Beruf: Hausfrau
Todesdatum: unbekannt
Todesursache: unbekannt
Mitglied der Syndikalistisch-anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD)
1933 & 1945 Grünewalderberg 48 (Elberfeld)
20.12.1938 – 20.12.1938 (Haft?)
Heinrich Drewes (geb. 15.2.1876) in Hannover
Beruf: Drucker
Todesdatum: unbekannt
Todesursache: unbekannt
Mitglied der FAUD
Hain (Cronenberg: Spessartweg 78)
von 12.11.1933 bis 15.11.1934 in Schutzhaft im KZ Kemna; Grund: Politisch / Staatsfeindliche Einstellung
Gustav Dereschewitz (geb: 15.8.1906) in Delmenhorst
Beruf: Fabrikarbeiter
Todesdatum: unbekannt
Todesursache: unbekannt
Mitglied der Syndikalistisch-anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD)
1935 Saurenhaus 6 (Vohwinkel)
04.03.1935 – 08.10.1935am Oberlandesgericht Hamm zu 14 Monaten Schutzhaft/Gefängnis u.a. im KZ Esterwegen; Grund: Politisch/Vorbereitung zum Hochverrat
Willi Benner (geb8.10.1907) in Barmen
Beruf: Maler
Todesdatum: unbekannt
Todesursache: unbekannt
2. Vorsitzender (FAUD)
Gronau Str 48 [Barmen: König – 1945]
02.05.1933 bis 04.04.1934 Schutzhaft u.a. im KZ Börgermoor, KZ Kemna, Wuppertal, Gefängnis Wuppertal, Polizeigefängnis
Fritz Benner (geb. 6.4.1906 † 11. November 1966) in Solingen
Beruf: Riemendreher
Todesdatum: 11. November 1966
Todesursache: unbekannt
Haspeler Schulstr 19 (Barmen – 1935)
Betriebsrat
02.05.1933 bis 05.04.1934 in Schutzhaft; u.a. im KZ Börgermoor, KZ Oranienburg, KZ Lichtenburg, Wuppertal, Gefängnis, Wuppertal, Polizeigefängnis; Grund: Politisch / Reichstagsbrandverordnung
01.02.1935 bis 08.05.1945 Anklage am Oberlandesgericht Hamm; Grund: Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat
Exil u.a. in Niederlande & Spanien
von Hansi Oostinga Weiter lesen „Fritz Benner (geb. 6.4.1906 † 11. November 1966) in Solingen“
August Benner (geb. 10.8.1912) in Barmen
Beruf: Maler
Todesdatum: unbekannt
Todesursache: unbekannt
Adressangaben liegen nicht vor Weiter lesen „August Benner (geb. 10.8.1912) in Barmen“
Heinrich Bartling (geb. 22.09.1880) in Bielefeld
Beruf: Schlosser
Todesdatum: 30.01.1940
Todesursache: unbekannt
Todesort: KZ Sachsenhausen
von Hansi Oostinger Weiter lesen „Heinrich Bartling (geb. 22.09.1880) in Bielefeld“
Gänseblümchen – Revolution! – Helmut Kirschey über anarchistischen Widerstand
Du bist vor ein paar Tagen 85 Jahre alt geworden. Deine Ideale aus der Jugend hast Du nicht aufgegeben?
Nie! Nach der Verfolgung durch die Nazis, der Flucht aus Deutschland, dem Kampf im Spanischen Bürgerkrieg und der Emigration nach Schweden löste ich mich 1956 zwar von den Anarchosyndikalisten, gab meine linke Gesinnung aber nicht wie einen Mantel an der Garderobe ab. Die anarchistische Grundidee gilt weiterhin für mich. Und ich blieb aktiv, halte jetzt vor allem Vorträge vor jungen Leuten in Schweden und Deutschland. Kein nostalgisches Schwelgen in Erinnerungen. Ich warne mit dem Beispiel der Vergangenheit vor den Gefahren für Gegenwart und Zukunft. Dafür erhalte ich DrohBriefe und muß mir Beschimpfungen am Telefon anhören – alles anonym, aber ich weiß, daß es Neonazis sind. Weiter lesen „Gänseblümchen – Revolution! – Helmut Kirschey über anarchistischen Widerstand“
Anmerkungen zum Buch „Rudolf Berner: Die unsichtbare Front“ von Hans Schmitz, anarchistischer Widerstandskämpfer aus Wuppertal
Hallo Dieter[Nelles],
ich habe sie gelesen „Die unsichtbare Front”.
Auf Seite 33 fielen mir noch zwei Zeilen und auch die Melodie ein.[:]
Wenn wir marschieren leuchtet uns ein Licht,
das Dunkel und Wolken strahlend durchbricht.
Drum Volk aus der Tiefe, du Volk aus der Nacht,
vergiß nicht das Feuer, bleib‘ auf der Wacht.
Es hatte noch mehr Strophen, aber mir wollen keine mehr einfallen. Weiter lesen „Anmerkungen zum Buch „Rudolf Berner: Die unsichtbare Front“ von Hans Schmitz, anarchistischer Widerstandskämpfer aus Wuppertal“
2. Jahresfeier des „V6“
Am 12.11.2016 haben wir zusammen mit allen Gruppen und Initiativen die unser Ladenlokal/Büro mit uns zusammen nutzen gefeiert, das es unseren Laden nun schon seit zwei Jahren gibt!
Dieses kurze Video, das ein Gast während der Party gemacht hat, vermittelt nur sehr schwach die gute Stimmung auf der Party. Trotzdem wollen wir euch so ein wenig daran teilhaben lassen.
Der Syndikalistische Frauenbund informierte in den 20er Jahren über Empfängnisverhütung und rief zum Gebärstreik
Von Vera Bianchi in >neues Deutschland<, 08.11.2017 Lesedauer: 4 Min.
Solche Knopfpessare zur Empfängnisverhütung gab es schon in den 1920er Jahren. Derartige Mittel empfahl auch der Syndikalistische Frauenbund.
Foto: Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch
Sie organisieren gemeinsame Waschtage, Nähabende und unterstützen sich gegenseitig in der Kinderbetreuung, im Wochenbett und auch finanziell bei Krankheit oder Gefängnisaufenthalt des Ehemannes.
Ein Publikumsmagnet der Syndikalistischen Frauenbünde sind aber die Informationsabende zur Geburtenkontrolle, an denen auch ganz konkrete Tipps zur Empfängnisverhütung gegeben werden. Üblicherweise ziehen diese Vorträge über hundert Frauen an. Das bisherige Privileg der bürgerlichen Frauen, sich mit Verhütung auszukennen, wird nun auch den Arbeiterinnen zuteil, die sich vorher oft lebensgefährlichen Abtreibungen unterzogen, um nicht weitere Kinder in Armut und Hunger aufziehen zu müssen. Erstaunlich ist, wie viele Verhütungsmethoden bereits in den 1920er Jahren bekannt sind: fast alle außer der hormonellen Empfängnisverhütung (»Pille«).
Die syndikalistischen Frauen organisieren die Veranstaltungen zur Geburtenkontrolle, um ihr Wissen mit anderen Frauen zu teilen – auch mit dem Risiko, strafrechtlich verfolgt zu werden. Traudchen Caspers, aktive Gewerkschafterin und Mitglied des Syndikalistischen Frauenbundes Süchteln im Rheinland, wird 1925 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie durch die Empfehlung empfängnisverhütender Mittel auf einer Informationsveranstaltung in Düsseldorf die verbotene »Unzucht« gefördert haben soll.
Eng mit diesem Thema verbunden ist das Thema »Gebärstreik«. Dabei werden die biologischen und praktischen Erklärungen zur Verhütung verknüpft mit der politischen Forderung nach dauerhaftem Frieden. »Um nie wieder Söhne als Kanonenfutter für die nationalistischen Ideen der Herrschenden« bereitstellen zu müssen, wird der Gebärstreik propagiert. Zu einer Veranstaltungsreihe des Syndikalistischen Frauenbundes Groß-Berlin zu diesem Thema kommen im April 1921 über 2200 Zuhörer_innen.
Die Anarchistin Milly Witkop-Rocker schreibt hierzu 1922: »Große Proletarierfamilien bedeuten für den Unternehmer billiges Ausbeutungsmaterial und weniger Risiko in den unvermeidlichen Wirtschaftskämpfen zwischen Kapital und Arbeit – für den Staat willkommenes Kanonenfutter im Falle eines Krieges.«
Milly Witkop-Rocker hatte im Dezember 1919 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Rudolf Rocker die syndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) gegründet – war aber nicht ganz zufrieden mit der Ausrichtung der Organisation. Der Syndikalismus ist eine anarchistische Weiterentwicklung des Gewerkschaftskonzeptes, das auch die proletarische Aneignung von Produktionsmitteln vorsieht. Aber auch der Syndikalismusgedanke zielt auf die Organisierung von Fabrikarbeitern und Fabrikarbeiterinnen in den Betrieben.
Da viele Frauen aber außerhalb von Fabriken tätig sind, als Hausfrau, Mutter, als Dienstbotin oder Heimarbeiterin, hält Milly Witkop-Rocker das Konzept für die Organisierung von Frauen nur bedingt für geeignet. Außerdem ist die FAUD nicht nur im Bereich der Mitglieder, sondern auch bei ihren führenden Köpfen männlich. Um den Stimmen der Arbeiterinnen mehr Gewicht zu geben, beschließt Milly Witkop-Rocker, gemeinsam mit anderen Frauen innerhalb der anarchosyndikalistischen Bewegung eine eigene Frauengruppe zu gründen: den Syndikalistischen Frauenbund. In Orten verteilt über ganz Deutschland gründen sich Syndikalistische Frauenbünde; die geografischen Schwerpunkte sind die Regionen, in denen die anarchistische Bewegung stärker ist: Berlin, die Rhein-Ruhr-Region und Sachsen.
Die Ortsgruppe Groß-Berlin, die von Milly Witkop-Rocker initiiert wird, ist mit 208 Mitgliedern der größte Syndikalistische Frauenbund. Von den ungefähr 100 000 Mitgliedern der FAUD Anfang der 1920er Jahre sind ungefähr 1000 Frauen in Syndikalistischen Frauenbünden organisiert. Wie viele Frauen insgesamt je Mitglied im Syndikalistischen Frauenbund sind, ist nicht bekannt.
Im Unterschied zu bisherigen politischen Gruppen und Gewerkschaften konzentriert sich der Syndikalistische Frauenbund nicht auf den Bereich der Produktion, sondern bezieht auch den Bereich der Konsumtion in den politischen Protest mit ein. Neben dem Streik im Betrieb kämpfen die Frauen mit dem Boykott von Waren für die Durchsetzung ihrer Forderungen. Beide Protestformen sind für Milly Witkop-Rocker gleichberechtigt. Viel häufiger als in politischen Protestformen werden die Syndikalistischen Frauenbünde allerdings bei alltäglichen Problemen der Arbeiterinnen aktiv.
Die Frauen bezeichnen sich selbst nicht als Feministinnen, weil der Begriff für sie mit der bürgerlichen Forderung nach dem Frauenwahlrecht verknüpft ist. Wie die männlichen Anarchosyndikalisten glauben die Frauen des Syndikalistischen Frauenbundes nicht, dass durch parlamentarische Wahlen eine freie Gesellschaft für alle und eine Wirtschaftsdemokratie erreicht werden kann, daher sehen sie im Wahlrecht keine Verbesserung ihrer Situation.
Milly Witkop-Rocker und viele andere Aktivistinnen kämpfen für die Gleichberechtigung der Frauen und ihrer Bedürfnisse innerhalb der anarchistischen Bewegung und der Gesellschaft. In der Zeitschrift »Der Frauen-Bund«, die von 1921 bis 1929 erscheint, betonen die Autorinnen immer wieder, dass es ihnen nicht um Frauenrechte, sondern Menschenrechte geht und dass die Menschheit nicht frei sein kann, bevor nicht alle Frauen frei sind, was nur in einer Gesellschaft ohne kapitalistische Ausbeutung möglich ist.
Drei Jahre bevor die Gruppe von den Nationalsozialisten verboten wird, gibt es kaum noch Aktivitäten, da fast alle Frauen mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 zu kämpfen haben, um sich und ihre Familien zu ernähren. Im »Dritten Reich« verliert sich die Spur der meisten im Exil, in Konzentrationslagern oder in der inneren Emigration. Die kämpferischen Frauen und ihre fortschrittlichen Ideen verdienen es, dass wir uns mit ihnen beschäftigen.
Alex Galazka ist tot. (*25.02.1961 – † 30.06.2016)
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Josef Haas
Zum 70. Todestag der von den Nazis ermordeten Regensburger Antifaschisten Josef Haas und Georg Zaubzer. Ein Porträt von Martin Oswald.
„Ich kann die Zeit noch erwarten, wo die Kommunisten über den Keilberg hereinmarschieren. Dann muss man mir ein Messer an meinen Armstumpf schnallen und ich werde allen N[ational]S[ozialisten] die Gurgel abschneiden“
soll Josef Haas einmal gesagt haben. Was nach dem blutrünstigen Aufruf eines Fanatikers klingt, ist vielmehr die verzweifelte und zugleich heillos optimistische Lehre aus einem gedemütigten und entbehrungsreichen Leben. Nicht Josef Haas war fanatisch. Es waren andere, die Haas demütigten, ihn denunzierten, schändlich behandelten und verachteten. Fanatisch waren diejenigen, die diesen Mann vor 70 Jahren, am 18.08.1944, im KZ Flossenbürg erschossen. Am selben Tag an derselben Stelle richtete die SS auch Haas’ Freund Georg Zaubzer hin. Beide ohne Todesurteil.
Haas und Zaubzer verbindet jedoch nicht nur ihr Todestag, sondern auch eine tiefe Freundschaft, deren Ursprünge in der Schulzeit in Reinhausen lagen. Beide eint zudem ein schicksalhaftes Wirken, das über ihr eigenes, von den Nazis gewaltsam beendetes Leben hinausgeht. Die Freunde sind bei weitem nicht das einzige, aber ein herausgehobenes Beispiel antifaschistischen Widerstandes in Regensburg. Ein angemessenes und würdiges Gedenken findet bis heute nicht statt.
Josef Haas: Vom Hilfsarbeiter zum Invaliden
Josef Haas wurde am 07.02.1899 in Reinhausen geboren und wuchs dort als ältester von insgesamt elf Kindern in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater war Hilfsarbeiter im Steinbruch Brandlberg. Hilfsarbeiter musste auch Josef werden. Für eine Lehre reichte das Geld der Familie nicht aus. Als 18-jähriger wurde Haas im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs an die Westfront geschickt und trug eine Gasvergiftung davon. Die revolutionäre Umbruchphase nach Kriegsende erlebte er in Frankfurt am Main, bevor er 1919 wieder nach Reinhausen zurückkehrte. Diese Zeit muss ihn politisch entscheidend geprägt haben: Von nun an war Haas in kommunistisch-anarchistischen Gruppen organisiert. Wohl 1919 trat er der KPD bei, die er 1922 zugunsten eines Beitritts zur Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) wieder verließ. 1926 stieß er zum Verband der proletarischen Freidenker, 1929 zum Verein Rote Hilfe.
Zwischenzeitlich erfolgte auch sein Beitritt zum Deutschen Invalidenbund. Der Steinbruch-, Hafen- und zuletzt Zellstofffabrikarbeiter Haas zog sich 1923 eine Arbeitsverletzung am Fuß zu, die aufgrund ärztlicher Ignoranz (gegen die Haas protestierte, indem er den Arzt ohrfeigte) nicht behandelt wurde. Die Wunde führte später sukzessive zur Amputation dreier Zehen, der Mittelfußknochen und schließlich des linken Fußes. Doch damit nicht genug. Es ist überliefert, dass ihm nach und nach beide Beine bis zum Rumpf, der rechte Unterarm und die linke Hand amputiert werden mussten. An welcher Erkrankung Haas genau gelitten hat, ist nicht bekannt. Spekuliert wird über eine Gefäßerkrankung, vielleicht kombiniert mit Diabetes. Sicher ist: Haas war Vollinvalide und kam seit ungefähr 1935 so gut wie nicht mehr ohne fremde Hilfe aus.
Mit dem Wagen bis nach Donaustauf
Sein Geist aber blieb wach. Weder mit seiner misslichen Lage, noch mit der politischen Situation in Europa wollte und konnte Haas sich abfinden. Er ließ sich einen Wagen mit drei Rädern bauen und von einem Hund durch Regensburg und sogar bis nach Donaustauf ziehen. So verzweifelt er eigentlich hätte sein müssen, so unerschütterlich war sein Kampf gegen den Nationalsozialismus. „Mörder und Banditen“ titulierte er die Nazis öffentlich. Wilhelm Kick schreibt in seinem Buch über den Regensburger Widerstand: „Sein Sinn für Gerechtigkeit und sein Glaube an diesen seinen letzten Wert trieben ihn immer wieder hinaus auf die Straßen und auf die Dörfer der Umgebung, manchmal auch zur Versammlungsstelle ähnlich gesinnter, auf den Neupfarrplatz. Wenn ihn sein Hund gerade nicht ziehen konnte, dann zog sein Freund und Gesinnungsgenosse Zaubzer das Gefährt. Dieser besuchte Haas auch oft in seiner Wohnung.“
Georg Zaubzer: Kriegsinvalide und Kommunist
Doch wer war eigentlich Haas’ gelegentlicher Wagenlenker? Auch Zaubzer entstammte einer Hilfsarbeiterfamilie aus Reinhausen, die ihre sieben Kinder kaum ernähren konnte. Auch er wurde selbst Hilfsarbeiter. Wie Haas wurde er während des Ersten Weltkriegs eingezogen und zunächst nach Mazedonien geschickt, dann nach Verdun. Nach drei erlittenen Verwundungen und einer Darmverletzung wurde ihm ein künstlicher Magenausgang gelegt, mit dem er fortan als Kriegsinvalide galt. In der Weimarer Zeit gehörte Zaubzer dem Fabrikarbeiterverband Deutschlands, später kurzzeitig der KPD und der Roten Hilfe sowie ab 1932 der Erwerbslosen-Einheitsfront Deutschlands an. Im März 1933 wurde er bei der ersten großen Verhaftungswelle der Nazis im Zuge der Reichstagsbrandverordnung in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Zaubzer war beim Regime also bereits früh vorgemerkt. Endgültig inhaftiert wurde er am 16. Dezember 1942, als bei ihm unter anderem anarchistische Schriften gefunden und beschlagnahmt wurden.
Haas und Zaubzer – ermordet in Flossenbürg
Haas kam am 24. Februar 1943 in Haft. Von diesem Zeitpunkt an sollten weder er noch Zaubzer je wieder einen Tag in Freiheit verbringen. Die Nazis schoben die beiden unabhängig voneinander vom Untersuchungsgefängnis ins Strafgefängnis, vom Landgerichtsgefängnis ins Oberlandesgericht, bis sie letztlich als politische Häftlinge ins KZ Flossenbürg gesperrt wurden. Dort trafen sich die beiden Freunde wieder. Dass zwei Invaliden in ein vermeintliches Arbeitslager deportiert wurden, hatte einen Grund, der am 18. August 1944 traurige Gewissheit wurde.
Die Ermordung von Josef Haas und Georg Zaubzer durch die Nazis war unrecht und sogar nach NS-Maßstäben urteilswidrig. Verurteilt worden waren sie schließlich wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust (Haas) bzw. viereinhalb Jahren und Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust (Zaubzer). In der Anklage wurde beiden vorgeworfen, „Feindsender“ (Radio Moskau) abgehört und „Feindpropaganda“ verbreitet zu haben. Haas und Zaubzer hatten 1939 davon gesprochen, dass Deutschland den Krieg begonnen habe und denselben nicht gewinnen werde. Sie glaubten der Nazi-Propaganda kein Wort und machten daraus auch öffentlich keinen Hehl. Im Urteil gegen Haas heißt es:
„Der Angeklagte ist auch nach 1933 bis zuletzt gesinnungsmäßig überzeugter und fanatischer Kommunist geblieben. Er verkehrte, in den letzten Jahren seltener, am Neupfarrplatz in Regensburg in einem Kreis ihm gesinnungsverwandter, staatsfeindlicher Elemente, die sich dort häufig zwanglos zur Unterhaltung trafen, hochverräterische Gespräche führten und selbst gehörte oder von anderen in Erfahrung gebrachte Feindnachrichten austauschten und besprachen. Von dort her kannte Haas auch den Arbeiter Zaubzer, einen begeisterten Kommunisten, der viel auf dem Neupfarrplatz zu treffen war. […] Der Angeklagte warb entsprechend seiner kommunistischen Einstellung mindestens vor dem Kriege häufig in seiner Wohnung in Gesprächen mit seinen Bekannten für die kommunistischen Umsturzideen. […] Als die außenpolitische Lage vor Beginn des jetzigen Krieges schon gespannt war, äußerte sich der Angeklagte oft gegenüber [dem Zeugen] S. inbezug auf einen etwa ausbrechenden Krieg, daß die deutschen Soldaten nie durchhalten würden. […] Der Angeklagte schimpfte weiter gegenüber S. darüber, daß die Regierung die Renten gekürzt habe. […] Im Jahre 1939 nach dem Polenfeldzug äußerte sich der Angeklagte schließlich gegenüber S., diesen Krieg hätten wir nicht gebraucht, wenn wir nicht in Polen einmarschiert wären, wäre der Krieg nicht ausgebrochen. […] Aus seinen Äußerungen spricht ein tiefes Haßgefühl gegen alle bestehende Ordnung.“
Das Wirken Zaubzers und Haas‘, das damals aus tiefster Verachtung verurteilt wurde, kann heute nur mit noch tieferem Respekt gelesen werden. Allzu viel Bewusstsein für die beiden Widerstandskämpfer scheint es in der Stadt Regensburg jedoch nicht zu geben.
Ein würdiges Gedenken fehlt
Für beide wurden zwar erfreulicherweise Stolpersteine verlegt. Hans Schaidinger erwähnte zudem 2013 anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel zur Bücherverbrennung den „Arbeitsinvaliden Haas“, freilich ohne auf seine antifaschistische und kommunistische Gesinnung einzugehen. [Anmerkung der FAUD: und man möchte die anarchistische/anarchosyndikalistische Gesinnung ebenfalls nicht vergessen!] Doch schlendert man heute über den Neupfarrplatz, sieht man von Hochachtung für den Regensburger Widerstand nur im Verborgenen etwas – wenn überhaupt. Durchquert man dann auch noch die Messerschmittstraße, die Josef-Engert-Straße oder den Hans-Herrmann-Park, fragt man sich ernsthaft, ob nicht am Ende doch diejenigen Zeitgenossen von Haas Recht behalten haben, die oft zu ihm gesagt haben sollen: „Niemand will dich mehr…“
Die hier dargelegten Informationen basieren weitgehend auf dem Quellenstudium von Wilhelm Kick (Sag es unseren Kindern. Widerstand 1933-1945. Beispiel Regensburg, Berlin 1985) und der Dokumentation von Andreas Angerstorfer und Annemarie Dengg (Regensburg im Widerstand. „Neupfarrplatz-Gruppe“, Regensburg 1997).