Toten, aber es sollen über 100 Menschen hier begraben sein. [1]
Inschrift: „Märzgefallene / * 1920 * “ Auf einem alten Bild ist eine zusätzliche Zeile: „Ehre Ihrem / Andenken“ zu erkennen. [1]

[1] Gleising III, S. 37, 38
[2] Ruhrkampf, S. 174 f

Bruckhausen

Hier wurden 31 Angehörige der Roten Ruhr-Armee begraben. [1][2]

[1] Gleising III, S. 37, 38
[2] Ruhrkampf

 

 

 

 

 

Krudenburg

In den Felder gegenüber von  Krudenburg wurden in einem Massengrab um die 60 Tote begraben. Es gibt weder einen Hinweis auf das Grab, noch kennen wir die Namen der ermordeten.

 

 

 

 

Auf dem jüdischen Friedhof wurden gefallene Arbeiter begraben. Vermutlich aus der Verachtung von Juden und Spartakisten kam diese auch in Mülheim und Wesel vor. Aus dem Stein fehlen heute Textpassagen, wenn man sie mit dem Bild von 1928 vergleicht.
Das Kursive ist verschwunden, die fette Schrift besteht:
Das Banner steht / Wenn der Mann auch fällt /  März 1920 / Hier ruhen Gustav Dahl, Otto Wehner aus Barmen und fünf unbekannte / Märzkämpfer. / Gefallen März 1920“  [1] 

[1] Gleising III, S. 37, 38

 

[ssba]