Rudolf Rocker: Der Kapp-Putsch

Quelle: http://www.arndtbeck.com/
veröffentlicht am 28. Mai 2012

Zwölf Millionen Proletarier hatten innerhalb von 24 Stunden das gesamte deutsche Wirtschaftsleben lahmgelegt; dies war ein Schauspiel, das die Welt in vergleichbarer Größenordnung noch niemals erlebt hatte. Auf der einen Seite ein bis an die Zähne bewaffneter Soldatenhaufen, auf der anderen das geeinte deutsche Proletariat, ohne Rücksicht auf Parteirichtungen, fest entschlossen, die Säbel-Diktatur zu brechen. Und diesmal kam die Initiative nicht, wie am 9. November 1918, von außen; sie kam von den Arbeitern, dem gesamten arbeitenden Volke, daß sich wie ein Mann gegen die militärische Reaktion erhoben hatte. Der 13. März 1920 ist für die Geschichte der deutschen Arbeiterklasse ein größerer Gedenktag als der 9. November 1918.
Rudolf Rocker (S. 29)

Es ist nur eine kleine, unscheinbare Broschüre, die das Archiv Karl Roche im Juli 2010 veröffentlichte. Für jeden, der sich für die deutsche Arbeitergeschichte im Allgemeinen und die Märzrevolution 1920 im Besonderen interessiert, wurde allerdings ein Schatz gehoben.

Der Anarcho-Syndikalist Rudolf Rocker hatte noch Anfang April 1920 seine Sicht der Ereignisse um den Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch im thüringischen Sömmerda aufgeschrieben und nach Schweden geschickt, wo sie umgehend übersetzt und veröffentlicht wurde. Und diese ist von einer erstaunlichen Klarheit. Da der Text nie auf deutsch publiziert wurde und das Manuskript Rockers verloren scheint, hat Erik Alfredsson ihn aus dem Schwedischen rückübersetzt – und das in einer Art und Weise, daß man in keinem Moment daran zweifelt, den „originalen“ Rocker zu lesen. Zudem wurde er mit Vorwort, Anmerkungen und Anhang versehen (verantwortlich für die Redaktion zeichnet Jonnie Schlichting), die den wohl hellsichtigsten zeitnah erschienen Text über die Ereignisse im März 1920 historisch einordnen und in glänzender Weise ergänzen.

Einzig zu bedauern ist, daß der viel zu früh verstorbene Historiker der Märzrevolution 1920, Erhard Lucas (1937-1993), ihn nie zu Gesicht bekam. Er hätte ihn zu würdigen gewußt. Dankbar bin ich hingegen für den Hinweis auf seinen Text „Der Generalstreik von 1920 – Zu einem Blatt aus dem Poesiealbum der deutschen Arbeiterbewegung“1 von 1981, der mir bis dahin unbekannt war.

Der Kapp-Putsch (den DDR-Historiker formal korrekt zu dem Wortungetüm Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch aufblähten – wobei die umgekehrte Reihenfolge noch treffender wäre) und vor allem die Reaktion der Arbeiterschaft darauf, sind ein noch immer erstaunlich unterbelichtetes, dabei sehr wesentliches Kapitel der deutschen Geschichte. Doch folgen wir Rockers Gedankenführung. Sie beginnt mit der Novemberrevolution und dem Versagen der Sozialdemokratie:

Am 9. November fiel die politische Macht beinahe widerstandslos in die Hände jener, die in just dieser Macht die Bedingung für eine siegreiche Revolution sahen, und die fünf Jahrzehnte lang unablässig bestrebt waren, diese Wahnvorstellung in den Hirnen deutscher Arbeiter zu entwickeln und zu verankern. Die alten Mächte waren zu Boden geschlagen, ihre Träger waren entweder ins Ausland geflüchtet oder versteckten sich in den geheimsten Winkeln, wo kein Strahl des heraufziehenden Gewitters sie erreichen konnte. Eine Gelegenheit, die ein Volk einmal im Jahrhundert geboten bekommt, ging ungenutzt vorbei – wenn man die Mitleid erweckende Hilflosigkeit der neuen Männer beobachtete, die so plötzlich, beinahe mit Gewalt, auf die Ministerstühle katapultiert wurden, mußte man sich fast schämen. Keine große Entscheidung, keine rettende Tat, überall vorsichtige Mittelmäßigkeit, ängstliche Unentschlossenheit, Angst vor sich selbst. Man übte sich in der Kunst zu regieren statt in der Kunst zu handeln. Auf der papiernen Grundlage einer neuen Verfassung versuchte man dem Volk sein Recht zu verschaffen und wollte nicht begreifen, daß dieses Recht sich nur gründen konnte durch stählerne Taten, aber nicht durch ein Labyrinth von Paragraphen.

[…] Nicht bloß, daß man jeden Versuch einer ökonomischen Neuordnung verhinderte, man brachte es sogar nicht einmal fertig, die nunmehr republikanische Staatsordung zu befestigen. Der ganze alte Beamtenapparat, der bis in die Knochen monarchistisch war, blieb weiterhin in Funktion. Man hatte nicht einmal den Mut, durch eine vollständige Veröffentlichung der Akten die ungeheure Schuld, die auf seinen Schultern lastete und auf verbrecherische Weise den Krieg herbeiprovoziert hatte, offenzulegen. Die neue sozialdemokratische Regierung wurde ganz einfach in die Rolle des Hehlers gezwungen, da sie ja selber jahrelang Handlanger der gewissenlosen Verbrecher war, die das deutsche Volk und darüberhinaus alle Völker Europas an den Rand des Abgrundes gebracht hatten. (S. 12 u. 14)

Und Rocker wußte, was zu tun gewesen wäre (was er allerdings nicht ausschließlich der Sozialdemokratie anlastet):

Man schrieb sich die Finger blutig, redete sich den Hals wund, um vom Standpunkt des wahren und wissenschaftlichen Sozialismus solche Begriffe wie Demokratie oder Diktatur des Proletariats zu deuten; oder man eroberte die Zeitungsdruckereien, wo es darum gegangen wäre, Volk und Land zu erobern. Die gleichen Leute, die niemals müde wurden, die materialistische Geschichtsauffassung als das größte geistige Werk der modernen Zeit zu preisen, verstanden nicht, daß die Große Französische Revolution siegreich war und die Macht der Feudalbarone ein für allemal einzig dadurch brechen konnte, daß sie die Bodenfrage in ihrem Sinne und durch echte revolutionäre Mittel gelöst hatte, das heißt durch die Abschaffung des Eigentumsrechtes der Adligen am Boden.

Die Abschaffung des Eigentumsrechtes der Ostelbischen Junker und ihresgleichen am Boden, eine planmäßig durchgeführte Sozialisierung der Landwirtschaft, hätte für Deutschland nicht nur den Ausgangspunkt für eine neue wirtschaftliche Ordnung bedeuten können; sie hätte ebenso den Einfluß des preußischen Junkertums, welcher so schicksalhaft für das deutsche Volk wurde, beiseite räumen können sowie auf diese Weise alle irrsinnigen Versuche zur Konterrevolution. Man glaubte, daß man durch die neue Verfassung das Junkertum politisch abschaffen konnte und wollte nicht sehen, daß just der Großgrundbesitz die eigentliche Ursache des Übergewichts der Junker war. (S. 13)

Rocker schreitet fort und knüpft sich nun die knappen 1½ Jahre zwischen November- und Märzrevolution vor, in der unzählige linksgerichtete Politiker und Arbeiter von rechten Terroristen ermordet wurden:

Von der Republik bezahlte Offiziere feierten offen Kaisers Geburtstag und sandten Glückwunschtelegramme nach Amerogen – niemand störte sie. – Gehirnlose Idioten, bezahlt mit dem Geld der Reaktion, verbreiteten blutdürstige Flugblätter und hetzten zum Mord und zu Pogromen gegen die Juden auf. Antisemitische reaktionäre Irre verkauften in aller Öffentlichkeit Waffen für Judenpogrome – die Regierung schwieg –. Militaristische Brandstifter stürmten die Versammlungen der Pazifisten, mißhandelten die Redner und bedrohten friedliche und ehrbare Menschen mit dem Tod. Einzelne dieser Helden wurden verhaftet, aber man ließ sie bald wieder frei. Der Mörder Kurt Eisners, den man anfangs mit der Begründung, daß er geisteskrank sei, der Strafe ganz entziehen wollte, wurde schließlich zu einer milderen Strafe verurteilt. Einer der Mörder Gustav Landauers, der selbst zugab, eine Kugel durch den Kopf des Opfers geschossen zu haben, wurde freigelassen. Gleichzeitig arbeiteten die Standgerichte, und hunderte revolutionärer Arbeiter wurden Opfer der Kugeln der militärischen Mörderbande oder zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. (S. 17)

Anschließend geht Rocker historisch einen Schritt zurück und kümmert sich um den „preußischen Geist“, den er als das glatte Gegenteil des revolutionären Militarismus der Französischen Revolution ausmacht. „Napoléons Armeen“, schreibt er,

erfüllten eine historische Mission, indem sie die Ideen der großen Revolution überall verbreiteten und sich als Menschen fühlten, unter deren Hammerschlägen die absolutistische Monarchie und das Feudalsystem in Scherben fiel. Wenn auch in der Uniform des Militarismus, so waren sie dennoch Träger der revolutionären Prinzipien und der Befreiung. (S. 19)

Dem gegenüber der preußische Militarismus:

Seine Träger waren in jedem Abschnitt ihrer Geschichte die waschechten Repräsentanten der Reaktion. Sie verstanden es, jedwedes Gefühl der Selbständigkeit, menschlicher Würde, jeden eigenständigen Impuls bei ihren Soldaten auszulöschen und sie zu willenlosen Automaten zu dressieren. Im Land des Parademarsches und der Korps-Disziplin gab es keinen Platz für Persönlichkeiten; hier wurde der beschränkte Untertanenverstand zur Tugend erhoben und der bedingungslose Gehorsam zum Prinzip erklärt.

[…] Die militärische Aufrüstung des nun entstandenen deutschen Kaiserreiches gab der gesamten europäischen Entwicklung eine andere Richtung. Um der aus Berlin drohenden Gefahr zu begegnen, waren alle übrigen Völker gezwungen, an dem Wettrüsten teilzunehmen und damit Europas Militarisierung zu befördern. Seit den letzten zwanzig Jahren gleicht Europa einem wohlbefestigtem Heerlager, welchem alle Völker den größten Teil ihres Nationaleinkommens opfern müssen. Für diesen Zustand war Preußen, und allein Preußen, verantwortlich. Es war der preußische Geist, der Hindernisse für die Entwicklung auf dem Weg Europas zum Sozialismus errichtete und die revolutionären Fortschritte ein halbes Jahrhundert zurückwarf.

[…] Die preußische Junkerklasse, die gröbste, geistloseste und reaktionärste aller Kasten Europas, beherrschte das politische Leben und schröpfte das Volk im Namen des Patriotismus und der Vaterlandsliebe. Eine lächerliche Selbstüberschätzung machte sich breit, bis tief hinein in die sozialdemokratische Arbeiterklasse. […] Es war also überhaupt kein Wunder, daß es am 1. August 1914 in Deutschland „keine Parteien mehr gab“, und auch die breite Masse von einem Taumel ergriffen wurde, der an Wahnsinn grenzte, ja Wahnsinn war. (S. 19 u. 21f.)

Soweit Rockers fulminanter Parforceritt durch die Vorgeschichte. Dann wendet er sich dem Kapp-Putsch zu. Die Gefahr eines rechtsradikalen militärischen Umsturzes konnte man 1919/20, so Rocker,

mit den Händen greifen. Seitdem sich die sogenannten Baltikum-Truppen auf Befehl der Entente aus Rußland zurückziehen mußten, wo sie sich wie die Vandalen aufgeführt hatten, hatte die militärische Reaktion eine Kerntruppe gefunden, auf die sie sich bedingungslos verlassen konnte. Diese bewaffneten Räuberhorden, die erst der Regierung den Gehorsam verweigerten und um ein Haar den Einmarsch der Alliierten nach Deutschland verursacht hätten, wurden keineswegs entwaffnet, als sie nach Deutschland kamen. Nein, Herr Noske – unter dem Druck der reaktionären Offiziere seiner eigenen Armee – hielt sie wacker zusammen, und die deutsche Republik, die sie bei jeder Gelegenheit fröhlich verhöhnten, bezahlte den Spaß. Diese Formationen, die eigentlich hätten aufgelöst werden müssen, traten indessen in geschlossener Einheit als „Landarbeiter“ in den Dienst bei adeligen Großgrundbesitzern, ohne vorher ihre Waffen abgegeben zu haben. All dies wußte die Regierung, aber sie fügte sich der Diktatur Noskes, und nichts geschah. Die Sprache der reaktionären Presse wurde immer drohender; bekannte Reaktionäre, wie etwa der adlige Junker [Elard von] Oldenburg[-Januschau], erklärten ganz offen, daß die Regierung „in kürzester Zeit etwas erleben wird“, aber man ließ dem Schicksal ruhig seinen Lauf. Die sozialistische Presse berichtete von geheimen Treffen mit den monarchistischen Offizieren. Noske schmunzelte darüber. (S. 24)

Die Geschichte ist bekannt. Es kam zum Äußersten. Am frühen Morgen des 13. März marschierte die Marinebrigade Ehrhardt von Döberitz aus auf Berlin. Die Regierung flüchtete über Dresden nach Stuttgart und widerrief den Generalstreikaufruf, den sie kurz zuvor veröffentlicht hatte, gleich mehrfach, um nicht vollends das Vertrauen des Militärs zu verlieren. Ohne einen Schuß konnten sich die Putschisten in Berlin breitmachen. Wer waren diese Leute? Rocker:

Herr Kapp, einer der bekanntesten Reaktionäre und antisemitischen Hetzaposteln, hatte sich zum Reichskanzler ausgerufen. General Lüttwitz wurde zum Kriegsminister ernannt. Der berüchtigte Pfarrer Traub, auch eine Zierde des deutschen Antisemitismus, wurde Kultusminister. Als Innenminister fungierte Herr von Jagow, unter Wilhelm II. Berliner Polizeipräsident. Ein Herr Zumbroich2, bekannt und berüchtigt als öffentlicher Ankläger im Marloh-Prozeß, wurde Justizminister. Darüber hinaus wurde der Abenteurer Trebitsch-Lincoln zum Obersten Zensor ernannt, der obgleich Jude, mit dem Antisemitismus Geschäfte machte; sodann Herr Bredereck, der wegen Falschmünzerei [hier irrt Rocker, wie eine Fußnote anmerkt – wobei die Wahrheit auch nicht sehr viel besser ist] gesucht wurde.
Dies waren die neuen Männer, Ludendorffs Marionetten, denn Ludendorff, der Hauptverantwortliche für die fürchterlichen Verbrechen des Weltkrieges, war der eigentliche Kopf der Verschwörung. (S. 28)

Was als Antwort auf den Staatsstreich folgte, war „der einzige politische Generalstreik in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, der diesen Namen verdient“3 (Erhard Lucas). Rocker formuliert es so:

Zwölf Millionen Proletarier hatten innerhalb von 24 Stunden das gesamte deutsche Wirtschaftsleben lahmgelegt; dies war ein Schauspiel, das die Welt in vergleichbarer Größenordnung noch niemals erlebt hatte. Auf der einen Seite ein bis an die Zähne bewaffneter Soldatenhaufen, auf der anderen das geeinte deutsche Proletariat, ohne Rücksicht auf Parteirichtungen, fest entschlossen, die Säbel-Diktatur zu brechen. Und diesmal kam die Initiative nicht, wie am 9. November 1918, von außen; sie kam von den Arbeitern, dem gesamten arbeitenden Volke, daß sich wie ein Mann gegen die militärische Reaktion erhoben hatte. Der 13. März 1920 ist für die Geschichte der deutschen Arbeiterklasse ein größerer Gedenktag als der 9. November 1918. (S. 29)

Dieser große Sieg der Arbeiter sollte bitter gerächt werden; insbesondere im Ruhrgebiet, wo der Generalstreik – provoziert von den einrückenden Militärs – in einen bewaffneten Aufstand überging. Große Teile des Ruhrgebiets konnten vom Militär befreit werden. Die erste Amtshandlung der wiedereingesetzten SPD-geführten Regierung war es nun – im Verbund mit der Reichswehr und den großteils putschistischen Freikorps, diesen Arbeiteraufstand niederzuschlagen. Anfang April wurde etwa in Städten wie Bottrop und Essen ein Terror entfacht, der Erhard Lucas „in einigen Zügen an Hitlers Ostfeldzug“4 erinnerte. Das gerade erlangte Selbstbewußtsein der Arbeiter wurde niedergetreten, alle noch vorhandenen Reste dann endgültig – einige Jahre später – im Faschismus liquidiert.

Rocker konnte davon noch nichts wissen, schrieb er seinen Text doch parallel zu diesen Ereignissen. Zwar warnt er am Ende seines Textes, daß „die Gefahr noch nicht gebannt“ sei, schreibt aber zuversichtlich:

[Die] deutsche Arbeiterklasse hat gelernt,daß sie die Waffe in der Hand hat, jede Verschwörung der Reaktion zu besiegen. (S. 38)

Diese Lehre wurde ihr – siehe oben – umgehend (bis zur Selbstverleumdung)5 ausgetrieben.

Es bleibt abzuwarten, ob sich nach dieser umfassenden Auslöschung zu unseren Lebzeiten noch einmal eine „Gelegenheit, die ein Volk einmal im Jahrhundert geboten bekommt“ (S. 12), ergibt. Rocker weiß, welcher Voraussetzungen es bedarf:

Jede große Volksbewegung ist nicht nur eine rein technische Aktion der Massen, sondern zuallererst Ausdruck eines tiefen Rechtsempfindens, welches vielleicht zumeist bloß unklar und verwirrt zu Bewußtsein kommt, aber dennoch unbedingt vorhanden sein muß, um der Bewegung die moralische Kraft und Siegeszuversicht zu verschaffen. Dies ist auch die Ursache dafür, daß die großen revolutionären Resultate der Geschichte, die immer die Früchte gewaltiger Massenaktionen waren, nicht auf einmal erreicht wurden, sondern schrittweise durch die stetig neuerlichen Vorstöße der revolutionären Sturmflut. Der normale Mensch wehrt sich instinktiv gegen mutwilliges Zerstören, und wenn er eine alte Sache zerschlägt, dann nur, weil ihm die Grundzüge des Neuen mehr oder minder vorschweben, das den Platz des Alten einnehmen soll. Nur auf diese Weise können Bakunins berühmte Worte verstanden werden: „Die Lust an der Zerstörung ist eine schöpferische Lust.“ (S. 37)

Rudolf Rocker
Der Kapp-Putsch – Eine Schilderung aus dem Deutschland der Noske-Diktatur
58 Seiten
Syndikat-A Medienvertrieb
Moers 2010

1. Heinz-Gerhard Haupt (Hg.), Politischer Streik (Jahrbuch Arbeiterbewegung 1981), Frankfurt am Main, 1981, S. 101-128
2. Karl Zumbroich (1886-1926), Staatsanwalt
3. Erhard Lucas, Die Märzrevolution von 1920 – und ihre historische Verarbeitung (1990), Kapitel 2
4. Lucas in: Haupt, Politischer Streik, S. 123
5. So schreibt etwa Erhard Lucas über seine Nachforschungen in den 60er Jahren: „Auch von Arbeitern bekam ich zu hören, ich solle lieber die Finger von diesem Thema lassen; ‚unsere Väter haben da Mist gebaut’, hieß es.“ Erhard Lucas, Die Märzrevolution von 1920 – und ihre historische Verarbeitung (1990), Kapitel 10


V 58: R.Rocker – Der Kapp-Putsch

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Der vorliegende Text aus der Feder des bekannten deutschen Anarcho-Syndikalisten Rudolf Rocker, wurde im Archiv der schwedischen syndikalistischen Gewerkschaft SAC (wieder)entdeckt. Da das deutschsprachige Manuskript für die schwedische Broschüre „Kapp-Kuppen“ verschollen ging, wurde es für die vorliegende Broschüre aus dem Schwedischen rückübersetzt. Eine historische Einordnung und umfangreiche Quellen und Verweise runden diese deutschsprachige Erstveröffentlichung des Textes von Rudolf Rocker ab.

Am 13. März 1920 versuchte die deutschnationale Rechte zum ersten Mal, sich an die Macht zu putschen. Dieser – nach einem seiner Anführer „Kapp-Putsch“ genannte – Staatsstreich brach binnen einiger Tage zusammen. Dazu wesentlich beigetragen hatte der bislang größte Generalstreik in der deutschen Geschichte und der bewaffente Widerstand von Arbeitermilizen an vielen Orten. Nur wenige Tage später jedoch hetzte die soeben gerettete Reichsregierung, die gleichen Putschtruppen gegen das Proletariat u. a. des Ruhrgebietes. Unter der Verantwortung des SPD-Ministers Noske schlugen dessen rechtsextreme Freikorps die „Märzrevolution“ (Titelbild) nieder und veranstalteten ein Blutbad unter den geschlagenen ArbeiterInnen.

[ssba]