Karl Roche alias Diogenes (* 1862 – † 1931)

1887 SPD. Roches erste größere Publikation für die AAU ist Anfang 1920 die Schrift Demokratie oder Proletarische Diktatur! Ein Weckruf der Allgemeinen Arbeiter-Union, Ortsgruppe Hamburg, [Hamburg] 1920. Er publiziert regelmäßig in der Tageszeitung der Hamburger KPD (seit April 1920 der KAPD), der Kommunistischen
Arbeiter-Zeitung, und ist als Referent bei Veranstaltungen für Partei und Union vor allem im norddeutschen Raum aktiv. Seit März ist er Redakteur der KAZ-Rubrik „Arbeiter-Union“.
Roche tritt auf der 1. Reichskonferenz der AAU im Februar 1920 erfolgreich den Versuchen der Bremer KPD-Opposition (Karl Becker) entgegen, die Union zu einer wirtschaftlichen Hilfsorganisation der Partei zu machen. Das erste, sehr föderalistische Programm der AAU, angenommen auf der 2. Reichskonferenz im Mai 1920, trägt wesentlich Roches Handschrift.
Da die Bremer Opposition um Becker und Paul Frölich sich nicht an der Gründung der KAPD beteiligt, verlagert sich das Zentrum der Unionisten nach Hamburg.
Als Vorsitzender der Pressekommission ist Roche Herausgeber der seit 1920 in Hamburg erscheinenden AAU-Zeitung des „Wirtschaftsbezirkes Wasserkante“, Der Unionist, und einer
der Redakteure.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1920 nimmt in der AAU der Einfluß der KAPD zu. Die Richtung, die den Dualismus von Partei und Union zugunsten der Union überwinden will und die ökonomisch-politische Einheitsorganisation vertritt, gerät in die Defensive. Auf der 3. Reichskonferenz der AAU im Dezember 1920 in Berlin (an der Roche teilnimmt) zeichnet sich ab, daß es keine Mehrheit für das Konzept der Einheitsorganisation gibt. Noch im selben Monat schließen die ostsächsischen Unionisten die KAPD-Mitglieder aus, Hamburg folgt Ende Mai 1921.
Roche faßt die Position der Opposition noch einmal in der Schrift Die Allgemeine Arbeiter Union, Hamburg [1921]; Pressekommission der AAU Groß-Hamburg) zusammen. Nach März 1921 („Märzaktion“) wird Roche als Vorsitzender der Pressekommission des Unionist im April 1921 zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, der Drucker des Unionist zu 15 Monaten. Roche kommt allerdings spätestens im November des Jahres wieder frei. Aber kann er deshalb nicht an der 4. Reichskonferenz der AAU (wiederum in Berlin) teilnehmen, auf der das von der KAPD favorisierte dualistische Modell Union (als ‚Massenorganisation‘) und Partei (als theoretisch führender Kader) die Mehrheit gewinnt. Außerdem wird der föderalistische Aufbau der Union zugunsten eines zentralistischen Modells aufgegeben. Die Opposition innerhalb der AAU gründet darauf im Oktober 1921 die »Allgemeine Arbeiter-Union Deutschlands (Einheitsorganisation)«.
Die AAUE in Hamburg bricht während der Illegalität (1923) faktisch zusammen. Roche wechselt zur Föderation Kommunistischer Anarchisten Deutschlands, um spätestens im Juli 1924 in der FAUD aktiv zu werden.
Roche gehört zu den Initiatoren vom Block antiautoritärer Revolutionäre in Norddeutschland.
Er schreibt regelmäßig für das FAUD-Organ Der Syndikalist, außerdem für die seit 1927 erscheinende theoretische Zeitschrift Die Internationale und andere syndikalistische Publikationen. In seiner letzten größeren Veröffentlichung, dem 1929 als Artikelserie in Der
Syndikalist erschienenen „Handbuch des Syndikalismus“ faßt er nochmal sein politisches Credo zusammen.
Er starb am 1. Januar 1931

Quellen: Hartmut Rübner, Freiheit und Brot. Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands. Eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus,
Libertad Verlag, Berlin/Köln, 1994, S. 35; Folkert Mohrhof & Jonnie Schlichting, Archiv Roche– Regionales Archiv zur Dokumentation des
antiautoritären Sozialismus (RADAS), Hamburg, Okt. 2012: https://archivkarlroche.wordpress.com/

[ssba]