Ernst Rieger (* 10.6.1875 – † 1947)

Berlin, Bürovorsteher, geboren in Lautenburg (Westpreußen); 1895-1914 SPD; nach 1903, Mitglied der syndikalistischen Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften (FVdG); 1915 Spartakusbund, 1917 USPD; Delegierter von Berlin Hohenschönhausen auf dem Gründungsparteitag der KPD (30.-31. Dezember 1918/1. Januar 1919), bekämpft jegliche bürgerlich-demokratische Phraseologie sowie jeglichen Wahlkampf:
„Wir müssen uns frei machen von der Phrase der Demokratie im althergebrachten vergifteten Sinne. Es ist nicht Demokratie, wenn wir zwar gleiches Wahlrecht haben, aber im Übrigen kein gleiches soziales Recht… Wir müssen Mut haben, zu bekennen, welchen reaktionären Zwecken die Nationalversammlung dienen soll, nämlich, die Arbeiterräte illusorisch zu machen“.
Er stellt auch der Reichskonferenz den wichtigen linksradikalen Antrag vor:
„Die Tarifvertragspolitik der gewerkschaftlichen Zentralverbände, die Abwürgung der Streiks und die systematische Unterbindung des sozialen Befreiungskampfes des Proletariats durch die
Gewerkschaftsbürokratie, sowie die ablehnende, ja feindliche Haltung der Verbandsführer gegen die sofortige Inangriffnahme der Sozialisierung der Produktionsmittel sind in ihrer Wirkung staatserhaltend und darum revolutionsfeindlich. Die Zugehörigkeit zu solchen Gewerkschaftsverbänden ist deshalb unvereinbar mit den Zielen und den Aufgaben der Kommunistischen Partei Deutschlands. Für die Führung der wirtschaftlichen Kämpfe und zur Übernahme der Produktion nach dem Sieg der sozialen Revolution ist vielmehr die Bildung revolutionärer, örtlich begrenzter Arbeiterorganisationen (Einheitsorganisation) notwendig. Diese Kampforganisationen haben ihre Tätigkeit im besten Einvernehmen mit der Kommunistischen Partei und den zentralen Streikkommissionen auszuüben, und die kommunistische Produktion vorzubereiten und durchführen zu helfen“.
1919 AAU und April 1920 KAPD. Er fordert im Juni 1920 den Zusammenschluss der Linkskommunisten mit den Syndikalisten (FAUD). Ab 1924-1925 in der FAUD tätig. 1933-1945 nicht verfolgt, trat er 1945 der KPD, danach 1946 der SED bei.

Quellen: Hermann Weber, Die Gründung der KPD. Protokoll u. Materialien des Gründungsparteitag der KPD 1918/1919, Dietz Verlag, Berlin,
1993, S. 159, 338-339; Biographische Datenbanken: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de; Hartmut Rübner, Freiheit und Brot. Die
Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus, Libertad Verlag, Berlin/Köln, 1994, S. 241.

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