Das Interesse feministischer Forscherinnen an der Geschichte des Anarchismus hat sich bislang auf wenige herausragende Figuren wie Louise Michel, Emma Goldmann oder Clara Wichmann konzentriert. Vom Einfluss von Frauen auf die Anfänge des Anarchismus, in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, ist wenig bekannt. Das liegt wohl zum großen Teil daran, dass die »Ahnenreihe« des Anarchismus häufig mit dem französischen Sozialphilosophen Pierre-Joseph Proudhon begonnen wird, einem überzeugten Antifeministen, was natürlich den Schluss auf feministische Gründungsimpulse zu widerlegen scheint. Wenn man die Anfänge des Anarchismus bei Proudhon sucht – und fast jede allgemeine Darstellung der Geschichte des Anarchismus tut das – dann lässt sich kaum vermuten, dass Frauen mit diesen Anfängen etwas zu tun gehabt haben könnten.
Quelle: http://antjeschrupp.de/fruehe-anarchistinnen#leo
Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass die zweite große Gründerfigur des Anarchismus, der russische Revolutionär Michael Bakunin, im Bezug auf das Verhältnis der Geschlechter eine dezidiert egalitäre Haltung einnimmt. Zwar gilt er deshalb für manche seiner Biografen geradezu als »Pionier der Frauenemanzipation«1, doch der eklatante Widerspruch zwischen Proudhon und Bakunin – die doch beide den Anarchismus begründet haben sollen – scheint den Ideengeschichtlern bisher wenig Kopfschmerzen bereitet zu haben. Aus androzentristischer Perspektive ist eben die jeweilige Position, die eine politische Theorie zu »den Frauen« einnimmt, schlicht unwesentlich, so als ob manche Leute zufällig Antifeministen und andere Feministen seien, ohne dass sich das Auswirkungen auf den Rest ihrer Theorie im geringsten auswirken würde.
Geht man jedoch davon aus, dass die Geschlechterdifferenz einen wesentlichen Punkt im Rahmen einer politischen Theorie darstellt – und die zeitgenössischen Akteure inklusive Proudhon und Bakunin tun das – so muss die Annahme einer gemeinsamen Traditionslinie von Bakunismus und Proudhonismus in Frage gestellt werden. Wenn man diese Perspektive erst einmal einnimmt, dann erschließen sich auch ganz neue Erkenntnisse über das, was damals in der europäischen Arbeiterbewegung, vor allem in der Ersten Internationale,diskutiert wurde. Und es stellt sich heraus, dass Frauen bei diesen Diskussionen in entscheidendem Maß beteiligt waren.2
Virginie Barbet und die »Allianz der sozialistischen Demokratie«
Die männerzentrierte Sichtweise, nach der im frühen Anarchismus Frauen nicht vermutet werden, hat bis in die Quelleneditierung hinein Verwirrung gestiftet. Folgende Passage zum Beispiel findet sich im Protokoll vom 5. Juni 1869 der Versammlung der »Allianz der Sozialistischen Demokratie«, einer politischen Gruppe von Frauen und Männern, die Bakunin ein halbes Jahr zuvor in Genf gegründet hatte: »Bakunin berichtet über das Treffen in Neuchatel … dann verliest er einen Brief an Madame Barbet in Lyon, begleitet von einem Artikel über das Erbrecht – Fortsetzung der Diskussion … worauf Abschaffung des Erbrechts einstimmig akzeptiert wird«3. Der Text ist merkwürdig: Warum sollte Bakunin einen Brief und einen Artikel, den er an Virginie Barbet nach Lyon schicken will, vorher öffentlich verlesen? Ist es nicht eher üblich, dass man in einer politischen Versammlung Briefe verliest, die man von Gleichgesinntenbekommen hat? Virginie Barbet, die angebliche Adressatin des Briefes, war Mitglied in der Allianz und schrieb häufig Artikel für sozialistische Zeitungen – unter anderem auch für die Zeitung »Egalité«, deren Redaktion von Bakunin geleitet wurde. Wäre es da nicht wahrscheinlicher, dass sie einen Brief an Bakunin geschrieben hat, mit der Bitte, ihren beiliegenden Artikel zu veröffentlichen? Mit anderen Worten: Könnte da nicht im Laufe der Überlieferungsgeschichte der Protokolle aus dem Wörtchen »von« das Wörtchen »an« geworden sein?
Wenn man hier textkritisch nachforscht, stellt sich erst einmal heraus, dass das französische Original des Protokolls nicht mehr auffindbar ist, sondern zwei mal aus einem jeweils nur handschriftlich vorliegenden Text übertragen wurde4 – es gibt also zwei mögliche Fehlerquellen. Der entscheidende Hinweis findet sich schließlich bei James Guillaume, der damals Redaktionsmitglied der Egalité war. Er erinnert sich, im Juni oder Juli 1869 eine Zuschrift zum Thema Erbrecht erhalten zu haben, die »einige Einwände gegen einen Artikel von Madame Virginie Barbet aus Lyon vorbrachte, der in der Nummer vom 12. Juni veröffentlicht worden war«5. In dieser Ausgabe ist in der Tat ein Artikel über das Erbrecht enthalten, der auch noch aus Lyon datiert– eine Indizienkette, die ausreichen sollte, um in Virginie Barbetdie Autorin dieses Artikels zu sehen, der bislang Bakunin zugeschrieben wurde.
Es waren also, unter anderem, die Thesen einer Frau, Virginie Barbet, die den Diskussionen in der Bakunin-Gruppe zu Grunde lagen. Die Forderung nach Abschaffung des Erbrechs stellte Bakunin im September 1869 beim Basler Kongreß der Ersten Internationale zur Abstimmung und forderte damit die Marxisten heraus, die dies ablehnten. An dieser Frage wurde erstmals die Spaltung der Internationale in zwei gegensätzliche theoretische Lager, den Anarchismus und den Marxismus, sichtbar, ein Konflikt, der zwei Jahre später zum Ende der Internationale führte und den Anfang einer jahrzehntelangen ideologischen Auseinandersetzung über die theoretische Ausrichtung der sozialistischen Bewegung markiert. Und dennoch – kein Mensch kennt heute Virginie Barbet!
Dabei scheint sie eine wichtige Persönlichkeit der bakunistischen Allianz und der Lyoner Sektion der Internationale gewesen zu sein. In Quellendokumenten begegnet ihr Name relativ häufig, in Mitgliederlisten, Protokollen oder als Unterschrift unter Aufrufen und Solidaritätsbekundungen. Auch Chronisten der Internationale wie James Guillaume, Sreten Maritch, Jacques Rougerie oder Maurice Moissonier erwähnen Barbet, allerdings meist in Anmerkungen oder Nebensätzen.6 Über ihre Biografie ist deshalb nur wenig bekannt, nicht einmal ihr Geburts- und Todesjahr. Man weiß lediglich, dass sie in Lyon eine Gaststätte betrieben hat.7 Andererseits ist jedoch von ihr genügend Schriftliches erhalten – Zeitungsartikel, Flugschriften, Manifeste8 – so dass sich durchaus mehr über sie sagen lässt, als nur einen Hinweis auf die bloße Tatsache ihrer Existenz zu geben.
Es ist nicht ganz klar, unter welchen Umständen Barbet zur Allianz der sozialistischen Demokratie gefunden hat, aber wahrscheinlich ist es beim Kongress der Friedens- und Freiheitsliga im September 1868 zum Kontakt zwischen ihr und Bakunin gekommen. Die Liga war eine internationale Vereinigung von zum Teil sehr prominenten Reformerinnen und Reformern wie Victor Hugo, John Stuart Mill oder Giuseppe Garibaldi, die für eine Überwindung nationaler Konflikte durch die Gründung einer Europa-Union und die Abschaffung der stehenden Heere eintrat. Anders als in der vier Jahre vorher gegründeten Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA), die damals ein reiner Männerverein war, arbeiteten viele Frauen in der Friedensliga mit, vor allem die Schweizer Feministin Marie Goegg. Auch Virginie Barbet, die sich dem Kongress als Vertreterin »der Frauen der Lyoner Sozialdemokratie«9 vorstellte, hielt dort eine Rede über die Bedeutung von Fraueninteressen für politische Bewegungen.
Bakunin hatte sich von Anfang an stark in der Liga engagiert und auch den Kongress mit vorbereitet. Seine dringende Forderung, auch sozialistische Positionen in das Programm aufzunehmen, wurde aber von der bürgerlichen Mehrheit der Ligamitglieder abgelehnt. Daraufhin traten er und etwa zwanzig weiteren Frauen und Männern aus der Friedensliga aus und gründeten die »Allianz der Sozialistischen Demokratie«. Eine Sektion dieser Allianz wurde ein halbes Jahr später, im Sommer 1869 von Virginie Barbet und Albert Richard in Lyon gegründet.
Anders als Bakunin war Barbet zu diesem Zeitpunkt bereits Mitglied der Internationale, doch dürfte sie als »überzeugte Anhängerin der Frauenemanzipation«10, wie sie sich selbst bezeichnete, mit deren bis dahin eher antifeministischer Ausrichtung kaum einverstanden gewesen sein. Vor allem in Frankreich war die Internationale in den ersten Jahren ihres Bestehens nämlich ideologisch sehr vom Proudhonismus beeinflusst und die französischen Vertreter bei den ersten Internationale-Kongressen sahen ihre Aufgabe vor allem darin, die Ablehnung der Frauenerwerbsarbeit in der Programmatik der Internationale zu verankern. Die Allianz dagegen gab sich sofort ein dezidiert feministisches Programm. Gleich im zweiten Punkt wird »die politische, ökonomische und soziale Gleichmachung der Klassen und der Individuen beider Geschlechter«11 gefordert – es ist sehr wahrscheinlich, dass Barbet hier eine Möglichkeit sah, ihr sozialistisches und feministisches Engagement zu verbinden.
Der Eintritt von Virginie Barbet in die Allianz und deren Anschluss an die Internationale im Winter 1868/69 fällt in eine Zeit, wo die Internationale in Frankreich einen Richtungswechsel vollzog. Besonders in Paris wurden die konservativ-proudhonistischen Gründer nun von jüngeren, militanteren Männern zurückgedrängt, hier sind vor allem Benoit Malon und Eugène Varlin zu nennen, die der Internationale ein kämpferischeres, radikaleres, weniger frauenfeindliches Image gaben. Diesen Richtungswechsel trieb auch Virginie Barbet in Lyon voran. Spätestens seit Juli 1868 hatte sie Kontakt zu einer Pariser feministischen Gruppe, der »Sociéte pour la Révendication du Droit des Femmes« um André Léo, von der später noch die Rede sein wird.12 Dabei wurde sie dabei von anderen Frauen aus der Lyoner Internationale, etwa Marie Richard13, unterstützt.
Schon vor ihrer Bekanntschaft mit Bakunin und der Gründung der Allianz ging Barbet also – in deutlicher Abgrenzung vom saint-simonistischen Feminismus, der die Geschlechterdifferenz betonte- davon aus, die Natur habe Frau und Mann gleich geschaffen und daher sei auch die »Gleichmachung« von Frauen und Männern durch Abschaffung materieller und kulturell geschaffener Unterschiede möglich. Barbets Anschluss an die Allianz erscheint vor diesem Hintergrund ganz folgerichtig. Als Schatzmeisterin der Lyoner Internationale und Mitglied in dem Ausschuss, der die Delegierten für die internationalen Kongresse wählte, hatte sie auch genügend Einfluss auf die Lyoner Internationale insgesamt, um einen solchen Richtungswechsel hier anzustoßen. Dennoch war es nach Meinung der meisten Forscher nicht Barbet, sondern der blutjunge Albert Richard, der Sohn von Marie Richard, der in der Lyoner Internationale die Richtung vorgab. Die herausragende Führungsrolle, die vor allem Richard selber sich zugeschrieben hat,14 wird in der Literatur völlig unkritisch übernommen, was aber auch daran liegt, dass Richardals Vertreter Lyons bei den IAA-Kongressen 1868 und 1869 in den offiziellen Dokumenten vorkommt, deren Bedeutung für die Theoriediskussionen in der IAA ohnehin oft überschätzt wird.15 Der Hauptgrund dafür, dass Richards dominante Rolle bisher nicht in Frage gestellt wurde, ist aber wohl, dass Barbets Teilnahme am Friedensliga-Kongress in Bern weitgehend unbekannt ist und man also davon ausgeht, dass allein Richard dort Bakunin kennengelernt habe.
Gegen Richards Führungsqualitäten sprechen jedoch, neben seinem jungen Alter, die Einschätzungen zahlreicher Zeitgenossen. James Guillaum charakterisiert als »dumm«, »kindisch« und »überheblich«16 Victor Jaclard attestiert ihm »eine Reihe von Charakterschwächen, eine extrem persönliche Ambition, eine grenzenlose Eitelkeit, einen völlig unausgeglichenen Geist«17. Vor allem aber hatte Richard inhaltlich überhaupt keine gefestigte Position. Es ist völlig unklar, für welche Inhalte er stand. In der Lyoner Internationale war er spätestens im Frühjahr 1870 sehr umstritten, man verdächtigte ihn, ein Polizeispitzel zu sein, und während der Pariser Kommune wurde er dann überzeugter Bonapartist.18
Virginie Barbets politische Schriften zeigen dagegen eine klare inhaltliche Position. Eines ihrer wichtigsten Anliegen war, wie bereits angedeutet, die Abschaffung des Erbrechts: Durch diesen Schritt sollte ein gleicher materieller »Ausgangspunkt« für alle Kinder geschaffen werden, um die »Gleichmachung der Individuen« zu befördern. Besonders vehement wurde diese Diskussion im Vorfeld des Basler Kongresses im September 1869 geführt, wo die Allianz diese Frage zur Abstimmung brachte. Die Egalité – die Genfer Allianzzeitung – widmete bereits in der Nummer vom 1. Mai 1869 ihren Leitartikel diesem Thema. Er stammt sehr wahrscheinlich aus der Feder Bakunins, der darin vor allem bemüht ist, die kleinbürgerlichen Ängste der Arbeiter zu beschwichtigen. Anders dagegen der zweite programmatische Artikel zum Thema, eben der eingangs erwähnte von Virginie Barbet, der am 12. Juni erschien. Dort polemisiert sie gegen den Autor des ersten Artikels, also Bakunin, wenn sie schreibt: »Wenn wir diese Frage aufgreifen, … haben wir uns keineswegs vorgenommen, eine vertiefende Studie zu machen, sondern wir wollen lediglich die Aufmerksamkeit … auf eine der wichtigsten Tatsachen lenken. Ja, der wichtigsten, denn man darf nicht verschweigen, dass eine soziale Revolution, die vorgibt, die Gleichheit zu etablieren und nicht mit der Abschaffung des Erbrechtes anfängt, ihr Ziel eindeutig verfehlen würde«.19
Für Barbet ist die Notwendigkeit, das Erbrecht abzuschaffen, keine Frage, die »vertiefender Studien« bedarf, sondern ein Faktum, das schlicht in Erinnerung gerufen werden muss. Deutlicher als die meisten anderen Allianzmitglieder macht sie das Erbrecht zur Prinzipienfrage. Und anders als Bakunin nimmt sie dabei auch keinerlei Rücksicht auf die Bedenken, die von kleinbürgerlich-patriarchal orientierten Familienvätern innerhalb der Arbeiterbewegung zu erwarten sind. Während Bakunin von der Notwendigkeit ausgeht, überhaupt erst einmal die Diskussion über das Erbrecht zu führen und sich bemüht, Bedenken durch behutsame Argumentation auszuräumen, macht Barbet die Erbrechtsfrage sozusagen zur Gretchenfrage. Dass viele auch in der anarchistischen Bewegung jener Zeit sie damit für zu radikal hielten, wird auch aus entsprechenden Leserbriefen deutlich.20
Ein anderer Punkt, an dem sich kontroverse Positionen von Barbet und Bakunin aufzeigen lassen, ist Barbets Konzept der revolutionären Gewaltfreiheit. Bakunin erhoffte sich in jenen Jahren zunehmend einen revolutionären Schub für gewaltsame Aufstände und rechnete dabei auch auf das »Lumpenproletariat«, die Deklassierten, die Verzweiflung derer, die ohnehin nichts zu verlieren haben.21 Dies zeugt von einer tendenziell männlichen Perspektive, zumindest im Rahmen einer Gesellschaft, in der die Sorge um Kinder, kranke und alte Menschen weitgehend in die Verantwortung von Frauen fallen. Auch dann, wenn sie zum »Lumpenproletariat« gehörten, dürften Frauen nicht unbedingt die Desperados gewesen sein, die Bakunin sich vorgestellt. Vielleicht hatte Barbet diese konkrete Lebensrealität im Blick, denn im Gegensatz zu Bakunin klagte sie vor allem die Gewaltlosigkeit politischer Aktionen ein.
Ihre Strategie des gewaltfreien Widerstands kommt sehr deutlich in einem von ihr verfassten Manifest zum Ausdruck, in dem Lyoner Sozialistinnen im Januar 1870 an die jungen Männer der Stadt appellieren, ihrer Einberufung zum Militärdienst nicht zu folgen.22 Barbets Argumentation ist dabei nicht eine der prinzipiellen Gewaltlosigkeit. Der Militärdienst müsse verweigert werden, weil die Regierung des Second Empire nicht die Interessen des französischen Volks vertrete, sondern die der »Unterdrücker des Proletariats«. Für den Fall, dass es zum passiven Widerstand in Form einer Militärdienstverweigerung kommt, sagt Barbet den jungen Wehrpflichtigen die Unterstützung der Frauen zu. Sie rät ihnen, auf den Einberufungsbefehl gar nicht zu antworten oder die Gründe darzulegen, warum sie in einer Armee Bonapartes nicht kämpfen könnten. Für die Frauen selbst hat Barbet dabei eine eigene Methode vorzuschlagen: »Sobald wir erfahren, dass einer oder mehrere von euch verhaftet wurden, werden wir massenhaft bei den verantwortlichen Autoritäten eure Freilassung fordern«23, verspricht sie.
Drei Monate später veröffentlicht Barbet – wieder im Namen der Lyoner Sozialistinnen – ein weiteres Manifest, in dem sie diese Strategie deutlicher ausformuliert. Diesmal geht es um die Unterstützung eines großen Streiks der Minen- und Stahlarbeiter in Le Creuzot. Barbet fordert die Frauen auf, den Streik ihrer Männer (in der Stahlindustrien waren kaum Frauen beschäftigt) zu unterstützen, und zwar mit einer gewaltfreien, revolutionären und originär weiblichen Kampfform: »Sprecht die Sprache der Wahrheit zu den Soldaten, die euch umzingeln. … Sagt diesen unglücklichen Kinder des Volks, dass die Männer, die zu verfolgen sie den Befehl haben, nicht … Söldner irgendeiner politischen Partei sind, sondern Eure Väter, Eure Brüder, Eure Ehemänner, … die kein anderes Verbrechen begangen haben als das, das heiligste Recht des Menschen einzufordern, nämlich von ihrer Arbeit zu leben. Mit solchen Worten, da könnt Ihr sicher sein, werdet ihr sie beeindrucken«24. Auch wenn diese Strategie in Creuzot noch an der Übermacht von Militär und Polizei scheiterte, so war sie doch ein Jahr später in Paris erfolgreich: Genau mit dieser Verunsicherung der Soldaten, dem wortreichen »Dazwischenstellen« der Frauen zwischen die Regierungstruppen und die Aufständigen, mit der Überzeugungsarbeit der Frauen begann am 18. März 1871 die Kommune von Paris.
André Léo und die antiautoritäre Internationale
In der Pariser Kommune begegnet man einer weiteren Protagonistin des frühen Anarchismus, die für dessen Entwicklung vielleicht noch wichtiger war: DiePariser Schriftstellerin und Journalistin André Léo (1824–1900).25 Sie hatte sich in der anti-proudhonistischen Frauenbewegung der fünfziger und sechziger Jahre mit ihren Romanen und ihrem 1868 erschienenen theoretischen Hauptwerk »Les femmes et les moeurs«26 einen Namen gemacht. 1866 gründete sich in ihrer Wohnung die »Société pour la Revendication du Droit des Femmes«, die schon bald zum Sammelbecken der führenden Feministinnen in Paris wurde, darunter Paule Minck (die spätere Mitbegründerin der französischen Arbeiterpartei), die damals noch ganz unbekannte Louise Michel, sowie die bekannte Frauenrechtlerin Maria Deraismes.
Die Société markierte eine Neuorientierung gegenüber dem frühsozialistischen Feminismus der dreißiger und vierziger Jahre im Umfeld Fouriers und des Saint-Simonismus: Als Reaktion auf die antifeministischen Kampagnen bürgerlicher Intellektueller wie Proudhon, Michelet und anderen stellten die Feministinnen nun nicht mehr die Geschlechterdifferenz in den Vordergrund, argumentierten nicht mehr mit den besonderen Fähigkeiten und Interessen von Frauen, die deren Partizipation am öffentlichen Leben notwendig machten, sondern betonten die Gleichheit der Geschlechter. Die faktischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern führten sie weitgehend auf ihre Sozialisation zurück, und entsprechend wichtig wurde ihnen die Betonung der Bildungsarbeit, die Forderung nach gleichen Bildungschancen für Mädchen. Der entscheidende Topos für die Argumentation war aber, dass sie von Frauen nicht mehr als Gruppe sprachen, sondern besonders ihre Individualität betonten.
Es war diese Gruppe Pariser Feministinnen, die spätestens seit 1866 den typisch egalitären Feminismusansatz als Gegenstrategie gegen den bürgerlichen Antifeminismus herausarbeitete, den dann im Sommer 1868 die Lyoner Internationalistinnen um Virginie Barbet aufnahmen und der sich Ende 1868 auch im Programm der anarchistischen Allianz um Bakunin niederschlug. So ist es auch eine logische Konsequenz, dass es früher oder später zu einer Zusammenarbeit zwischen den Pariser Allianzisten und den Feministinnen der Société kam.27
Im Gegensatz zu den bekanntesten Antiproudhonistinnen der Zeit, Juliette Lamber (verh. Adam) und Jenny D’Héricourt28, ist für André Léo die rechtliche Gleichstellung von Frauen allerdings nicht eine logische Folge der Verwirklichung der bürgerlichen Gesellschaft und der Umsetzung gleicher Rechte. Léo erkennt, dass die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft – ebenso wie die sozialistische – auch gut auf der Basis der Familie existieren kann. Sie klagt daher nicht nur die innere Logik der Aufklärung ein, sondern hält es für wichtig, auch eine materielle Basis dafür zu schaffen. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, dass Frauen sich nicht nur theoretisch, sondern auch konkret als Individuen an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligen können – von hier kommt André Léo zur Forderung nach Erwerbsarbeit für Frauen und einer sozialistische Umgestaltung der Wirtschaftsordnung.
Insofern André Léo, zusammen mit Paule Minck, die sie in dieser Hinsicht vermutlich beeinflusst hat, dem Pariser Feminismus eine sozialistische Wendung gab, wurde ihre Gruppe natürlich zu einer Herausforderung für die proudhonistische Pariser Internationale, was sich auch bald in einem öffentlich ausgetragenen Konflikt nieder schlug. In den Archives Nationales in Paris ist eine Reihe von handschriftlichen Polizeiprotokollen über 16 Versammlungen zum Thema »Frauenarbeit« fast vollständig erhalten29, die diese Kontroverse dokumentieren. Paule Minck, André Léo und andere führten hier vor einem Auditorium von mehreren tausend Männern und Frauen einen öffentlichen Streit mit wichtigen Pariser Internationalisten.
Folgt man den Polizeiprotokollen, dann scheint die Grundstimmung dieser Treffen der Frauenarbeit tendenziell wohlgesonnen gewesen zu sein. Am 6. Juli etwa spricht sich offenbar nur der Internationale Jean-Pierre Héligon gegen Frauenerwerbsarbeit aus, alle anderen Rednerinnen und Redner äußern sich positiv. In der folgenden Woche, am 13. Juli, hält Paule Minck eine lange und eindrückliche Rede zugunsten der Frauenerwerbsarbeit, die später auch als Broschüre gedruckt wird.30 Bei diesen Versammlungen wird auch deutlich, dass es damals zwei rivalisierende Gruppen in der Pariser IAA gab und dass die Position zur »Frauenfrage« einer ihrer wichtigsten Streitpunkte war. Aus Protest gegen Héligons Rede meldeten sich nämlich Eugène Varlin und Benoit Malon, (die an den Versammlungen nicht teilnehmen konnten, weil sie wegen einiger militanter Aktionen in jenen Monaten inhaftiert waren) in einem offenen Brief zu Wort und stellten klar, dass die Internationale »besonders in der Frauenfrage verschiedene Gruppen umfasst, die auf keinen Fall miteinander verwechselt werden dürfen«31.
Der oben bereits angedeutete Richtungswechsel in der IAA, den auch Virginie Barbet in Lyon vorantrieb, war daher wohl auch Voraussetzung für den Eintritt von André Léo in diese Organisation. Ende 1868 trat sie in die vom Allianz-Mitglied Malon geführte Sektion Batignolles ein und setzte ihre Reputation als anerkannte Schriftstellerin der IAA, die damals unter dauernden Schikanen der bonapartistischen Polizei zu leiden hatte, zur öffentlichen Verteidigung dieser Arbeiterorganisation ein. Nur mit Bakunin kam es bald schon zu Auseinandersetzungen.
Die Genfer Allianz-Zeitung Egalité, immer bemüht, bekannte Autorinnen und Autoren zu gewinnen, kündigte in ihrer Ausgabe vom 27. Februar 1869 stolz die Mitarbeit von Léo, »einer der ersten sozialistischen Schriftstellerinnen Frankreichs«, an. Doch bereits am 13. März sieht sich Léo genötigt, eine Klarstellung ihrer Prinzipien zu veröffentlichen und distanziert sich von der antibürgerlichen Propaganda der Zeitung: »Ich stimme mit Ihnen in den Zielen überein, wir unterscheiden uns aber zuweilen in den Mitteln«. Gegen Bakunin plädiert Léo hier für eine gewisse Offenheit potentiellen Bündnispartnern im republikanischen Lager gegenüber und schreibt: »Wir glauben an die Gleichheit. Seien wir konform mit unserem Glauben, indem wir … nicht ohne Beweise Verdacht gegen die Loyalität derer erheben, die sich von uns unterscheiden«. Noch in der gleichen Ausgabe schreibt Bakunin einen Gegenkommentar, in dem er seine Kompromisslosigkeit rechtfertigt: »Jede Konzession würde bedeuten, die vollständige Emanzipation der Arbeit aufzuschieben«.
Allerdings stand André Léo mit ihrer Auffassung keineswegs allein da. Elisée Reclus unterstützte sie in einem Leserbrief der, so Bakunin, »denselben Geist der Versönlichkeit trägt«32. Auch Malon, so weiß man aus Bakunins Briefen, schlug sich auf Léos Seite. Doch anstatt dem Urteil seiner langjährigen politischen Weggefährten zu folgen, warf Bakunin ihnen Häresie vor und führte den Grund auf ihre »Schwächen für die dramatischen und sentimentalen Ungereimtheiten des schönen Geschlechts«33 zurück. Bakunins Urteilskraft war in diesem Zeitraum ziemlich getrübt, wahrscheinlich wegen seiner kurzen, aber doch einige Monate lang sehr leidenschaftlichen Bewunderungfür die radikale Rhetorik eines jungen russischen Revolutionärs Sergej Nechajev, der damals in Genf lebte. Dies ist vermutlich auch der Grund für seine Überschätzung des sich ebenfalls radikal gebärdenden Albert Richard in Lyon.
Die Positionen von Bakunin und Léo näherten sich aber nach der Pariser Kommune wieder an. Nach dem unrühmlichen Abgang seiner jungen Pseudorevolutionäre34 revidierte Bakunin seine Meinung über Léo, während diese ihrerseits ihre Position radikalisierte. André Léo hatte die Kommune aus ganzem Herzen unterstützt, sich dabei jedoch nicht gescheut, auch interne Kritik vorzubringen, wenn ihr das notwendig erschien, etwa bei Prozessen gegen vermeintliche »Verräter« oder wenn die Kommune Pressezensur verhängte. Selbst in dieser Extremsituation ließ sie sich nicht von ihrer Überzeugung abbringen, dass der Zweck unter keinen Umständen die Mittel heiligt: »Wenn wir uns verhalten wie unsere Gegner, wie soll sich die Welt dann zwischen ihnen und uns entscheiden?«35
Nach der Niederschlagung der Kommune gelang André Léo, ebenso übrigens wie Virginie Barbet, die Flucht in die Schweiz. Ihre Lebensaufgabe sah sie nun darin, die extrem kritische bürgerliche Öffentlichkeit über die wirklichen Ziele und die wahre Geschichte der Kommune aufzuklären und die Bluttaten der Versailler anzuprangern. Dass sie damit jedoch auch beim der liberal-republikanischen Bürgertum, darunter viele ihrer früheren Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem feministisch-republikanischen Lager, auf taube Ohren stieß, zeigte sich im September 1871 beim Kongress der Friedens- und Freiheitsliga in Lausanne, wo André Léo durch Tumult und Zwischenrufe gezwungen wurde, ihre Rede abzubrechen und den sie »tieftraurig«36 verließ.
Nach diesen Erfahrungen wandte sich Léo endgültig der sozialistisch-anarchistischen Bewegung zu und setzte, wie viele Kommuneflüchtlinge, ihre Hoffnung ganz in die Internationale. Dort war es jedoch inzwischen zu einem offenen Streit zwischen dem Londoner Generalrat und der Genfer Allianz gekommen, und die Schweizer IAA hatte sich über diesen Konflikt in zwei rivalisierende Föderalräte gespalten. Weil sie sich in diesen Streit nicht hereinziehen lassen wollten, beschlossen Léo, Malon, Barbet, Minck und andere Kommuneflüchtlinge, nicht in die Allianz einzutreten, sondern eine eigene Sektion zu gründen, die »Sektion der Propaganda und der revolutionären Tat«. Verstärkung bekamen sie durch Schweizer Anarchisten, während die Allianz, die der Generalrat inzwischen ohnehin verboten hatte, aufgelöst wurde.
Im Gefolge der Kommuneflüchtlinge, die als Helden und Heldinnen verehrt wurden, hatte der anarchistische Flügel der Internationale in der Schweiz stark Oberwasser bekommen. Um zu verhindern, dass dieser Stimmungsumschwung auch auf andere Länder übergriff, nutzten Marx und Engel ihren Einfluss im Generalrat und veranstalteten im September 1871 in London eine IAA-Konferenz, zu der die anarchistischen Sektionen nicht eingeladen wurden. Dort fasste man zahlreiche Beschlüsse, die für die anarchistischen Sektionen, zu denen auch die neue Genfer Flüchtlingssektion gezählt wurde, untragbar waren. Mit dieser Provokation eröffneten Marx und Engels allerdings eine gefährliche Kontroverse, bei der sie letztlich selbst unterlagen.
Für die Kommuneflüchtlinge war der Generalrat bis dahin nämlich keineswegs ein Gegner gewesen. Ihre antizentralistischen, libertären Positionen waren in erster Linie in der Auseinandersetzung mit blanquistischen und jakobinischen Strömungen innerhalb der Kommune entstanden, in deren zentralistischem, autoritärem Vorgehen zumindest André Léo auch einen Grund für das Scheitern des Kommuneexperiments sah. Erst durch die Londoner Konferenz, in derem »autoritären« Verhalten die Kommunardinnen und Kommunarden dazu eine Parallele sahen, definierten sie ihre »antiautoritären« Ideen auch in Opposition zum Generalrat.
André Léo war neben James Guillaume eine der treibenden Figuren dieser Debatte. Im Oktober 1871 übernahm sie die Redaktion der Zeitung der neuen Propaganda-Sektion, der »Révolution Sociale«37, und kommentierte die Beschlüsse der Londoner Konferenz mit beißender Ironie: »Dass die Göttin Freiheit uns zu Hilfe komme! Denn wir haben gegen die jüngste päpstliche Bulle verstoßen, … indem wir die Unfehlbarkeit des obersten Rates zur Diskussion stellen. Nun sind also auch wir von der Exkommunizierung bedroht, und es bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Seele dem Teufel der Anarchie zu verschreiben«38. Durch die Agitation von André Léo und die Verbreitung eines Zirkulars der anarchistischen Sektionen, das die Kompetenzen des Generalrats nun offen in Frage stellte, wurde der Konflikt nun auch in andere Länder getragen, und die Opposition gegen den Generalrat wuchs.
Diese Entwicklung haben Marx und Engels lange nicht wahrhaben wollen. Erst im März 1872 reagierten sie mit einem Rundbrief über »Die angeblichen Spaltungen in der Internationale«, in dem sie das Schweizer Zirkular Punkt für Punkt kommentierten und auch André Léo persönlich angriffen.39 Doch es war zu spät. Im Lauf des Jahres wurde deutlich, dass sich die große Mehrheit der Sektionen, vor allem in den romanischen Ländern, aber auch in Belgien und sogar in England gegen Marx stellten. Der größte Irrtum von Marx und Engels in diesem Konflikt war, dass sie den Einfluss Bakunins völlig überschätzten. Sie hielten ihn für den alleinigen Urheber der abweichenden Meinungen und Positionen in der IAA und konzentrierten daher ihre gesamte Gegenstrategie auf eine Kampagne gegen seine Person – eine grobe Fehleinschätzung, die nicht dadurch richtiger wird, dass sie bis heute in der Literatur ständig wiederholt wird. Bakunin wohnte schon seit Ende 1869 jenseits der Alpen, in Locarno, und hatte kaum noch Einfluss auf die Diskussionen in Genf und im Schweizer Jura, einer Hochburg des Anarchismus. Schon die Auflösung der Allianz war gegen Bakunins ausdrücklichen Willen vollzogen worden, und das Programm der Propagandasektion fand er »ziemlich schlecht«40. Marx und Engels hatten es keineswegs nur mit Bakunin zu tun, wie sie glaubten, sondern mit einer ganzen Reihe von Führungspersönlichkeiten, die völlig eigenständige Positionen vertraten, wie das Beispiel von André Léo zeigt. Auch wenn es Marx und Engels tatsächlich gelungen wäre, Bakunin zu diskreditieren, hätte das an dieser Tatsache überhaupt nichts geändert. Ganz entgegen der dahinterstehenden Absicht lösten sie durch ihr Vorgehen faktisch sogar eine erneute Welle der Solidarität mit Bakunin aus.
- Masters,Anthony (1974) Bakunin. The Father of Anarchism. Sidgwick and Jackson: Lonson, S. 172. ↩
- Vgl. dazu ausführlicher: Antje Schrupp (1999) Nicht Marxistin und auch nicht Anarchistin, Frauen in der Ersten Internationale – Virginie Barbet, Elisabeth Dmitrieff, André Léo und Victoria Woodhull, Königstein. ↩
- Zit. nach: Jacques Freymond, Hrsg. (1964) Etudes et Documents sur la Première Internationale en Suisse. Droz: Genève, S.160. ↩
- Zunächst von Max Nettlau aus dem später verloren gegangenen Original, und später von Bert Andréas und Mikós Molnar, den Herausgebern der Protokolle, aus Nettlaus handschriftlichem Manuskript. ↩
- Guillaume, James (1985) L’Internationale, Bd. I, Gérard Lebovici: Paris, S. 281. ↩
- Vgl. Testut, Oscar (1872) Die Internationale, Leipzig, S. 32ff, 107, ders. (1872) L’Internationale et le Jacobinisms, Paris, Bd. 2, S. 383, Freymond a.a.O., S. 249, Guillaume a.a.O., S. 244, Moissonnier, Maurice (1972) La Première Internationale et la Commune à Lyon, Paris, S. 95, 112, 151 u.a., Lehning, Arthur (1977) Bakunin-Archiv VI, Leiden, S. XXXIX, 140, Maritch, Sreten (1939) Histoire du mouvement social sous le Second Empire à Lyon, Paris, S. 255, Rougerie, Jacques (1961) »La première Internationale à Lyon« in: Annali dell’Istituto Giangiacomo Feltrinelli, S. 142.. ↩
- Evtl. auch einen Weinhandel, vgl. Rougerie, a.a.O., nach Guillaume, a.a.O. in der Rue Moncey 123 am linken Rhoneufer, vgl. auch Moissonnier, a.a.O., S. 242, Auzias, Claure und Houel, Annik (1982) La grève des ovalistes, Paris, S. 158. ↩
- Barbet, Virginie (1868) Rede vor der Friedens- und Freiheitsliga in: Rahm, Berta (1993) Marie Goegg, Schaffhausen, S. 101-103, dies. (1869) Déisme et Athéisme. Profession de foi d’une Libre-penseuse, Lyon, dies.: Berichte vom Lyoner Ovalistinnen-Streik in: Egalité vom 3.7. und 17.7. 1869,dies. (1870) »Manifeste des femmes lyonnaises adhérentes à l’Internationale«, in: Testut (1972) a.a.O., S. 277-279, dies.: »Pourquoi je suis collectiiste« in Solidarité vom 18.6.1870, dies. (1871) Réponse d’un membre de l’Internationale à Mazzini, Lyon, dies. (1881) Religions et libre-pensée, Genève. ↩
- Zit. nach Rahm, a.a.O., S. 101. ↩
- In: Solidarité vom 18.6.1870. ↩
- Das Allianz-Programm ist dokumentiert in Freymond, a.a.O., S. 233 ff., zum abweichenden Text vgl. ebd. 210. ↩
- Vgl. Auzias/Houel, a.a.O., S. 156, Maritch, a.a.O., S. 255. ↩
- Vgl. Faucon, Marcel (1967) »Albert Richard, militant socialiste« in: Revue Socialiste Nr. 208, S. 545, Auzias/Houel, a.a.O., S.. 156. ↩
- Vgl. v.a. Richard, Albert (1896) »Les Propagateurs de l’Internationale« in: Revue Socialiste, Juni, S. 641-667, ders. (1896) »Bakunin et L’Internationale à Lyon«, in: Revue de Paris, September, S. 119-160, ders. (1897) Les débuts du parti socialiste francais«, in: Revue politique et parlementaire, Januar, S. 65-95. ↩
- Vgl. Schrupp (1999), a.a.O., S. 12f. ↩
- Guillaume, a.a.O., Bd. II, S. 68. ↩
- Zit. nach Vuilleumier (1972), a.a.O. S. 301, vgl. auch Dutacq, Francois (1931)« Les grèves lyonnaises de la fin du Second Empire« in Révolution de 1848, Nr. 28, S. 221. Auch Paul Robin und Eugéne Varlin hatten ein distanziertes Verhältnis zu Richard. ↩
- Vgl. Dutacq, a.a.O., S. 222, auch Egalité vom 15.2.1872, Archer, Julian (1971) »La Commune de Lyon« in: Mouvement Social, Nr. 77, S. 43, Langhard, J. (1903) Die anarchistische Bewegung in der Schweiz, Berlin, S. 34, Jaeckh, Gustav (1904) Die Internationale, Leipzig, S. 166. ↩
- Egalité vom 12.6.1869. ↩
- Vgl. Egalité vom 26.6.1869. ↩
- Zur Bedeutung des »Lumpenproletariats« für den Bakuninschen Anarchismus vgl. Woodcock (1962) S. 23f, Dressen (1994) S. 192ff, Bookchin (1977) S. 28f u.a. Zur marxistischen Gegenposition u.a. Die I. Internationale in Deutschland, S. 446ff, Stekloff (1928) S. 162ff. ↩
- Barbet (1870), a.a.O., in Auszügen auch dokumentiert bei Maritch, a.a.O., S. 255f. ↩
- Barbet (1870), a.a.O., S. 278f. ↩
- In: Solidarité vom 16.4.1870. ↩
- Der Name ist ein Pseudonym, aus den Vornamen ihrer Zwillingssöhne zusammengesetzt, das aber Victorine-Léodile Béra, verheiratete Champseix, seit Anfang der sechziger Jahre ausschließlich benutzte. ↩
- Reprint 1990, Tusson (Charente). Vgl. auch: André Léo (1865) Observations d’une mère de famille, Paris und die Quellensammlung »André Léo, une journaliste de la Commune« in: Le Lérot rêveur, Nr. 44, März 1987. ↩
- Dazu kommen auch Kontakte durch persönliche Beziehungen, da etwa Noémie Reclus, die Cousine und Schwägerin von Elisée Reclus, Mitglied der Société war. ↩
- Vgl. Lamber, Juliette (1858) Idées antiproudhoniennes sur l’amour, les femmes et le marriage, Paris, und D’Héricourt, Jenny (1860) La femme affranchie, Brüssel. Beide Bücher wurden in den sechziger Jahren in Frankreich breit diskutiert. ↩
- Es handelt sich um wöchentliche Treffen im Ballsaal Vauxhall: »42 Procès-verbaux de Commissaires de police de réunions publiques entre juillet et novembre 1868«, Archives Nationales, Paris, Fonds Rouher – 45 AP 6.Vgl. auch Dalotel, Alain; Faure, Alain; Freiermuth, Jean-Claude (1980) Axs origines de la Commune. Le mouvement des réunions publiques à Paris 1864-1871, Paris. ↩
- Abgedruckt in Minck, Paule (1982) Les mouches et les araignées, Le travail des femmes, et autres textes, hrsg. von Alain Dalotel, Paris. ↩
- Zit. nach Stekloff, Jurij M. (1928) History of the First International, London. ↩
- Reclus‘ Brief, der von drei weiteren Verteidigern Léos unterzeichnet ist, wurde, ebenso wie eine Erwiderung von Léo selbst, aus »Raummangel« nicht veröffentlicht, vl. Bakunin, Michael (1978) Gesammelte Werke, Bd. II, hrsg. von Max Nettlau, Vaduz/Liechtenstein, S. 44. ↩
- Vgl. Nettlau, Max (1928) Elisée Reclus, Anarchist und Gelehrter, Berlin, S. 127. ↩
- Jeglichen Rest von Reputation hatte Nechajev verloren, nachdem durch einen Prozess in Russland seine betrügerische und skrupellose Vorgehensweise auch gegen Gleichgesinnte bekannt geworden war, vgl. Pomper (1979) 147. Richard war schon länger der Zusammenarbeit mit der napoleonischen Polizei verdächtigt worden und inzwischen ganz offen Bonapartist geworden. ↩
- Léo (1987) a.a.O., S. 34, vgl. auch Thomas, Edith (1963) Les Pétroleuses, Paris, S. 146. ↩
- Die Rede ist abgedruckt in Léo (1987), a.a.O., S. 51ff. ↩
- Vgl. Guillaume (1985) II, 219. ↩
- Zit. nach Guillaume (1985) II, S. 221. ↩
- Marx/Engels (1971a) Bd. 18, S. 21f. ↩
- Anfang Oktober in einem Brief, zit. nach Guillaume (1985) II, 218. ↩