Seit Sommer 2015
bietet die FAU Düsseldorf zusammen mit der Grupo de Acción Sindical NRW eine
kostenlose gewerkschaftliche Erstberatung an. Die meisten spanischsprechenden
Arbeiter*innen, die seitdem zu uns gekommen sind, haben den Weg über das Oficina
Precaria von Marea Granate NRW genommen. Die Probleme der Kolleg*innen
sind bisher sehr ähnlich – wenn es auch einige Ausreißer gegeben hat, die wir
nur an Rechtsanwält*innen weiterleiten konnten. Fast immer geht es um
Unregelmäßigkeiten mit dem Lohn, Fragen zum Urlaub, zu Arbeitszeiten und
natürlich auch immer wieder um Kündigungen. Zwei Konflikte möchten wir euch
etwas näher vorstellen, da sie unserer Meinung nach nicht nur exemplarisch
sind, sondern auch über reine Abwehrkämpfe hinausgehen.
MARIA UND DAS HOTEL
Maria hat eine Berufsausbildung in Spanien gemacht, in der
Tourismusbranche. Im März 2015 fing sie als Putzfrau in einem Hotel in der
Düsseldorfer Altstadt an. Noch in der vertraglichen Probezeit von sechs Monaten
wurde sie aufgrund eines Arbeitsunfalls entlassen. Als sie zu uns kam, hatte
sie natürlich erst einmal eine ganze Reihe von Fragen, zum Beispiel, ob es in
Deutschland üblich ist, dass Arbeiter*innen Arbeitsunfälle selbst bei der
Berufsgenossenschaft melden müssen. Doch die wichtigste Frage:
Was tun?
Wir haben ihr dann die grundsätzlichen rechtlichen Rahmenbedingungen
erklärt und, nachdem sie sich dazu entschlossen hatte, ihr auch geholfen beim
Arbeitsgericht zu klagen. Die Bosse hielten es nicht für nötig zum Gütetermin
zu erscheinen. Uns war es recht, bekam Maria so doch einen vollstreckbaren
Titel in Form eines Versäumnisurteils. Das bedeutet, dass sie ihre Forderungen durch einen Gerichtsvollzieher pfänden lassen kann. Damit war die Frage „Was tun?“ noch
lange nicht beantwortet. Also haben wir uns danach noch einmal getroffen und
gemeinsam überlegt, was wir noch tun könnten. Das Ergebnis unseres gemeinsamen
Nachdenkens war:
Eine Demo für unsere Würde
Bei dieser Demo ging es nicht darum, vor einer juristischen
Entscheidung Druck auf die Bosse auszuüben. Juristisch war der Fisch gegessen –
nein, es ging Maria und uns einzig und alleine darum, zu zeigen, dass wir als
Arbeiter*innen uns die Frechheiten der Bosse in Düsseldorf nicht länger
widerspruchslos gefallen lassen. Marias Aufruf, sie bei der Behauptung ihrer
Würde als Arbeiterin zu unterstützen, kamen gut 20 Menschen nach. Neben
Mitgliedern der FAU Düsseldorf kamen vor allem Unterstützer*innen aus den
Reihen von Marea Granate NRW, GAS NRW und der FAU Duisburg, die uns von Anfang
an tatkräftig unterstützt hat. Am Samstag, den 5. März versammelten wir uns
direkt am Hotel. Knapp zwei Stunden riefen wir zusammen Slogans in unseren
verschiedenen Muttersprachen:
Spanisch: No hay pan – para
tanto chorizo
Französisch: Qui sème la
misère, récolte la colère
Englisch: an injury to
one – an injury to all
An dieser Stelle müssen wir uns auch bei den zahlreichen
Menschen bedanken, die uns spontan ihr Interesse und ihre Solidarität bekundet
haben. Ganz besonders bedanken wir uns bei dem Bäcker der es sich nicht nehmen
ließ, seine Pause dafür zu nutzen, uns mit einem neuen Slogan zu versorgen:
„Helau! Helau! Hier arbeitet man für lau!“. Besonderes Erstaunen erregte die Tatsache,
dass wir „den ganzen Aufriss“ (was ganz offensichtlich positiv gemeint war) für
eine einzige Kollegin veranstalteten. Die Aktion zeigte noch am gleichen Abend
eine unerwartete Wirkung: beide Hotelchefs meldeten sich reuig aus dem Urlaub
mit der Ansage, alles schnellstens richtigstellen zu wollen (Was sie dann
erwartungsgemäß nicht taten).
KHADIJA UND DIE
REINIGUNGSFIRMA
Khadija ist ausgebildete Altenpflegerin. Ohne
Deutschkenntnisse bekommt sie in diesem Bereich keine Arbeit. Also hat sie erst
einmal angefangen zu putzen. Als sie krank wurde, wurde sie entlassen.
Allerdings war ihre Probezeit schon vorbei, eine Kündigung also nicht einfach
so möglich. Auch sie entschloss sich, mit unserer Hilfe zum Arbeitsgericht zu
gehen. Sie hat zum einen gegen ihre Entlassung geklagt und zum anderen
ausstehende Löhne eingeklagt. Gegen das Versäumnisurteil wegen der Kündigung
hat der Boss Berufung eingelegt. In dieser Sache werden wir ihn also noch
einmal zum Arbeitsgericht müssen. Aber auch Khadija wollte von Anfang an mehr
als nur ihr juristisches Recht.
Und jetzt kommt Ihr ins Spiel:
Achtet auf Ankündigungen, denn ab Mai werden wir je nach
Bedarf kurzfristig zu mindestens einer Kundgebung aufrufen. Schaut auf
… unsere Homepage fau-duesseldorf.org
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… oder folgt uns auf Twitter: twitter.com/faudsseldorf
Eines ist
klar: This is not the end – only the beginning.
F.T. und
B.R., FAU Düsseldorf