Josef Haas

Quelle: Regensburg Digital
NS-Widerstand in Regensburg

Hochachtung den Verachteten

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Zum 70. Todestag der von den Nazis ermordeten Regensburger Antifaschisten Josef Haas und Georg Zaubzer. Ein Porträt von Martin Oswald.

An den Antifaschisten Josef Haas erinnert in der Alten Waldmünchener Straße in Reinhausen dieser Stolperstein. Foto: Oswald.

„Ich kann die Zeit noch erwarten, wo die Kommunisten über den Keilberg hereinmarschieren. Dann muss man mir ein Messer an meinen Armstumpf schnallen und ich werde allen N[ational]S[ozialisten] die Gurgel abschneiden“

soll Josef Haas einmal gesagt haben. Was nach dem blutrünstigen Aufruf eines Fanatikers klingt, ist vielmehr die verzweifelte und zugleich heillos optimistische Lehre aus einem gedemütigten und entbehrungsreichen Leben. Nicht Josef Haas war fanatisch. Es waren andere, die Haas demütigten, ihn denunzierten, schändlich behandelten und verachteten. Fanatisch waren diejenigen, die diesen Mann vor 70 Jahren, am 18.08.1944, im KZ Flossenbürg erschossen. Am selben Tag an derselben Stelle richtete die SS auch Haas’ Freund Georg Zaubzer hin. Beide ohne Todesurteil.

Haas und Zaubzer verbindet jedoch nicht nur ihr Todestag, sondern auch eine tiefe Freundschaft, deren Ursprünge in der Schulzeit in Reinhausen lagen. Beide eint zudem ein schicksalhaftes Wirken, das über ihr eigenes, von den Nazis gewaltsam beendetes Leben hinausgeht. Die Freunde sind bei weitem nicht das einzige, aber ein herausgehobenes Beispiel antifaschistischen Widerstandes in Regensburg. Ein angemessenes und würdiges Gedenken findet bis heute nicht statt.

Josef Haas: Vom Hilfsarbeiter zum Invaliden

Josef Haas wurde am 07.02.1899 in Reinhausen geboren und wuchs dort als ältester von insgesamt elf Kindern in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater war Hilfsarbeiter im Steinbruch Brandlberg. Hilfsarbeiter musste auch Josef werden. Für eine Lehre reichte das Geld der Familie nicht aus. Als 18-jähriger wurde Haas im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs an die Westfront geschickt und trug eine Gasvergiftung davon. Die revolutionäre Umbruchphase nach Kriegsende erlebte er in Frankfurt am Main, bevor er 1919 wieder nach Reinhausen zurückkehrte. Diese Zeit muss ihn politisch entscheidend geprägt haben: Von nun an war Haas in kommunistisch-anarchistischen Gruppen organisiert. Wohl 1919 trat er der KPD bei, die er 1922 zugunsten eines Beitritts zur Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) wieder verließ. 1926 stieß er zum Verband der proletarischen Freidenker, 1929 zum Verein Rote Hilfe.

Zwischenzeitlich erfolgte auch sein Beitritt zum Deutschen Invalidenbund. Der Steinbruch-, Hafen- und zuletzt Zellstofffabrikarbeiter Haas zog sich 1923 eine Arbeitsverletzung am Fuß zu, die aufgrund ärztlicher Ignoranz (gegen die Haas protestierte, indem er den Arzt ohrfeigte) nicht behandelt wurde. Die Wunde führte später sukzessive zur Amputation dreier Zehen, der Mittelfußknochen und schließlich des linken Fußes. Doch damit nicht genug. Es ist überliefert, dass ihm nach und nach beide Beine bis zum Rumpf, der rechte Unterarm und die linke Hand amputiert werden mussten. An welcher Erkrankung Haas genau gelitten hat, ist nicht bekannt. Spekuliert wird über eine Gefäßerkrankung, vielleicht kombiniert mit Diabetes. Sicher ist: Haas war Vollinvalide und kam seit ungefähr 1935 so gut wie nicht mehr ohne fremde Hilfe aus.

Mit dem Wagen bis nach Donaustauf

Sein Geist aber blieb wach. Weder mit seiner misslichen Lage, noch mit der politischen Situation in Europa wollte und konnte Haas sich abfinden. Er ließ sich einen Wagen mit drei Rädern bauen und von einem Hund durch Regensburg und sogar bis nach Donaustauf ziehen. So verzweifelt er eigentlich hätte sein müssen, so unerschütterlich war sein Kampf gegen den Nationalsozialismus. „Mörder und Banditen“ titulierte er die Nazis öffentlich. Wilhelm Kick schreibt in seinem Buch über den Regensburger Widerstand: „Sein Sinn für Gerechtigkeit und sein Glaube an diesen seinen letzten Wert trieben ihn immer wieder hinaus auf die Straßen und auf die Dörfer der Umgebung, manchmal auch zur Versammlungsstelle ähnlich gesinnter, auf den Neupfarrplatz. Wenn ihn sein Hund gerade nicht ziehen konnte, dann zog sein Freund und Gesinnungsgenosse Zaubzer das Gefährt. Dieser besuchte Haas auch oft in seiner Wohnung.“

Georg Zaubzer: Kriegsinvalide und Kommunist

Doch wer war eigentlich Haas’ gelegentlicher Wagenlenker? Auch Zaubzer entstammte einer Hilfsarbeiterfamilie aus Reinhausen, die ihre sieben Kinder kaum ernähren konnte. Auch er wurde selbst Hilfsarbeiter. Wie Haas wurde er während des Ersten Weltkriegs eingezogen und zunächst nach Mazedonien geschickt, dann nach Verdun. Nach drei erlittenen Verwundungen und einer Darmverletzung wurde ihm ein künstlicher Magenausgang gelegt, mit dem er fortan als Kriegsinvalide galt. In der Weimarer Zeit gehörte Zaubzer dem Fabrikarbeiterverband Deutschlands, später kurzzeitig der KPD und der Roten Hilfe sowie ab 1932 der Erwerbslosen-Einheitsfront Deutschlands an. Im März 1933 wurde er bei der ersten großen Verhaftungswelle der Nazis im Zuge der Reichstagsbrandverordnung in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. Zaubzer war beim Regime also bereits früh vorgemerkt. Endgültig inhaftiert wurde er am 16. Dezember 1942, als bei ihm unter anderem anarchistische Schriften gefunden und beschlagnahmt wurden.

Haas und Zaubzer – ermordet in Flossenbürg

Haas kam am 24. Februar 1943 in Haft. Von diesem Zeitpunkt an sollten weder er noch Zaubzer je wieder einen Tag in Freiheit verbringen. Die Nazis schoben die beiden unabhängig voneinander vom Untersuchungsgefängnis ins Strafgefängnis, vom Landgerichtsgefängnis ins Oberlandesgericht, bis sie letztlich als politische Häftlinge ins KZ Flossenbürg gesperrt wurden. Dort trafen sich die beiden Freunde wieder. Dass zwei Invaliden in ein vermeintliches Arbeitslager deportiert wurden, hatte einen Grund, der am 18. August 1944 traurige Gewissheit wurde.

Die Ermordung von Josef Haas und Georg Zaubzer durch die Nazis war unrecht und sogar nach NS-Maßstäben urteilswidrig. Verurteilt worden waren sie schließlich wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust (Haas) bzw. viereinhalb Jahren und Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust (Zaubzer). In der Anklage wurde beiden vorgeworfen, „Feindsender“ (Radio Moskau) abgehört und „Feindpropaganda“ verbreitet zu haben. Haas und Zaubzer hatten 1939 davon gesprochen, dass Deutschland den Krieg begonnen habe und denselben nicht gewinnen werde. Sie glaubten der Nazi-Propaganda kein Wort und machten daraus auch öffentlich keinen Hehl. Im Urteil gegen Haas heißt es:

„Der Angeklagte ist auch nach 1933 bis zuletzt gesinnungsmäßig überzeugter und fanatischer Kommunist geblieben. Er verkehrte, in den letzten Jahren seltener, am Neupfarrplatz in Regensburg in einem Kreis ihm gesinnungsverwandter, staatsfeindlicher Elemente, die sich dort häufig zwanglos zur Unterhaltung trafen, hochverräterische Gespräche führten und selbst gehörte oder von anderen in Erfahrung gebrachte Feindnachrichten austauschten und besprachen. Von dort her kannte Haas auch den Arbeiter Zaubzer, einen begeisterten Kommunisten, der viel auf dem Neupfarrplatz zu treffen war. […] Der Angeklagte warb entsprechend seiner kommunistischen Einstellung mindestens vor dem Kriege häufig in seiner Wohnung in Gesprächen mit seinen Bekannten für die kommunistischen Umsturzideen. […] Als die außenpolitische Lage vor Beginn des jetzigen Krieges schon gespannt war, äußerte sich der Angeklagte oft gegenüber [dem Zeugen] S. inbezug auf einen etwa ausbrechenden Krieg, daß die deutschen Soldaten nie durchhalten würden. […] Der Angeklagte schimpfte weiter gegenüber S. darüber, daß die Regierung die Renten gekürzt habe. […] Im Jahre 1939 nach dem Polenfeldzug äußerte sich der Angeklagte schließlich gegenüber S., diesen Krieg hätten wir nicht gebraucht, wenn wir nicht in Polen einmarschiert wären, wäre der Krieg nicht ausgebrochen. […] Aus seinen Äußerungen spricht ein tiefes Haßgefühl gegen alle bestehende Ordnung.“

Das Wirken Zaubzers und Haas‘, das damals aus tiefster Verachtung verurteilt wurde, kann heute nur mit noch tieferem Respekt gelesen werden. Allzu viel Bewusstsein für die beiden Widerstandskämpfer scheint es in der Stadt Regensburg jedoch nicht zu geben.

Ein würdiges Gedenken fehlt

Für beide wurden zwar erfreulicherweise Stolpersteine verlegt. Hans Schaidinger erwähnte zudem 2013 anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel zur Bücherverbrennung den „Arbeitsinvaliden Haas“, freilich ohne auf seine antifaschistische und kommunistische Gesinnung einzugehen. [Anmerkung der FAUD: und man möchte die anarchistische/anarchosyndikalistische Gesinnung ebenfalls nicht vergessen!] Doch schlendert man heute über den Neupfarrplatz, sieht man von Hochachtung für den Regensburger Widerstand nur im Verborgenen etwas – wenn überhaupt. Durchquert man dann auch noch die Messerschmittstraße, die Josef-Engert-Straße oder den Hans-Herrmann-Park, fragt man sich ernsthaft, ob nicht am Ende doch diejenigen Zeitgenossen von Haas Recht behalten haben, die oft zu ihm gesagt haben sollen: „Niemand will dich mehr…“

Die hier dargelegten Informationen basieren weitgehend auf dem Quellenstudium von Wilhelm Kick (Sag es unseren Kindern. Widerstand 1933-1945. Beispiel Regensburg, Berlin 1985) und der Dokumentation von Andreas Angerstorfer und Annemarie Dengg (Regensburg im Widerstand. „Neupfarrplatz-Gruppe“, Regensburg 1997).

Fritz Oerter (* 19. Februar 1869 † 20. September 1935)

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Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs lag der deutsche Anarchismus bereits danieder und auch die Kriegsereignisse brachten ihm keinen Massenzulauf. So war es eher der Zufall des Machtvakuums nach der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (1867-1919) im Februar 1919, der ganz kurzfristig während der ersten Münchner Räterepublik (7.–13. April 1919) auch Landauer und Mühsam an die politischen Schalthebel brachte, ohne dass sie dieser Räterepublik einen spezifisch anarchistischen Stempel aufzudrücken vermochten. Zudem hatten die beiden selbst sehr unterschiedliche Vorstellungen von den Räten. Landauer, der sich schon seit Jahren mit Formen einer möglichen politischen Selbstbestimmung des Volkes befasst hatte, stand Eisners Konzept einer Rätedemokratie nahe. Mühsam dagegen favorisierte die kommunistische Spielart einer Diktatur der „Sowjets“. Die spätere deutliche Kritik des Historikers des Anarchismus, Max Nettlau (1865-1944), an Mühsam ist deshalb verständlich: „der Kult ihrer [= der Masse] Diktatur führte ihn von der Freiheit weg“. Und weiter: Mühsams 1920 im Gefängnis Ansbach für Vladimir Jljitsch Lenin (1870-1924) geschriebener Rechenschaftsbericht „Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik“ (veröffentlicht Berlin 1929) und seine späteren theoretischen Ausführungen „lassen dieses Mitgerissensein von volksautoritärem Glauben und revolutionär-proletarischem Durchführungswillen und alte anarchistische Sympathien nebeneinander in unvereinbarem Widerspruch vor uns erscheinen. Mühsam suchte im „Rätesystem“ ein Verbindungsglied zu finden, eine Chimäre, der er bis zuletzt nachjagte“ (Nettlau, Geschichte der Anarchie, 5. Band, 1. Teil, Anm. 283). Landauers war kaum mehr als eine Woche als bayerischer Kultusminister tätig und wurde am 2. Mai 1919 im Gefängnis Stadelheim von den Gegenrevolutionären bestialisch umgebracht.

Der bald in libertären Kreisen sehr geschätzte Schriftsteller „B. Traven“ (1882-1969) gab in München als „Ret Marut“ die Zeitschrift „Der Ziegelbrenner“ (1917-1921) heraus. Er ebenso wie der Schöpfer der teilweise als anarchistisch eingestuften Freiwirtschaftslehre Silvio Gesell(1862-1930) und dessen Helfer Theophil Christen (1873-1920) in der Münchner Räterepublik aktiv. An der Fürther Räterepublik wirkte der dortige Anarchist Fritz Oerter (1869-1935) mit, ein in Straubing geborener Lithograph.

Weimarer Republik

Die bisherige Spaltung in „ideell“ ausgerichtete kommunistische Anarchisten („Föderation kommunistischer Anarchisten Deutschlands“) und gewerkschaftliche Syndikalisten („Freie Arbeiter-Union Deutschlands“) bestand nach dem Ersten Weltkrieg fort. Insbesondere die erste Hälfte der 1920er Jahre sah eine Kräftigung des Anarcho-Syndikalismus auch in vielen Orten Bayerns. So hatte deren Kreisarbeiterbörse Nordbayern mit Oerter als Hauptaktivisten bis zu 2.000 Mitglieder, deren Zahl 1928 auf 800 bis 900 (Ortsgruppen in Nürnberg-Fürth,Röthenbach an der Pegnitz, Amberg, Weiden, Donauwörth, Schweinfurt und Regensburg) absank. Die Kreisarbeiterbörse Südbayern mit Ortsgruppen in München, Augsburg, Trostberg und Dachau zählte 1928 noch etwa 400 Mitglieder, davon die Münchner „Föderation der Bauarbeiter“ 264 und die Münchner „Föderation aller Berufe“, in welcher auch die geschrumpften Föderationen der Metallarbeiter und Fliesenleger aufgegangen waren, 72. Die Donauschiffer waren in einem gesamtdeutschen Verband der Binnenschiffer organisiert. Die bayerischen Ortsgruppen arbeiteten eng mit den „Vereinen für Sexualhygiene und Lebensreform“ zusammen – die Beschaffung von Verhütungsmitteln wurde dabei zum antimilitaristischen „Gebärstreik“ überhöht.

Quelle: historisches lexikon bayerns (1) (2)

 

Fritz Oerter (geb. 19. Februar 1869 in Straubing als Friedrich Oerter, gest. 20. September 1935 in Fürth) war Lithograph, Schriftsteller und Buchhändler. Weiterhin war er ein Anhänger des Anarchosyndikalismus. Fritz Oerter war verheiratet und hatte einen jüngeren Bruder, der ebenfalls politisch aktiv war. Er wohnte gemeinsam mit seiner Frau in der Unteren Fischerstraße 13, seine Buchhandlung und Leihbücherei befand sich in der Oberen Fischerstraße 5 (Eingang Obere Fischerstraße 3).

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Fritz Oerter wurde am 19. Februar 1869 als Sohn eines Feldwebels in der Donaukaserne in Straubing geboren. Sein Vater kam mit einer Kriegsverletzung (durchschossener Arm) aus dem Deutsch-Französischen Krieg zurück und musste somit den Dienst quittieren. Er wuchs in Straubing, Germersheim und später in Fürth auf. Nach der Schulzeit in Fürth erlernte Oerter zunächst den Beruf des Lithografen. Er selbst schrieb zu seiner Jugend:
So kam es, daß ich meine früheste Kindheit an der Donau, meine Jugend am Rhein, meine Flegeljahre zwischen Rednitz und Pegnitz verbrachte und mithin so ziemlich mit allen Wassern gewaschen bin. In Fürth besuchte ich mehrere Jahre die Realschule und erlernte dann die Lithographie. Mit Ausnahme von zwei Jahren, die ich auswärts zubrachte, lebe ich seit dieser Zeit in Fürth. Schon in jungen Jahren nahm ich lebhaften Anteil am öffentlichen Leben. Unter dem Einfluß der Schule und der häuslichen Erziehung war ich ein glühender Patriot, aber unter dem Druck des Erwerbslebens verwandelte ich mich schon bald in einen ebenso begeisterten Anhänger der Sozialdemokratie. Die Bewegung der Unabhängigkeit zu Anfang der neunziger Jahre führte mich dann ins Lager des Anarchismus.

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Zunächst tritt somit Fritz Oerter im Jahr 1890 im Alter von 21 Jahren in die SPD ein. Gleichzeitig engagiert er sich für den Anarchismus und schmuggelt gemeinsam mit seinem Bruder Sepp Oerter Agitationsmaterial von den Niederlanden nach Deutschland. Beide Brüder werden im Dezember 1892 in Mainz wegen „aufrührerischer Reden“ verhaftet – die Anklage lautet auf „Aufruf zu Sprengstoffattentaten“. Während man seinen Bruder zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, wird Fritz Oerter lediglich mit einem Jahr Gefängnis bestraft. 1903 tritt er in die Anarchistische Föderation ein und beteiligt sich an der sog. Novemberrevolution 1918/1919.
Fritz Oerter verstand sich als Verfechter der Anarcho-Syndikalistischen Bewegung und als geistiger Nachfolger und Hauptvertreter Gustav Landauers, einem der wichtigsten Theoretiker und Aktivisten des Anarchismus in Deutschland um die Jahrhundertwende.
Die Polizei in Fürth registrierte Oerters Tätigkeit erstmals im Jahr 1905, hielt aber spätestens ab 1907 bis 1918 Oerters Aktivitäten in einer Personenakte fest. Die Polizeiakte erwähnt, dass Oerter von 1905 bis 1911 ein „Freien Bildungs- und Besprechungsverein“ mit ca. 10 – 15 Personen betrieben habe. Für die Dauer des Ersten Weltkrieges wurden Oerter keine nennenswerten Vorwürfe gemacht, mit Ausnahme eines Schriftwechsels mit der Anarchistin Aimeé Köster aus Dresden. Trotzdem wurde Fritz Oerter als „Anti-Kriegs-Aktivist“ eingestuft und zu 15 Monaten Festungshaft verurteilt.
Neben seiner publizistischen Tätigkeiten war Fritz Oerter offensichtlich für eine kurze Zeit lang auch aktiv im Ansichtskartenverkauf. So erstellte er gemeinsam mit dem Kartonagenhersteller Pemsel aus der Gustavstraße und dem Fürther Verlag A. Schmittner eine Postkarte zur Eröffnung des Stadttheaters im Jahr 1902. Weitere Ansichtskarten von Fritz Oerter sind aktuell (Stand 2023) nicht bekannt.

Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb Oerter in der Oberen Fischerstraße 3 / 5 eine Buchhandlung und Leihbücherei. Gleichzeitig etablierte er eine anarcho-syndikalistische Organisation in Fürth. Ab 1919 war er Mitglied im Fürther Arbeiter- und Soldatenrat für die USPD. Als Mitglied im provisorischen Nationalrat und Vertreter des Landesarbeiterrats bzw. als Vertreter für Mittelfranken unterstützte er verschiedene Arbeiteraufstände, so z. B. in Januar 1918 einen größeren Streik in Nürnberg-Fürth.
Als Zeitzeuge und Aktivist der Räterepublik in Bayern und in Fürth schrieb Fritz Oerter an Erich Mühsam 1929:
„Wir alle täuschten uns in der Psychologie der Massen. Wir glaubten sie fähig, sozialistisch zu denken und zu handeln. Ich glaube, ein von der Sozialdemokratie unverbildetes Volk wäre vielleicht zu besseren Resultaten gelangt. Aus der Perspektive von heute gesehen, war die Räterepublik ein Versuch am untauglichen Objekt. (…) Auch wir in Fürth hatten vier Tage Räterepublik. Bekannte Arbeiter fielen mir vor Freude um den Hals. ‚Kinder‘, sagte ich, wir haben bis jetzt nur den Namen, die Räterepublik müssen wir erst schaffen`. Es ist nichts daraus geworden und am vierten Tage wurden die Räterepublikaner von den Sozialdemokraten überstimmt. (…) Du siehst, was in München sich zur fürchterlichen Tragödie entwickelte, ward in Fürth zur Posse“.
Nach Oerters Auffassung waren die Lehren, die man aus der niedergeschlagenen Revolution von 1918/19 nehmen musste, folgende:
„Solange die Arbeiter nicht endlich anfangen, selber nachzudenken und selber zu handeln, solange sie nicht begreifen, dass kein Mensch und kein Führer sie befreit, wenn sie sich nicht selber zur revolutionären Taten aufraffen und geeint durch Solidarität die alten und neuen Autoritäten stürzen, um für den Aufbau des Sozialismus Platz zu bekommen, solange wird die Reaktion in- und außerhalb Bayerns noch manche Mordtat vollbringen und noch viele gute Tagen haben.“
Gleichzeitig warnte Oerter nach dem Ersten Weltkrieg vor dem Wiedererstarken der reaktionären sozialdemokratischen Gewerkschaften:
„Die sozialdemokratische Partei und auch die freien Gewerkschaften, die während des Krieges nicht das Geringste taten, um die Arbeiterschaft aus der Hölle des Krieges zu retten, dürften auf keinen Fall jetzt als die Faktoren erscheinen, welche dem Proletariat zu seinem Recht verhelfen können… Nur durch den Ausbau der Arbeiter- und Soldatenräte im Sinne des Sozialismus kann die abermalige Übertölpelung des Proletariats hintangehalten werden.“
Fritz Oerter gelangte in den 1920er Jahren zu einer gewissen Bekanntheit und wurde laut Rudolf Rocker, einem damals ebenfalls sehr bekannten Anarchisten und Autor, „zu einem der begabtesten Schriftsteller der anarchistischen Bewegung“. Seine Texte sind jedoch heute meist in Vergessenheit geraten und seine Bücher finden sich, wenn überhaupt, nur noch antiquarisch in diversen Archiven. Zu seinen engsten Vertrauten zählten wichtige Persönlichkeiten der Münchner Räterepublik wie z. B. Gustav Landauer, aber auch Schriftsteller wie Erich Mühsam oder Ernst Toller. Toller soll 1924 in Fürth bei Oerter kurzfristig Unterschlupf gefunden haben, nachdem er aus der Haft wegen „Hochverrates“ entlassen wurde. Weiterhin soll sich am 19. September 1926 der indische Dichter und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore bei Oerter aufgehalten haben.
Politisch aktiv war Oerter ebenfalls Mitglied in der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) (einem Zusammenschluss freier Gewerkschaften) sowie als hauptverantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Der Syndikalist“, einer deutschsprachigen Zeitschrift des Anarchosyndikalismus und Organ der FAUD. Die Zeitschrift erschien wöchentlich mit einer Auflage von jeweils 70.000 – 80.000 Exemplaren (im Jahr 1922). Hierzu schrieb Oerter eine Vielzahl von Leitartikeln, in denen er sich als Verfechter der Idee der Gewaltlosigkeit einsetzte. Sein politisches wie kulturelles Selbstverständnis beschrieb er im „Der Syndikalist“ Nr. 2 im Jahr 1922:
„Für mich ist Kultur Arbeit in rein sozialistischem Sinne. Ich fasse unter diesem Begriff alle aktive Wirksamkeit der Menschheit zusammen durch Hand- und Kopfarbeit der Erde und dem Leben eine möglichst große Menge von materiellen und ideellen Werten abzugewinnen, um diese allen Menschen ohne Ausnahme nutzbar und zugänglich zu machen. In der Art der ausgleichenden gerechten Verteilung oder Zugänglichkeit zu allen Kulturerrungenschaften erblicke ich den Höhen- oder den Tiefstand der Kultur […] Nicht die Nation und nicht der Kapitalismus dürfen es wagen, sich als die Träger der Kultur aufzuspielen, einzig und allein ist es die werktätige Menschheit, welche wahre Kultur schaffen kann, wenn sie die Grenzen der Staaten nicht mehr anerkennt, sich international solidarisch vereinigt, den Kapitalismus, diese internationale Landplage und Völkergeißel in die Versenkung verschwinden lässt, indem sie ihm alle weiteren Dienstleistungen entzieht und die freie, herrschaftslose Bedarfs- und Gemeinwirtschaft begründet […] Niemand wird es wagen, das was uns heute umgibt, Kultur zu nennen. Kapitalismus und Kultur, Militarismus und Kultur, Justiz und Kultur, Kirche und Kultur: das sind unvereinbare Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen. Alle diese Mächte gehen auf die Vergewaltigung des Menschen aus, sie begünstigen die Einen und unterdrücken die Andern […] In jeder Form ist Gewalt Unkultur […] Wahre Kultur muß erst geschaffen werden. Ihr Träger kann und wird nur die alle geistigen und materiellen Werte schaffende international solidarisch verbundene Menschheit sein, die den engstirnigen Nationalismus wie auch den Kapitalismus siegreich überwunden hat.“

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Den Nationalsozialismus beschrieb Oerter in seinem Tagebuch im März 1933 wie folgt:
„Die ‘Kultur’ schreitet voran, […] dass man bald von einem geistigen Deutschland nicht mehr reden kann […]“
Das Ergebnis bzw. den Sieg der NSDAP bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 kommentierte er in seinem Tagebuch resignierend mit einem Schiller-Zitat:
„Das war kein Heldenstück, Octavio.“
Seine kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus, die er stets auch in seinen Publikationen zum Ausdruck brachte, und seine Kontakte zum demokratischen Widerstand gegen Nationalismus und Großkapital führte immer wieder zu Verhaftungen. Zuletzt wurde Oerter im Alter von 66 Jahren im September 1935 verhaftet und durch die SA verhört. Während der einwöchigen Haft wird Oerter offensichtlich schlecht behandelt, so dass er geschwächt und gebrochen die Haft verlässt. Kurze Zeit später verstirbt Oerter am 19. September 1935 an den Folgen einer Lungenentzündung im Krankenhaus, vermutlich infolge der Misshandlungen durch die SA und der Haftbedingungen.

Fritz Oerter hatte einen jüngeren Bruder namens Josef „Sepp“ Oerter (geb. 24. September 1870 in Straubing, gest. 14. Dezember 1928 in Braunschweig). Wie Fritz Oerter war auch sein Bruder Sepp in verschiedenen sozialistischen Vereinigungen und als Anarchist aktiv. 1918 gelangen Sepp Oerter in der Phase zwischen Räterepublik und Parlamentarismus in Braunschweig mehrere politische Siege. So gelang es ihm nach der erzwungenen Abdankung des Welfen-Herzogs Ernst August von Braunschweig und Lüneburg während der Novemberrevolution in Braunschweig (1918), die politische Führung im Arbeiter- und Soldatenrat zu übernehmen. Sepp Oerter wurde in der Folge von November 1918 bis April 1919 Minister für Inneres und Finanzen. Den größten Wahlsieg erzielte Sepp Oerter 1920 mit der USPD. Oerter erreichte die Regierungsbeteiligung für seine Partei und wurde am 22. Juni 1920 zum Ministerpräsidenten des Landes Braunschweig gewählt. Bereits ein Jahr später musste Oerter am 24. November 1921 sein Amt aufgrund von Korruptionsvorwürfen und Vorteilsnahme im Amt niederlegen. Zusätzlich hatte sich Oerter mit der USPD inhaltlich zerstritten, so dass er im Frühjahr 1922 aus der USPD ausgeschlossen wurde. Einer Gefängnisstrafe entging Oerter lediglich durch eine Amnestie der Regierung ihm gegenüber. In den letzten Jahren seines Lebens vertrat Oerter völkische Ansätze und wurde sogar im Januar 1924 Mitglied der NSDAP, die er auch im Landtag von Braunschweig politisch vertrat. 1925 zog sich Sepp Oerter aus der Politik zurück, ehe er am 14. Dezember 1928 in Braunschweig im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Zeitzeugen charakterisierten Sepp Oerter wie folgt:
„Geistig ist Oerter seinem Gesinnungskollegen Merges (1. Präsident im Braunschweiger Landtag) unzweifelhaft überlegen. Merges wußte nie recht, was er wollte, Oerter dagegen ging strikte und rücksichtslos auf sein Ziel los; er wußte was zu erreichen mit Hilfe seiner chamäloeonartigen Anpassungsfähigkeit und seiner Eloquenz, womit er allen Einwänden der Zauderer zu begegnen verstand.“

Anlässlich des 150. Geburtstags von Fritz Oerter wurde auf Initiative Leo Seidls am 19. Februar 2019 an der Fassade der Pfarrgasse 3 eine Gedenktafel angebracht. Knapp 80 Personen waren zu diesem Festakt erschienen. Nach mehreren Reden wurde die Tafel feierlich enthüllt.

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Der Enkel und Nachfahre Alfred Hierer, der Fritz Oerter noch als kleines Kind persönlich kannte, übergab am 10. August 2017 die ihm noch verbliebenen Tagebücher und Gedichtbände seines Großvaters an das Stadtarchiv. Möglich wurde dies durch das Bekanntwerden der Tagebücher über die Berichterstattung der Fürther Nachrichten im März 2011. Unabhängig voneinander recherchierten der Schriftsteller Leonhard F. (Leo) Seidl und Kamran Salimi für FürthWiki über die im Artikel der Fürther Nachrichten beschriebenen Tagebücher, und so kam der Kontakt schließlich zum Stadtarchiv zustande, die noch verbliebenen Bücher dem Archiv zu überlassen. Während Salimi den Artikel in FürthWiki angelegt und ausgebaut hat – nachdem Wikipedia nicht die nötige Relevanz dafür gesehen hatte – arbeitet Leonhard F. Seidl an seinem Roman Untergang. Kriminalroman, Edition Nautilus, Hamburg 2022, in dem Fritz Oerter eine tragende Rolle spielen wird. Eine erste Lesung aus den Tagebüchern Oerters fand im Rahmen der jährlich stattfindenden Veranstaltungsreihe „Lesen!“ im Juni 2017 statt.
Zu Oerters 150. Geburtstag am 19. Februar 2019 enthüllte die Initiative Fritz-Oerter-Gedenken eine Gedenktafel aus Bronze am Gebäude der ehemaligen Leihbücherei Obere Fischerstraße 3 auf Anregung des Fürther Schriftstellers Leonhard F. Seidl, der im Anschluss auch einen Vortrag über Oerter hielt. Die Tafel wurde gespendet vom Altstadtverein Fürth, Auf der Suche – Anarchistische Gruppe Nürnberg, Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rasssismus, GEW Bezirk Mittelfranken, Institut für Syndikalismusforschung (Bremen), Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus und weiteren Spenderinnen und Spendern.

Quelle: https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Fritz_Oerter

Hans Weigel

Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelten sich die wenigen treu gebliebenen Syndikalisten neu, ermutigt durch ihre ins Exil gegangenen ehemaligen Führer Rudolf Rocker (1873-1958) und Helmut Rüdiger. So wurde auch die Münchner Gruppe der „Föderation Freiheitlicher Sozialisten“ 1947 gegründet. Ihr Leiter war wie schon vor 1933 der gebürtige Münchner Kellner Hans Weigl (1892-1969). Diese Gruppe hatte 1947 27, 1970 noch 6 Mitglieder. Zuletzt zeichnete sich für die Restgruppe eine neue Perspektive durch den Kontakt mit jungen „68“ern ab, deren Marxismus sie durch die Tradition des antiautoritären Anarchismus und des „freiheitlichen Sozialismus“ zu korrigieren suchten. Insbesondere der ehemalige antifrancistische Spanienkämpfer Augustin Souchy (1892-1984), der 1966 seinen Alterswohnsitz nach München verlegt hatte, wurde zur Anlaufstation der an historischen Erfahrungen interessierten neuen Generation. Souchy sah jedoch für die überalterten Anarchisten Münchens keine Zukunft und verschenkte ohne Wissen der Gruppe 1974 deren über die NS-Zeit gerettete wertvolle Bibliothek in die Schweiz. Das war das mehr als symbolische Ende des einhundertjährigen bayerischen Alt-Anarchismus. Zur gleichen Zeit hatte schon der Aufbruch eines in der APO verwurzelten jugendbewegten Neo-Anarchismus begonnen.

Quelle: historisches lexikon bayerns

Ferdinand Huber

Landauers Nachruf im „Sozialist“ vom 15. Dezember 1911 auf den von der Polizei als „rabiater Mensch“, von Landauer als „Kameraden, wie wir einen treueren, zuverlässigeren und aufopfernden nicht wieder finden werden“ bezeichneten Ferdinand Huber (1865-1911) beleuchtet den Typus des damaligen bayerischen Arbeiter-Anarchisten: Huber wurde 1865 in Ast geboren und arbeitete in der Landwirtschaft, als Maurer und Stuckateur. Bereits in jungen Jahren trat er in die sozialdemokratische Partei ein und wurde zudem ein kämpferischer Gewerkschafter.

Um 1900 finden wir ihn in München als Anarchisten. Zunächst bekannte er sich zum Individualanarchismus: „(…) die Theorie Stirners entsprach seinem eigenbrötlerischen Volksschlag, seiner Herbigkeit und seinem stolzen, kraftvollen Bedürfnis, allein zu stehen, eigene Wege zu gehen und zu Freunden nur die zu machen, die ihm und seiner Natur entsprachen“ (Landauer). Landauer redete ihm dann 1908 seinen „Stirneregoismus“ aus und gewann ihn für die Idee des sozialistischen „Gemeingeists“, die Sehnsucht nach „echter Gemeinschaft, eine Gemeinschaft des Lebens und der Arbeit“ gemäß Landauers Siedlungs-Utopie. Huber war grenzenlos darüber enttäuscht, dass die reale Siedlungsgründung ausblieb. Zermürbt durch Krankheit und gehetzt von der Polizei, vor der er vergeblich ins Rheinland ausgewichen war, beging er dort mit 46 Jahren Selbstmord.

Quelle: historisches lexikon bayerns

M.A.S.S.AK.A. 2002

Das Theater M.A.S.S.A.K.A. existiert leider nicht mehr.

  • Anfang 1999 gründeten wir unter der Leitung von Maria die Gruppe „Theater Ohne Namen – TON“. Im Sommersemester des selben Jahres hatten wir unsere erste Aktion mit einem Statuentheater, welches fünf Bilder beeinhaltete. Anlass dieser Aktion war unsere Ablehnung gegen die Einführung einer Studi-Chip-Karte.
  • Im April 2000 haben wir anlässlich des 122sten Geburtstags des Bohemliteraten und Anarchisten Erich Mühsam gemeinsam mit dem Bildungssyndikat der Freien ArbeiterInnen Union Düsseldorf, dem Großalarm und vielen anderen FreundInnen ein abendfüllendes Programm unter dem Motto „111+11 Mühsame Jahre“ gestaltet. Mehrere Gedichte, Lieder aber auch kurze Theaterszenen wurden an zwei Terminen im Thaeter Metropol in Düsseldorf-Bilk aufgeführt.
  • 2001 nahmen wir als TON an den anarchistischen „pinkster landdaagen“ in Appelscha/Niederlanden teil. Als Forum-Theater führten wir eine Szene auf, die den Rassismus themathisierte.
  • Am 1.Mai 2002 beteiligten wir uns als MASSAKA an der Demonstration des DGBs mit einem gewerkschafts- und kapitalismuskritischen Straßentheater.
    Für die Zukunft ist ein weiteres „Abendfüllendes“ Programm in Planung gestellt.
  • –Nachtrag–
    Unsere Pressemitteilung aus dem Jahr 2003 zu unserem letzten Abendprogramm „Sehnsucht nach…“:
    Theater M.A.S.S.A.K.A.
    „Sehnsucht nach…“
    11. & 12.05.2003
    Ort: Theater Metropol, Brunnenstr.20, Düsseldorf-Bilk
    Beginn: 19.30 Uhr
    Eintritt: 6.-
    Das freie Theater M.A.S.S.A.K.A. präsentiert sein neues Multimediaprojekt „Sehnsucht nach…“
    Das Internationale Projekt nähert sich in elf Bildern dem Thema Sehnsucht aus verschiedenen Perspektiven und auf gänzlich unterschiedliche Arten und Weisen. Die aus Improvisationen enstandenen Szenen und Videoinsallationen spannen einen Bogen aus tragischen, kitschigen, ernsthaften und humorvollen Annäherungen ohne dabei mit dem pädagogischen Zeigefinger zu agieren. Obwohl es der Theatergruppe darauf ankommt, die Menschen zum Nachdenken anzuregen, wollen Sie ihrerseits nicht so tun als ob sie den >Stein der Weisen< in der Tasche hätten. In diesem Sinne erwartet Sie ein abwechslungsreicher Abend jenseits verdummender Unterhaltung und sauertöpfischer Besserwisserei – Ihr und
    Euer Theater M.A.S.S.A.K.A.
    Kontakt: www.theater-massaka.de.vu, theatermassaka@web.de, c/o FAU,
    Postfach 102404, 40015 Düsseldorf, Tel:0179 32 586 48

Hintergund Info’s zum Theater M.A.S.S.A.K.A.:

Das freie Theater M.A.S.S.A.K.A. gründetet sich 1999 in der Heinrich-Heine-Universität. Damals hieß es noch T.o.N., Theater ohne Namen. Erste Auftritte fanden im Rahmen der studentischen Proteste gegen die Einführung einer sogenannten „Chip-Card“ statt. Das erste abendfüllende Programm stellten sie mit zahlreichen Freunden und Freundinnen aus der jungen Literaturszene Düsseldorfs zu Ehren des deutschen Literaten, Bohemien, Anarchisten und Juden Erich Mühsam zusammen. Es folgten ein Theaterprojekt zum Thema Rassismus, welches unter anderem auch in den Niederlanden gastierte, und ein Straßentheater am 1.Mai 2002 in Düsseldorf.

„Sehnsucht nach…“ ist das zweite abendfüllende Programm der Gruppe. Auch diesmal haben sich Freunde und Freundinnen zahlreich an der Umsetzung beteiligt. Neben den Mitgliedern der schon erwähnten jungen Düsseldorfer Literaturszene war diesmal auch die Künsterlergruppe „lost bodies“ aus Griechenland an der Entstehung maßgeblich beteiligt. Nach der der Premiere in Düsseldorf steht im Herbst eine kleine Deutschlandtour an.

  • Theater M.A.S.S.A.K.A. (2002)

 

 

 

1. Mai Demo 2002 in Düsseldorf

Auf drei der Fotos ist u.a. Hans Schmitz zu sehen, der unsere Aktion sehr witzig fand und die ganze Zeit bei uns blieb und den 1.Mai mit uns feierte. Sichtlich genoss er die Aufmeksamkeit die unsere Aktion erreichte. An dieser Stelle sei noch kurz erzählt, das eine Internationale Delegation anwesend war. Die DGB-Mitglieder erklärten ihren Gästen auf englisch die Aktion der „Anarchisten“.
 Am 1. Mai 2002 nahmen wir als „Massaka“ an der DGB-Demonstration in Düsseldorf mit einem Straßentheater teil. Der Sinn dieser Aktion war es, Menschen auf die benachteiligte Lage der Arbeiter, aber auch auf die „Ohnmacht“ oder auch das Desinteresse des DGBs aufmerksam zu machen.
Rechts im Bild ist der Kapitalist zu sehen, in einem feinen Anzug und mit Zylinder. Ihm folgt der DGB-Mann, welcher die in Ketten gelegten Arbeiter*innen hinter sich herzieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der DGB-Mann hält seine Position stets zwischen den Arbeiter*innen und dem Kapitalisten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kapitalist genießt seine Zigarre, während die Arbeiter*innen mit gesenkten Köpfen Unzufriedenheit über ihre Lage zeigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Plötzlich werden unter den Arbeiterinn*en Stimmen laut. Leise Äußerungen über Mißstände werden zu lauten Rufen von Forderungen. Die Hände werden samt Ketten gegen die Unterdrückung gehoben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„10 PROZENT!, 10 PROZENT!, 10 PROZENT! …“ lauten die unüberhörbaren Forderungen der Arbeiter*innen um eine Lohnerhöhung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem der DGB-Mann die Arbeiter*innen beruhigt, kommt er mit sichtbar großem Respekt zum Kapitalisten geschlichen, um ihm über die Forderungen seiner Arbeiter*innen zu berichten. Doch der Kapitalist zeigt in keiner Weise Mitgefühl mit ihnen, im Gegenteil; er stößt ein lautes, herausgequältes Lachen aus sich heraus und bietet viel weniger als die Arbeiter*innen verlangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Arbeiter*innen geben sich mit dem, was ihnen geboten wird, nicht zufrieden …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… und Sie protestieren weiterhin.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die lauten Schreie der Arbeiter*innen verstummen als sich der Kapitalist plötzlich umdreht und willkürlich eine/n Arbeiter/in feuert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Blicke der Arbeiter*innen sind betrübt. Ihr Mut scheint gebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kapitalist raucht unbesorgt seine Zigarre weiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Szenen wurden immer wieder von neuem gespielt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Ende der Demonstration wurde im Düsseldorf Hofgarten die Revolution ausgerufen…