Alfons Tomasz Pilarski *06.07.1902 †03.02.1977

Alfons Tomasz Pilarski

Eine Arbeitsgruppe der FAU, IP und der Anarchistischen Föderation Polen ist gerade dabei Materialien für ein Buch über das Leben und Wirken von Alfons Pilarski zusamen zu tragen. Wir werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen eine Kurzbiographie erstellen, die euch hoffentlich auf mehr neugiereg machen wird.

 

 

 

 

Von links nach rechts: Ignaz Stoklossa, Olga Wrobel und Tomasz Anton Pilarski (Warschau/Polen 1973)

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt erst mal etwas von der Seite libcom.org:

Alfons Thomasz Pilarski (alias Kompardt) wurde am 6. Juli 1902 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Leschnitz bei Stehlitz in Oberschlesien, einem Teil Deutschlands, mit einer Minderheit von 30% Polen, geboren.

Von 1917 bis 1921 arbeitete Alfons als Zeichner in der Gebäudeverwaltung der Stadtverwaltung in Ratibor. 1921 absolvierte er sein Abitur als externer Kurs am Mathias-Gymnasium in Breslau. Er war während der Revolutionsferien von 1918 der Kommunistischen Partei (Spartakusbund) in Oberschlesien beigetreten. Er verließ die KPD nach dem Heidelberger Kongress von Oktober 1919, als sich die linken Kommunisten und Syndikalisten trennten.

Er trat der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter Union Deutschland (FAUD) bei und wurde damit ein sehr aktiver Propagandist. Er arbeitete von 1921 bis 1927 als Zeichner und Auszubildender für den anarchosyndikalistischen Verlag von Fritz Kater. Pilarski und die oberschlesische FAUD legten großen Wert auf Propaganda. 1925 hatten sie die Workers Voice produziert, eine Agitationszeitung, die aus Geldmangel geschlossen werden musste. 1928 war er einer der Herausgeber der anarchistischen Zeitung Befreiung in Breslau und Ratibor. Dies war eine Woche für Schlesien und Oberschlesien. Es nannte sich „das einzige revolutionäre Papier im dunklen Osten“. Es hatte einen aggressiven Ton und sprach in der Sprache der Straße, besonders interessant, wenn es darum ging, Skandale im Establishment aufzudecken. Zwei der sieben Erstausgaben wurden von den Behörden beschlagnahmt und für einen Monat verboten. Die Auflage war mit 7.000 Exemplaren sehr hoch für ein radikales Provinzblatt.

Pilarski war neben Franz Nowak (Zigeuner) und Theodor Bennek einer der fähigsten Kämpfer der oberschlesischen FAUD. Er wurde von der Polizei als ihr „intellektueller Führer“ angesehen. Er war ein mitreißender Redner, ein talentierter Journalist und ein fähiger Werbekünstler. Zwischen 1919 und 1932 wurde er mehrmals verhaftet und verbüßte insgesamt 19 Monate Haft.

Neben >Befreiung< war Pilarski an der Organisation der Schwarzen Scharen beteiligt. Im Oktober 1929 gründeten Mitglieder der FAUD in Ratibor unter diesem Namen antifaschistische Kampforganisationen, um Arbeiterversammlungen vor den Nazis zu schützen, gegen die sie mit allen Mitteln kämpfen wollten. Im November 1929 wurde in Beuthen eine Schwarzen Scharen errichtet, gefolgt von Rosenberg, Katscher, Gleiwitz und Bobrek Karf. Manchmal wurden bis zu 1.500 mobilisiert und in der Regel zwischen 300 und 400. Die Schwarzen Scharen trugen schwarze Hemden und schwarze Baskenmützen mit dem antimilitaristischen Symbol des zerbrochenen Gewehrs auf ihren Baskenmützen. Das Foto oben zeigt Mitglieder der FAUD Ratibor bei der Beerdigung eines Kameraden. Einige Mitglieder der Schwarzen Scharen sind rechts in Baskenmützen zu sehen, und Pilarski ist einer der Männer, die in der Bildmitte einen Hut tragen.

Pilarski stützte sich auf die früheren Erfahrungen der deutschen Arbeiterklasse mit dem reaktionären Freikorps und glaubte, dass die Arbeiterbewegung um 30 Jahre zurückgeworfen werden würde, wenn der Faschismus siegte. Dementsprechend hat sich die oberschlesische FAUD auf den Kampf vorbereitet. Die Schwarzen Scharen in Ratibor hatten ein Maschinengewehr und mehrere Pistolen. Im Mai 1932 entdeckte die Polizei ein geheimes Trainingslager der Schwarzen Scharen in Beuthen. Im März 1933 wurden vier Militante verhaftet und zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Drei weitere, Paul Czakon, Alfons Molina und Bernhard Pacha, gelang die Flucht nach Spanien (wo sie später im Kampf gegen die Frankenaufständischen und dann in anarchistischen Milizkolonnen kämpften).

Wegen seines Engagements floh Pilarski im September 1932 über die Grenze nach Polen, nachdem ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war. Seine erzwungene Auswanderung war für Pilarski nicht so schwierig wie für andere, die vor dem Nationalsozialismus flohen. Er sprach fließend Polnisch und hatte das gesetzliche Recht, in Polen zu leben. Er studierte zwischen 1933 und 1934 in Warschau als Stipendiat des Polnischen Instituts für die Erforschung nationaler Probleme (Instytut Badan Nardowych). Von 1934 bis 1936 war er Bezirkssekretär der polnischen Gewerkschaft der Syndikalisten der ZZZ im Dabrowa-Becken und arbeitete dann bis Juni 1937 in der Zentrale der Metallgewerkschaften. Von Juni 1937 bis Februar 1939 war er Redaktionsmitglied der Arbeiterfront, und im Juni 1939 wurde er zur Führung der ZZZ kooptiert. Er organisierte eine geheime anarchosyndikalistische Opposition innerhalb der ZZZ. Der schwedische Anarchist Helmut Berner, der Verbindungen zum deutschen anarchistischen Untergrund unterhielt, besuchte auch Pilarski in Warschau. Die geheime anarchosyndikalistische Opposition hatte Gelder für spanische Kinder gesammelt und Berner angeboten, diese nach Barcelona zu schmuggeln.

Der deutsche Anarchist Augustin Souchy hatte Pilarski gebeten, als Teil eines Teams internationaler Mitarbeiter nach Spanien zu kommen. Das ZZZ zögerte, einen so fähigen Organisator wie Pilarski gehen zu lassen, obwohl sein jüngerer Bruder Richard ebenso ging wie zwei andere oberschlesische Anarchosyndikalisten, Heinrich Freidetzky und Max von Piechulla. 1937 heiratete er seine Frau Halina, die aus einer polnischen Arbeiterfamilie stammte und an der Warschauer Universität Philosophie studiert hatte. Ihr Kind Joanna wurde 1944 geboren.

In dieser Zeit brach er mit der internationalistischen Sichtweise der anarchistischen Bewegung und glaubte, wie er 1937 in einem Brief an Souchy schrieb, dass der „patriotisch-revolutionären“ Mentalität nicht widersprochen werden dürfe und dass sie ebenso eine Verschwendung von Ressourcen sei wie die Kampf gegen die Religion. Auf dem Kongress der International Workers Association im Jahr 1938 argumentierte er als polnischer Delegierter gegen die internationalistischen Positionen des niederländischen Delegierten Bart de Ligt. Er plädierte für die „bewaffnete Verteidigung“ der Tschechoslowakei unter dem Beifall der spanischen Delegierten, die selbst unter den Schein des Antifaschismus gefallen waren.

Nach der deutschen Besetzung floh Pilarski in den von den Russen besetzten Teil Polens. Er bekam einen Job in Wilna. 1942 kehrte er heimlich nach Warschau zurück und war in der geheimen syndikalistischen Organisation Wolnosc (Liberty) aktiv. Als Mitglied der sozialistischen Militärgruppe Polska Armia Ludowa (PAL) nahm er am Warschauer Aufstand teil. Nach 8 Tagen Kampf wurde er schwer verwundet. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde er mit seiner Familie nach Krakau evakuiert und konnte nur durch Zufall aus Auschwitz fliehen.

Nach dem Krieg pflegte Pilarski, soweit möglich, den Kontakt zu den überlebenden Genossen, die mit Rudolf Rocker in den USA und Helmut Rüdiger in Stockholm korrespondierten. 1947 trat er der Polnischen Arbeiterpartei (Polska Partia Robotnicza) und der PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotncza) bei. Er wurde von deutschen Kameraden im Ausland für diese Aktionen heftig kritisiert. Helmut Rüdiger glaubte zu weit gegangen zu sein, um sich auf den polnischen Nationalismus einzustellen, insbesondere auf die Vertreibung von 8 Millionen ethnischen Deutschen aus ihren Häusern.

Im Januar 1945 arbeitete er als Propagandasekretär für das Krakauer Bezirkskomitee der Gewerkschaften und von Juni 1945 bis Juni 1947 als Angestellter in verschiedenen Unternehmen in Schlesien. Von Januar 1948 bis Juni 1950 arbeitete er als Beamter im Ministerium für westliche Gebiete, später im Ministerium für öffentliche Verwaltung. Danach arbeitete er bis zu seiner Pensionierung 1969 im Nationalen Zentrum für den Buchhandel als Werbemanager.

Er wurde 1950 aus der PPR ausgeschlossen und im April 1954 von der polnischen Geheimpolizei aus politischen Gründen und erneut am 30. November 1954 festgenommen.

Anscheinend begann er Anfang der 70er Jahre mit alten oberschlesischen Genossen in Polen und der DDR zu korrespondieren, ebenso mit einem anderen FAUD-Veteranen, Max Von Piechulla, der in Kanada lebte. Er hatte auch Kontakte zu Souchy in München und konnte Westeuropa besuchen, obwohl die Bürokratie sehr oft Anfragen nach solchen Besuchen vereitelte.

Er lehnte Medaillen oder Auszeichnungen des polnischen Staates ab und lebte nach seiner Pensionierung in einer schäbigen Zweizimmerwohnung. In seinem Briefwechsel mit von Piechulla bekräftigte er, dass er sich weiterhin dem libertären Sozialismus verschrieben habe und dass dies allein die einzig lohnende Gesellschaftsform für die Menschheit sei.

Er starb am 3. Februar 1977 in Warschau.

Nick Heath

 

Die »Union des Femmes« – Die größte Frauenorganisation der Pariser Kommune (1871) und die Kritik libertärer Feministinnen daran

Kommuneaufstand im Frühjahr 1871 in Paris

Quelle: http://antjeschrupp.de/union-des-femmes

Frauen spielten beim Kommuneaufstand im Frühjahr 1871 in Paris eine wichtige Rolle – nicht nur, weil sie als Marketenderinnen die Kämpfenden mit Essen und Trinken versorgten. Viele von ihnen diskutierten mit, hielten Reden, organisierten die Arbeit in den Werkstätten. Die »Union des Femmes« war zwar die wichtigste Frauenorganisation der Pariser Kommune, aber nicht die einzige.

 

Elisabeth Dmitrieff (1850–1918)

Die russische Sozialistin Elisabeth Dmitrieff, die kurz nach dem Kommuneaufstand nach Paris gereist war, trat zunächst einem bereits bestehenden, während der Belagerung gegründeten »Comité des Femmes« bei, dem etwa 160 Gruppen und Initiativen angehörten und das 1800 Mitglieder zählte, darunter auch Anna Jaclard, André Léo, sowie die führende Frau der Pariser Internationale, Natalie Lemel. Das Comité scheint ein weitverzweigtes Netz aufgebaut zu haben, das sowohl praktische organisatorische Aufgaben übernahm wie auch einen Zusammenschluß der eher politisch interessierten Frauen ermöglichte. Doch offenbar kam es hier bald schon zu Differenzen, und Elisabeth Dmitrieff machte sich an die Gründung ihrer eigenen Organisation.

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Frauen in der Pariser Kommune (1871)

»Wenn die französische Nation nur aus Frauen bestünde, was wäre das für eine schreckliche Nation« – so soll ein Korrespondent der Londoner ›Times‹ die Ereignisse der Pariser Kommune kommentiert haben. Die ›heroische‹ Beteiligung von Frauen ist immer wieder erwähnt und untersucht worden seit Prosper-Olivier Lissagaray 1876 in seiner »Geschichte der Kommune von 1871« das Augenmerk darauf gerichtet hat:

Die Frauen gingen zuerst vor, wie in den Tagen der Revolution. Die Frauen vom 18. März waren durch die Belagerung gestählt – sie hatten eine doppelte Portion des Elends zu tragen gehabt – und warteten nicht auf ihre Männer. Sie umringten die Mitrailleusen und sprachen auf die Geschützführer ein: ›Es ist eine Schande! Was macht ihr hier?‹ Die Soldaten schwiegen. Dann und wann sagte ein Unteroffizier: ›Geht, gute Frauen, macht, daß ihr fortkommt!‹ Der Ton seiner Stimme war nicht rauh, und die Frauen blieben … Eine große Menge von Nationalgardisten mit erhobenen Gewehrkolben, Frauen und Kinder stürmen durch die Rue des Rosiers vor. [General] Lecomte sah sich umzingelt, er befahl dreimal, das Feuer zu eröffnen. Aber seine Leute blieben Gewehr bei Fuß. Als die Menge näherkam, verbrüderten sie sich, und Lecomte und seine Offiziere wurden festgenommen.

Die starke Präsenz von Frauen in der Pariser Kommune hat mehrere Ursachen.

Quelle: http://antjeschrupp.de/pariser-kommune

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Der Einfluss von Frauen auf den frühen Anarchismus

Das Interesse feministischer Forscherinnen an der Geschichte des Anarchismus hat sich bislang auf wenige herausragende Figuren wie Louise Michel, Emma Goldmann oder Clara Wichmann konzentriert. Vom Einfluss von Frauen auf die Anfänge des Anarchismus, in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, ist wenig bekannt. Das liegt wohl zum großen Teil daran, dass die »Ahnenreihe« des Anarchismus häufig mit dem französischen Sozialphilosophen Pierre-Joseph Proudhon begonnen wird, einem überzeugten Antifeministen, was natürlich den Schluss auf feministische Gründungsimpulse zu widerlegen scheint. Wenn man die Anfänge des Anarchismus bei Proudhon sucht – und fast jede allgemeine Darstellung der Geschichte des Anarchismus tut das – dann lässt sich kaum vermuten, dass Frauen mit diesen Anfängen etwas zu tun gehabt haben könnten.

Quelle: http://antjeschrupp.de/fruehe-anarchistinnen#leo

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Frauen in der Ersten Internationale

Quelle: http://antjeschrupp.de/internationale

Antje Schrupp: Nicht Marxistin und auch nicht Anarchistin – Frauen in der Ersten Internationale, Ulrike-Helmer-Verlag, Königstein 1999.
abstract in english

Die Diskussion über das Verhältnis von Frauen und Männern spielte in der Ersten Internationale eine wichtige Rolle. Und zwar eine so wichtige, daß man sagen muß: Die Erste Internationale war in ihren Anfängen vor allem eine antifeministische Organisation. Auf den ersten beiden Kongressen (1866 in Genf und 1867 in Lausanne) diskutierten die jeweils rund sechzig Delegierten – alles Männer – ausführlich über die Frage der Frauenerwerbsarbeit und über das Verhältnis von Frauen und Männern in der Gesellschaft. Weiter lesen „Frauen in der Ersten Internationale“

Die Genfer Frauensektion der Ersten Internationale

Quelle: http://antjeschrupp.de/die-genfer-frauensektion

Die Erste Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA) war eine Vereinigung von Männern. Wenn Peter Kropotkin schreibt, dass bei Gründung der Internationale »die Aufforderung an die Arbeiter erging, sich ohne Unterschied von Glauben, Geschlecht, Nation, Rasse oder Farbe zusammenzuschließen[^1]«, dann tut er der Organisation zuviel Ehre an: In den Statuten der IAA ist ausdrücklich nur die Rede von »allen Menschen, ohne Rücksicht auf Farbe, Glauben oder Nationalität[^2]«. Es ist kein Zufall, dass das Geschlecht fehlt. Bei allen sieben internationalen Kongressen und Konferenzen gab es ausschließlich männliche Delegierte, und auch in der ausgesprochen umfangreichen Literatur über die Erste Internationale kamen Frauen bislang so gut wie nicht vor[^3]. Daraus lässt sich aber keineswegs schließen, dass Frauen explizit ausgeschlossen gewesen wären, im Gegenteil: »Ladies are admitted[^4]«, betonte Marx kurz nach der Gründungsversammlung im September 1864 in London. Doch offenbar haben die Frauen von diesem Angebot nicht allzu regen Gebrauch gemacht. Weiter lesen „Die Genfer Frauensektion der Ersten Internationale“

Simone Weil – Zum 100. Geburtstag

Quelle: http://antjeschrupp.de/simone-weil

In meinem Podcast steht auch ein Audiomitschnitt von einem Vortrag über Simone Weil.

Simone Weil

Simone Weil ist weitaus weniger bekannt als Hannah Arendt oder Simone de Beauvoir. Soweit ich es mitbekommen habe, sind auch ihre Werke nicht aus Anlass des Jubiläums wieder neu aufgelegt worden. Dabei ist sie eine hoch spannende Denkerin, allerdings auch sehr viel schwieriger zu verstehen, weitaus kontroverser. Es gibt große Meinungsunterschiede zwischen ihr und Beauvoir, aber auch zwischen ihr und Arendt – und da wir ja die beiden schon so toll fanden, wird es spannend sein, diese Kontroversen zu untersuchen, auch um zu fragen, wo wir denn eigentlich stehen. Und gerade für religiöse Frauen ist das Denken von Weil hoch spannend, weil sie sich aus politischem Engagement heraus mit spirituellen Themen beschäftigt hat.

Ich werde es machen, wie beim letzten Mal, anfangen mit einem ersten, biografischen Teil, und dann nach einer Pause noch einmal genauer ihre Ideen anschauen. Weiter lesen „Simone Weil – Zum 100. Geburtstag“

Elisabeth Dmitrieff (1850–1918)

Elisabeth Dmitrieff (1850–1918)

Elisabeth Dmitrieff (auch bekannt unter ihrem Ehenamen Elisabeth Tomanovskaia ) stammte aus einer wohlhabenden russischen Familie – sie war die uneheliche Tochter einer deutschstämmigen Krankenschwester und eines russischen Großgrundbesitzers. Obwohl ihr Vater sie und ihre vier Schwestern und Brüder nicht als eheliche Kinder anerkannte, erklärte er sie doch für erbberechtigt. Ende der sechziger Jahre orientierte sich Dmitrieff zunehmend an der revolutionären Bewegung und trennte sich von ihrem Elternhaus. 1869 ging sie eine Scheinehe ein, die ihr die Ausreise nach Westeuropa ermöglichte.

Quelle: http://antjeschrupp.de/dmitrieff

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André Léo (1824–1900)

André Léo

Die französische Journalistin und Schriftstellerin André Léo war eine der führenden Persönlichkeiten der Pariser Kommune. Die 1871 bereits 46jährige war zu ihrer Zeit eine bekannte Intellektuelle, Mitbegründerin feministischer Gruppen. Sie gehörte zu einer älteren Generation von Revolutionärinnen und Revolutionären, der es vor allem darum ging, das aufbrechende Engagement und den Aktivismus der mehrheitlich jüngeren ›Macher‹ zu beeinflussen und in die ›richtigen‹ Bahnen zu lenken.

Wichtigstes Leitmotiv im Denken von André Léo ist die Überzeugung, daß der Zweck niemals die Mittel heiligt, und ihr Eintreten für die unbedingte Freiheit des Individuums. Sie war bereits eine bekannte Schriftstellerin, als sie Ende der sechziger Jahre Mitglied in der von Benoît Malon geführten IAA-Sektion Paris-Batignolles wurde, und ihre Ansichten über die Internationale waren in Frankreich bis zu einem gewissen Grad auch meinungsbildend für einen Teil der linksliberalen Öffentlichkeit. Als eine der profiliertesten Unterstützerinnen der Pariser Kommune mußte sie im Sommer 1871 ins Exil gehen und initiierte später von der Schweiz aus den Protest der ›antiautoritären‹ IAA-Sektionen gegen den Führungsstil des Londoner Generalrats.

Quelle: http://antjeschrupp.de/leo

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Margarethe Faas-Hardegger (1882-1963)

Quelle: Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung Zürich, Zentralbibliotheke Zürich

Sie sei ein Mensch, „der in allen Richtungen zu Hause sein möchte“, schrieb ein Zeitgenosse über die Schweizer Gewerkschafterin, Anarchistin und Freidenkerin Margarethe Hardegger (1882-1963). Er meinte das abfällig, denn es ist ja nicht gut, wenn man im politischen Geschäft so wankelmütig ist. So sind sie eben (liest man zwischen den Zeilen), die Frauen. Sie widersprechen sich ständig selbst und verheddern sich in einem Netz von Beziehungen, familiären Verpflichtungen und Ansprüchen von Freunden und Fremden, anstatt sich an den Schreibtisch zu setzen und die eigenen Ansichten mal ordentlich zu Papier zu bringen.

Ein Text von Antje Schrupp. Quelle: http://www.antjeschrupp.de

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